Alle neuen Häuser sind auf Gemeinschaft gepolt. Bei Jo&Joe gibt es neben großen Aufenthaltsräumen mit Kamin und plüschigen Sitzbänken sogar Mehrbettzimmer mit verschiebbaren Schlafwaben, die an gestylte Jugendherbergen erinnern. Große Tische in der Lobby laden zur spontanen Zusammenarbeit mit Kollegen oder Geschäftspartnern ein. Das soll der Generation den für sie angeblich so typischen fließenden Übergang zwischen Arbeit und Freizeit leichter machen. In den Ruby-Hotels gibt es dafür sogar Mietbüros.
Bisher ist das Konzept vielerorts aufgegangen. „Wir verdienen pro Gast bis zu einem Drittel mehr als anderswo“, sagt ein hochrangiger Hotelmanager. Die Häuser sind im Schnitt besser ausgelastet, von jedem Gast bleiben rund drei Viertel des Zimmerpreises als Gewinn. Der Zimmerpreis ist zudem in den Trendherbergen auch noch meist gut zehn Prozent höher als in vergleichbaren konventionellen Häusern. „Die neuen Lifestyle-Häuser locken neben jungen auch reichlich jung gebliebene Besserverdiener an“, sagt Thomas Althoff, der seine 15 Althoff-Luxushäuser ab 2019 um trendige „Urban Loft Hotels“ ergänzt.
Die App macht die Tür auf
Gleichzeitig sind die Häuser mindestens so effizient wie ähnlich große Billighotels. Dafür sorgt der Verzicht auf klassische Hoteldienste wie feste Telefone und große Fitnessräume. Stattdessen setzen die Häuser auf Digitalisierung. Gäste können die Zimmer in immer mehr Häusern per App öffnen, so wird der Empfang entlastet. „Der Personalbedarf wird damit geringer, und viele Beschäftigte können vielseitiger arbeiten und mehrere Jobs erledigen, etwa am Empfang und an der Bar“, sagt Heidi Schmidtke, Abteilungsleiterin Hotels Deutschland beim Immobiliendienstleister Jones Lang Lasalle.
Nicht zuletzt sind auch die mittelfristigen Perspektiven günstig. So haben die Planer von Konzernen wie Hilton und Marriott ihre neuen Ableger gleich so gebaut, dass sie vor allem die Technik schnell und günstig erneuern können.
Gewinne aus dem Trendgeschäft kann die Branche gut gebrauchen. Für Neubauten und Renovierungen müssen vor allem Branchengrößen wie Intercontinental mehr Geld als früher investieren. Zwar sind Kredite günstig zu haben und die Zimmerpreise dank weltweitem Reiseboom hoch wie nie. Die fast überall auf der Welt steigenden Immobilienpreise haben aber auch die Baukosten auf Rekordniveau getrieben, außerdem sind für Großbauten geeignete Grundstücke knapp und teuer. Zudem versprechen Apartmentkomplexe Investoren höhere und vor allem schnellere Erträge als die durchschnittliche Rendite von fünf Prozent, die Neubauten klassischer Hotelmarken abwerfen. „Da kommen neue, profitablere Hotelkonzepte wie gerufen“, sagt Berater Dietl.
Trotzdem wird der Trend zur Millennial-Herberge am Ende wohl nicht allen Hotelgruppen helfen. „Bei der Menge an Marken werden einige Probleme haben, sich auch langfristig durchzusetzen. Das gilt vor allem dann, wenn sie kein Alleinstellungsmerkmal haben und an zu wenigen Standorten präsent sind“, sagt Immobilienexpertin Schmidtke.
Bei Jaz setzt Steigenberger deshalb auf demonstratives Lokalkolorit. In Stuttgart soll das neben Devotionalien des örtlichen Bundesligisten VfB auch eine sehr traditionelle Spezialität leisten – eine Manufaktur für Maultaschen.