Das französische Unternehmen BlaBlaCar kauft nach Informationen der WirtschaftsWoche die Carpooling GmbH, den größten deutschen Anbieter von Mitfahrgelegenheiten. Das Münchner Unternehmen betreibt die Seiten mitfahrgelegenheit.de und mitfahrzentrale.de, auf denen monatlich Fahrgemeinschaften zwischen 1,4 Millionen Menschen vermittelt werden.
Die Franzosen übernehmen 100 Prozent der Anteile, unter anderem vom Wagniskapitalgeber Earlybird und der Daimler AG. Über den Kaufpreis wurde nichts bekannt.
„Wir wollen mit BlaBlaCar eine globale Marke aufbauen“, sagte Mitgründer Nicolas Brusson der WirtschaftsWoche. Die deutschen Angebote werden daher mittelfristig nicht mehr unter dem bisherigen Namen betrieben. „Unser Ziel ist es, die Plattformen zu vereinen“, sagt Olivier Bremer, Deutschlandchef von BlaBlaCar. Erst einmal solle mitfahrgelegenheit.de aber noch weiter betrieben werden. „Für die Nutzer bleibt zunächst alles wie es ist“, so Bremer.
Wie sich Carsharing auf die Nutzung anderer Verkehrsmittel auswirkt
29 Prozent der Carsharing-Nutzer fahren seltenere mit einem Mietwagen als früher.
Quelle: Berylls Strategy Advisors, MM Customer Strategy
28 Prozent der Carsharing-Nutzer fahren seltener mit dem Taxi als zuvor.
Den Regionalzug benutzen 22 Prozent der Carsharing-Nutzer seltener.
15 Prozent der Nutzer von Carsharing-Angeboten fahren seltener mit Bus und Straßenbahn.
15 Prozent der Carsharing-Nutzer benutzen seltener das eigene Auto
Seltener mit dem Fernzug fahren zwölf Prozent der Carsharing-Nutzer
Dafür fahren drei Prozent der Carsharing-Nutzer öfter mit dem Fahrrad.
Quelle: Berylls Strategy Advisors, MM Customer Strategy
Unklar ist auch, ob die Nutzer künftig für das Angebot zahlen müssen. Nachdem die beliebteste Mitfahrbörse jahrelang kostenlos war, hatte Mitfahrgelegenheit.de 2013 eine Gebühr von elf Prozent des Fahrpreises eingeführt. Vom Ärger vieler Nutzer profitierte BlaBlaCar, die Franzosen starteten zur gleichen Zeit mit der Vermittlung von Fahrten in Deutschland. Im Gegensatz zu anderen Ländern ist der Dienst von BlaBlaCar hierzulande kostenlos, im Heimatmarkt nimmt das Unternehmen eine Gebühr von zehn Prozent Gebühr. Doch das könnte sich künftig auch hierzulande ändern. „Über das künftige Geschäftsmodell in Deutschland haben wir noch nicht entschieden“, sagt Bremer.
Carpooling hatte noch zu Jahresbeginn eine Offensive auf dem US-Markt gestartet und dabei mit dem umstrittenen Taxischreck Uber kooperiert. BlaBlaCar hatte sich dagegen bislang gegen den Gang in die Staaten entschieden und will daran auch nach der Übernahme nichts ändern. „Die USA stehen derzeit nicht im Fokus, das heißt aber nicht dass es für immer so bleibt“, sagt Brusson. Man konzentriere sich derzeit auf Märkte wie Russland, Indien und die Türkei.
BlaBlaCar wurde 2006 gegründet und 20 Millionen Nutzer in 18 Ländern. Das Unternehmen hat von bekannten Wagnisfinanzierern wie Index Ventures und Accel Partners insgesamt 110 Millionen Dollar eingesammelt.