Medien Wie es bei Constantin jetzt weitergeht

Der Machtkampf um den Münchner Medienkonzern Constantin Medien scheint entschieden – allerdings bleiben auch nach der Hauptversammlung jede Menge Fragen offen.

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Die Constantin-Führungsspitze wirft das Handtuch Quelle: dpa

So schnell kann es gehen: Mittwochmorgen hatte Constantin noch einen sechsköpfigen Aufsichtsrat und einen Vorstandschef. Gegen Mittag stand das Münchner Medienunternehmen bei seiner Hauptversammlung dann ohne Aufseher und ohne Konzernspitze da: Dieter Hahn hatte hingeschmissen und in der Folge trat auch Vorstandschef Fred Kogel ab, zu Ende September wird er seinen Schreibtisch räumen. Und am Nachmittag dann übernahm eine ganz andere Mannschaft die Aufsicht über das Unternehmen, das seit mehr als einem Jahr von einem Machtkampf gebeutelt wird, der in Härte und juristischer Akribie seinesgleichen sucht.

Kennzahlen der Constantin Medien AG

Der scheint nun auf den ersten Blick entschieden: Hatte bis gestern früh die Seite von Großaktionär Dieter Hahn das Sagen, sind nun im Aufsichtsgremium die Positionen komplett mit Vertrauten von Hahns Schweizer Widersacher Bernhard Burgener besetzt. Klar scheint, dass es damit die Burgener-Seite sein wird, die den neuen Vorstandschef von Constantin Medien berufen wird.

Doch was dann? Was derzeit wie ein Sieg der Schweizer über ihre Münchner Gegner aussieht, kann sich als Auftakt für weitere Hängepartie entpuppen. Denn noch immer hält Dieter Hahn knapp unter 30 Prozent der Anteile am Konzern. Zwar hat der frühere Kirch-Manager des Öfteren durchblicken lassen, dass er – einen angemessenen Preis vorausgesetzt – bereit wäre, seine Anteile zu verkaufen. Doch bis dahin kann es noch ein langer Weg sein.

Widersacher Burgener hatte bereits vor Monaten angekündigt, Constantin Medien komplett übernehmen zu wollen. Doch ein Übernahmeangebot kam in der Zeit nicht zustande. Stattdessen arbeitete Burgener unter anderem daran, Constantins Zugriff auf seine Mehrheitsbeteiligung Highlight Communications zu blockieren und die Beteiligungshöhe auf unter 50 Prozent zu drücken. Constantin blockiert den Schachzug derzeit noch mit einer Registersperre.

Und dies ist bei weitem nicht der einzige Schauplatz des juristischen Grabenkampfes, den sich beide Seiten seit Monaten liefern. Was wird nun etwa aus dem Darlehen über 36 Millionen Euro, das Constantin einst, als Burgener noch Vorstandschef war, beim Unternehmen Stella Finanz aufnahm und mit Highlight-Aktien als Pfand besicherte? Constantin unter Kogel versucht seit einem Jahr das längst zur Rückzahlung fällige Darlehen zurückzuzahlen und die Aktien wieder in die eigene Hand zu bekommen und sieht sich einer Blockade gegenüber.

Werden alle diese reichlich komplexen Knoten nun mit einem Mal durchschlagen? Bleibt die Tochter Constantin Film im Unternehmen? Wird der Notverkauf des Sportsenders Sport1 weiter verfolgt oder nicht? Auf welche Weise will das Unternehmen das Geld zusammen bekommen, um im kommenden Jahr eine drückende Anleihe bedienen?

Was auf den ersten Blick die Verhältnisse zu klären scheint kann auch der Auftakt für neue Verwicklungen sein. Eine schnelle Lösung, so viel dürfte klar sein, wäre eine mindestens ebenso große Überraschung wie Dieter Hahns Coup auf der Hauptversammlung.

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