Nach Brexit-Votum Britischer Werberiese WPP wendet sich Deutschland zu

Die britische Werbeagentur WPP ist im dritten Quartal lediglich um 2,8 Prozent gewachsen. Konzernchef Martin Sorell macht dafür den geplanten Brexit verantwortlich. Er möchte sich nun vor allem Deutschland zuwenden.

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Martin Sorell möchte sich zukünftig mehr auf Deutschland, Frankreich und andere EU-Mitglieder konzentrieren. Quelle: Reuters

London Die weltgrößte Werbeagentur WPP bekommt nach eigenen Angaben die ersten Folgen des Brexit-Votums in ihrem Heimatland zu spüren. Aus eigener Kraft konnte das britische Unternehmen seinen Umsatz im dritten Quartal nur noch um 2,8 Prozent steigern, wie Konzernchef Martin Sorrell am Montag erklärte.

Der Berichtszeitraum begann wenige Tage nach der Entscheidung der Briten für einen EU-Ausstieg. Im Halbjahr betrug dieser sogenannte organische Zuwachs noch 3,8 Prozent. Vor allem der Heimatmarkt habe geschwächelt, was die Ungewissheit rund um den geplanten Brexit widerspiegeln könnte, sagte Sorrell. WPP erwirtschaftete 2015 gut ein Viertel seiner Umsätze in Großbritannien. Sorrell will sich künftig mehr auf EU-Länder wie Deutschland konzentrieren.

Auch die ebenfalls großen WPP-Märkte Frankreich, Italien und Spanien nimmt der Manager als konstante EU-Mitglieder in den Blick. WPP habe sich in den vergangenen drei bis vier Monaten intensiver in diesen Ländern engagiert, sagte Sorrell. „Und das werden wir auch fortsetzen.“ Doch ganz dürfte dieser neue Fokus die Delle in der Heimat nicht ausgleichen, denn für das Gesamtjahr gab Sorrell als Ziel ein Umsatzwachstum von „über drei Prozent“ an - im August hatte er noch von „gut über drei Prozent“ gesprochen.

Von der nach dem Brexit-Votum ausgelösten Talfahrt des britischen Pfund profitierte das Unternehmen im dritten Quartal. So stieg der Gesamtumsatz vor allem wegen positiver Währungseffekte um mehr als 23 Prozent auf umgerechnet rund vier Milliarden Euro (3,6 Milliarden Pfund). Um Devisenschwankungen bereinigt, belief sich der Zuwachs beim Gesamtumsatz auf 3,2 Prozent, nach 4,3 Prozent in der ersten Jahreshälfte. Das Plus von fast einem Viertel durch den Wertverfall des Pfund bezeichnete der WPP-Chef als „Scheingewinne“. Das Pfund sei fast so etwas wie eine Art „Großbritannien-Aktie“, die einen Verlust von 15 bis 20 Prozent hinnehmen musste. „Ich glaube nicht, dass das eine gute Nachricht ist“, sagte Sorrell. Die Anleger freuten sich dennoch über die Zahlen: Die Aktie stieg um rund vier Prozent.

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