Für die Devotionalien der Toten Hosen dagegen zeichnet eine Kauf Mich GmbH im bayrischen Trostberg verantwortlich. Auch hier herrschen ähnliche Beteiligungsverhältnisse. Einzige Ausnahme: Geschäftsführer Wolfgang Huber, ein Altpunker aus dem Freistaat, kommt als gleichrangiger Gesellschafter hinzu.
Die Lizenz- und Verlagsrechte wiederum sind in verschiedenen rechtlich eigenständigen Musikverlagen gebündelt, darunter PKM, die Abkürzung steht für „Patricks Kleiner Musikverlag“. Patrick Orth, Geschäftsführer des Plattenlabels JKP, stand bei der Namensgebung Pate. Zwar gingen im März dieses Jahres die Rechte fast aller Songs der Band, die seit 1996 erschienen sind, an die Bertelsmann-Tochter BMG. Doch die Werke aus den besonders erfolgreichen Anfangsjahren bleiben in den Händen der Düsseldorfer.
Die Konzerte der Toten Hosen organisiert KKT, ausgeschrieben: Kikis Kleiner Tourneeservice, mit Sitz in Berlin. Von hier aus lenkt Kiki Ressler, ein alter Freund der Band, das Veranstaltungsgeschäft, ist aber nicht an dem Unternehmen beteiligt.
Die Einkünfte, die die Firmen erzielen, selbst wenn es um die Autorenrechte oder Lizenzen für Songs geht, werden laut Tote- Hosen-Biograf Skai zu gleichen Teilen unter den Bandmitgliedern einschließlich Manager Hülder aufgeteilt. Ausnahme ist Schlagzeuger Ritchie. Er ersetzt seit 1999 den ursprünglichen Drummer Wolfgang „Wölli“ Rohde, der aus Gesundheitsgründen die Formation verlassen hat. Engländer Ritchie trommelt auf Honorarbasis mit.
Gleiches Geld für Alle
Der bandinterne Kommunismus plus Gewinnmaximierung gilt als Ausnahme in der Branche: Üblicherweise teilen die Songautoren ihre entsprechend bezogenen Tantiemen nicht mit dem Rest der Band. Es gibt allerdings noch andere prominente Ausnahmen: Bei U2 teilen sich die vier Bandmitglieder plus Manager ebenfalls das Gros der Einnahmen.
Der Durchbruch bei der Eigenvermarktung gelang der Band, indem Manager Hülder 1995 das Plattenlabel JKP gründete. Zwar benötigten die Düsseldorfer dafür einen Partner, den er nach einigem Suchen in Eastwest fand, einer Tochter der Deutschland-Dependance des US-Medienriesen Warner. Doch Hülder gelang es, den Multi in eine Nebenrolle zu drängen.
Anders als bei gängigen Plattenverträgen mussten sich die Amerikaner mit der Auslieferung der Toten-Hosen-Tonträger über das Distributionsnetz des Konzerns begnügen. Der größte Brocken der Wertschöpfung blieb so bei den Toten Hosen. „Früher bekam die Plattenfirma 85 Prozent und wir 15. Jetzt ist es umgekehrt“, wurde damals Hülder zitiert. „Ich habe aus vier Akkorden das Beste rausgeholt, warum soll die Band nicht rausholen, was ihr zusteht?“
Auf diese Weise nordete Hülder offenbar die Punker auf Profit ein. „Eine Plattenfirma muss heute mehr sein, als sie das im klassischen Sinne war“, sagte Bandleader Campino Jahre später. „Es reicht nicht mehr aus, einfach nur Bindeglied zwischen Presswerk und einer Band zu sein und zwei, drei Flyer rauszubringen.“ Darum machten die Toten Hosen immer mehr selbst: ob Studioproduktion, Cover-Gestaltung, CD-Pressung, Marketing oder Promotion. „Die Plattenkonzerne tobten vor Wut, zumal es Hülder verstand, Eastwest auf einen millionenschweren Vorschuss festzunageln“, erinnert sich der Berliner Musikunternehmer Tim Renner.