MeinFernbus-Chef Torben Greve "Je schlechter die Bahn, desto besser der Bus"

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Aktuell sind 308 Busse für MeinFernbus im Einsatz

Wie sieht Ihre weitere Expansionsstrategie aus?

Wir werden unser Netz in Deutschland weiter verdichten. Wenn wir auf bestimmten Strecken zum Beispiel zusätzliche Busse einsetzen, bekommen wir zwar kurzfristig eine kleine Auslastungsdelle, langfristig steigt aber die Zahl der Fahrgäste. Das zeigt uns, dass die Nachfrage noch nicht erschöpft ist. Zudem wollen wir unsere Marke ins Ausland exportieren. Da ist noch ein großes Potenzial für Wachstum. Zudem arbeiten wir an unserer Qualität.

Das sagen alle. Der ADAC Postbus sieht sich selbst als Qualitätsführer…

Die Post reklamiert das für sich, wir für uns. Wir bieten WLAN und Steckdosen im Bus, in einigen Bussen auch Onboard-Entertainment . Unsere Fahrer werden geschult, sie informieren die Fahrgäste und helfen beim Gepäck. Natürlich läuft nicht immer alles perfekt. Daran arbeiten wir.

Woran hakt es derzeit?

Ich sehe die größten Baustellen bei den Haltestellen. Oft fehlen Unterstände, Toiletten und Kioske. Das ist nicht das Niveau, was wir uns wünschen. Die kommunalen Verwaltungen agieren hier sehr verhalten. Viele glauben, dass wir nur ein vorübergehendes Phänomen sind. Dabei bieten wir soziale Mobilität für alle. Ich hoffe, dass sich das auch in den Köpfen der Politiker festsetzt.

Wie viele Busse haben Sie derzeit im Einsatz?

Aktuell sind es 308 – doppelt so viele wie vor einem Jahr. Und natürlich werden wir weiter wachsen.

Wie bezahlen Sie Ihre Buspartner eigentlich?

Wir bezahlen eine kilometer-abhängige Mindestvergütung. Hinzu kommen erfolgsabhängige Bestandteile. Je erfolgreicher die Strecke, desto besser für den Busunternehmer, der in unserem Auftrag fährt.

Die Bezahlung hängt dann also auch von Auslastung und Umsatz ab?

Ja, und anderen Kriterien. Je höher etwa die Weiterempfehlungsquote der Kunden ist, desto höher ist die Bezahlung. Wir arbeiten mit unseren 87 Buspartnern wie eine Genossenschaft zusammen. Wir agieren als Einkaufsgemeinschaft für Busse, Kraftstoff und Reifen. Gleichzeitig arbeiten die Buspartner untereinander eng zusammen, um die Kosten niedrig zu halten. Wir sind wie ein Club. Wenn der Freiburger Buspartner für uns von Baden nach Berlin fährt, kann es sein, dass der Leipziger Unternehmer ab Sachsen die Fahrt mit seinem Fahrer übernimmt. So sparen wir Hotelkosten und Spesen. Alle Buspartner haben ein Interesse am Erfolg von MeinFernbus. Das schweißt zusammen. Diese Anreizstruktur hilft uns, voraussichtlich noch in diesem Jahr die Gewinnzone zu erreichen.

Und unterstützt werden die Subunternehmen inzwischen von 250 Mitarbeitern in Berlin. Was machen die?

Die Betriebssteuerung etwa hält Kontakt zu den Fahrern und leitet sie bei Bedarf um Staus herum. Unser Kundenservice bearbeitet Anfragen von Kunden. Andere Kollegen bauen Fahrpläne auf und passen sie an, beispielsweise um den Berufsverkehr zu vermeiden. Andere werten die Kundenumfragen aus. Die Aufgaben sind vielschichtig. Wir sind gerade erst umgezogen, um Platz für unsere Mitarbeiter zu schaffen. Inzwischen sind auch unsere zwei Etagen fast zu klein.

Sie haben früher für die Deutsche Bahn gearbeitet. Helfen diese Erfahrungen?

Absolut. Ich habe fünf Jahre lang in der Angebotsplanung für den Fernverkehr gearbeitet. Ich war also dafür zuständig, wann etwa ein ICE ab Hannover abfährt. Ich weiß, wo die Bahn gut ist und wo schlecht. Außerdem kenne ich das Bahn-Netz in und auswendig. Das hilft. Und ich weiß auch: Je schlechter die Bahn, desto besser der Bus.

Inwieweit haben Sie vom Streik der Lokführer profitiert?

Wir haben 150 zusätzliche Busse eingesetzt und konnten so 400 zusätzliche Fahrten durchführen. Das war für uns eine schöne Sonderkonjunktur.

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