Michael Süß Das neue Luxusleben des Ex-Siemens-Vorstands

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Wein, Bier und deftiges Essen

Also wird der Bayer weitermachen und seine Umgebung mit seiner ungehobelten Art quälen. Süß, dessen derbe Spontaneität zugleich etwas undomestiziertes Sympathisches birgt, braucht, so scheint es, immer eine neue Herausforderung, immer einen neuen Kick. Er hat bei BMW, Porsche, MTU und Siemens gearbeitet, doch eigentlich wollte er Geschichte studieren. Er verwarf die Idee aber bald, weil das Studium seine beruflichen Möglichkeiten und die Chance, viel Geld zu verdienen, stark eingeschränkt hätte. „Da wären doch nur Forschung und Lehre geblieben“, sagt Süß. Und als Lehrer wäre er sicher nicht zu Oerlikon und zur Georgsmarienhütte gekommen. Es gebe ihm eben geistige Frische, erklärt Süß, wenn er oft etwas Neues mache.

Hemmungslose Hummergelage

Allerdings lebt auch Süß nicht vom Geist allein. Das teilt er mit seinem künftigen Aufseher, dem Stahlbaron Großmann, der für seine hemmungslosen Hummergelage auf dem Weltwirtschaftsforum und seine Schlemmerorgien im eigenen Sterne-Lokal La Vie in Osnabrück berühmt und berüchtigt ist. Ohne schnelle Autos, Zigarren, guten Wein, deftiges Essen und ein paar Maß Bier auf dem Münchner Oktoberfest kann Süß ebenso wenig wie Großmann, was beide ungeniert mit ihrer Leibesfülle demonstrieren. Was andere darüber denken, interessiert Süß kaum. Er macht einfach, ist ein Bauchmensch und authentisch ohne Abstriche.

Als etwa in der Siemens-Zentrale am Wittelsbacher Platz mal wieder der Wirtschaftsausschuss des Betriebsrats ewig diskutierte, wurde es Süß irgendwann zu langweilig. Er stand wortlos auf, ging rüber zu einem Luxusautohändler am Odeonsplatz und kaufte sich einen Sportwagen von Aston Martin.

In solchen Fällen besitzt Süß kein Maß. Vor drei Jahren musste er für Siemens nach Brasilien, wo der Konzern in einem Industriepark vor den Toren São Paulos eine Fabrik betreibt. Anders als andere Besucher der Niederlassung verlangte Süß, das kurze Stück von São Paulo zur Fabrik mit einem Helikopter zu fliegen. Süß erklärt dies mit den schwierigen brasilianischen Verkehrsverhältnissen. Auf dem Heimweg nach Deutschland, erzählt einer, der dabei war, wies Süß seine Entourage an, in einem Fünf-Sterne-Hotel der Stadt haltzumachen. Denn er wollte vor dem Rückflug nach München noch ausgiebig speisen.

Das Essen in der First Class schien dem Geschmack und Appetit des Bon Vivant nicht zu genügen.

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