MairDuMont-Chefin Stephanie Mair-Huydts "Unser neuestes Abenteuer heißt China"

Stephanie Mair-Huydts, Chefin von MairDuMont, will mit Deutschlands größten Reisebuchverlag China erobern. Warum die Chinesen sie vor ganz spezielle Herausforderungen stellt.

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Stephanie Mair-Huydts: Der Reisebuchverlag MairDuMont setzt mit 400 Mitarbeitern 100 Millionen Euro um. Jetzt sollen chinesische Touristen helfen, den Umsatz weiter anzukurbeln. Quelle: Deniz Saylan für WirtschaftsWoche

WirtschaftsWoche: Frau Mair-Huydts, im Buchhandel stehen Reiseführer regalmeterweise, aber braucht man heutzutage wirklich noch gedrucktes Material, wenn man wegfährt?

Mair-Huydts: Offenbar mehr denn je. Wir haben selbst den Markt vor fünf Jahren nicht so optimistisch eingeschätzt. Aber in diesem Zeitraum gab es im Printbereich nach Angaben von Media Control jährliche Marktzuwächse von sechs Prozent.

Wie erklären Sie sich das?

Apps, Bücher, Internet – der Leser nutzt alle Wege, sich zu informieren, und nimmt am Ende immer noch was Gedrucktes mit.

Wie wird sich der Markt in Deutschland in den kommenden fünf Jahren entwickeln?

Der Reiseführermarkt Print wächst weiter moderat. Momentan haben wir mehr als 50 Prozent Marktanteil und streben 60 Prozent an. Der digitale Markt ist schwerer abzugrenzen, da spielt MairDuMont auf dem gleichen Terrain wie Google, Tripadvisor und andere internationale Player. Wir wollen unseren Digitalumsatz mit E-Books, Apps, Mediaumsätzen, E-Commerce und Inhalte-Vertrieb stark ausbauen.

Wie verändert das Internet Ihr Geschäft?

Es ist durch den technischen Wandel vielfältiger, aber auch komplexer geworden.

Zur Person

Inwiefern?

Wir müssen uns zum Medienhaus wandeln. In den vergangenen fünf Jahren haben wir für die Vernetzung von Print und Online technische Strukturen und Datenbanken aufgebaut und dafür einen siebenstelligen Betrag investiert. Aber die Technik nützt nichts, wenn nicht auch die Mitarbeiter vernetzt denken. Wenn wir etwa in einem Reiseführer einen Aussichtspunkt auf einem Berg in China beschreiben, müssen Mitarbeiter und Autor im Kopf haben, dass dieser auch geocodiert werden muss – nicht leicht ohne genaue Adresse. Auch die Öffnungs-Angabe zu einer Kirche in Griechenland „den Schlüssel können Sie im Sommer bis Sonnenuntergang in der Taverne gegenüber abholen“ ist nicht ganz einfach in eine Datenbankstruktur zu übersetzen.

Amazon hat angekündigt, ein eigenes Verlagsgeschäft aufzubauen. Macht Ihnen diese Ankündigung Angst?

Nein. In unserem Segment Reiseinformation geht es nur zu einem ganz kleinen Teil darum, Informationen digital und online verfügbar zu machen. Unser Know-how liegt darin, die richtige Mischung aus Text, Bildern, Karten und Grafiken für den Reisenden zusammenzustellen, und dies immer aktuell zu vielen Destinationen.

Wo sehen Sie denn negative Tendenzen und Herausforderungen?

Der Bereich Kartografie ist rückläufig, auch wenn wir jedes Jahr immer noch fünf Millionen Karten verkaufen. Aber die Leute kaufen heute kaum mehr einen Shell Autoatlas, wie wir ihn auch verlegen, sondern verlassen sich auf das Navigationsgerät. Das ist zwar ein Fehler, wenn man sich verfährt (lacht), aber das ist Fakt. In diesem Bereich, der unsere Keimzelle war, mussten wir leider in den vergangenen Jahren Stellen streichen. Zu besten Zeiten hatten wir 100 Kartografen, heute sind es noch 22. Wir müssen uns dem schrumpfenden Markt anpassen.

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