Nobelunternehmen Wenn das Beste gerade gut genug ist

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Der Kunstmarkt fasziniert die Superreichen

Schlösser-Experte von Schenck profitiert von dieser Angst. Der Freiherr, der selbst „in einem ganz normalen Hamburger Haus“ lebt, kennt den Markt wie kaum ein anderer. Etwa 20 Wohnobjekte vermittelte Engel & Völkers 2012 in der Preislage zwischen einer und 30 Millionen Euro. „Preise und Nachfrage sind enorm gestiegen“, beobachtet von Schenck. Zu den Käufern im einstelligen Millionenbereich zählen oft Reiche, die dennoch auf den Euro schauen: „Die sehen manchmal richtig arm aus. Das ist meist aber reines Understatement.“ Anders russische Käufer, die bei Objekten ab zehn Millionen Euro immer wichtiger werden: „Wenn das Objekt stimmt, spielt der Preis nicht die Rolle.“

Liga der Superreichen

Ein paar Minuten steht das Paar schon da, diskutiert in einer Mischung aus amerikanischem Englisch und Spanisch über das Bild vor ihnen: „Schön bunt“ sei es, sagt der Mittsechziger, dessen beigefarbener Anzug sein Wohlstandsbäuchlein nicht kaschieren kann. Seine Gefährtin im knallgelben Kostüm lässt ihren Blick immer wieder über das monumentale Werk wandern, das auf der Kunstmesse Art Basel Miami Beach am Stand der Galerie Thaddaeus Ropac hängt: Knapp drei Meter im Durchmesser misst das runde Gemälde des britischen Künstlers Marc Quinn.

Als die Frau das Bild leicht mit den Fingern berührt, taucht ein kleiner, schlanker Mann auf, schwarzer, exakt sitzender Anzug, weißes Hemd, und zieht die beiden diskret in eine abgedunkelte Ecke ein paar Meter weiter. 370 000 Dollar solle die Arbeit kosten, flüstert Thaddaeus Ropac dem Pärchen zu. Die zucken ob des Preises nicht mal mit der Wimper – sie sind mit ganz anderen Fragen beschäftigt: „Es ist so groß, kriegen wir das bei uns unter?“

Dossier Wozu brauchen wir Reiche?

Für Ropac sind solche Szenen Routine. Der Österreicher gehört weltweit zu den einflussreichsten Galeristen in einem Markt, in dem die Preise seit einigen Jahren nur eine Richtung zu kennen scheinen: nach oben. Trotz der Kapriolen der Vergangenheit, trotz seiner intransparenten Mechanismen fasziniert der Kunstmarkt die Liga der Superreichen. Mitte November erzielten die großen Auktionshäuser auf mehreren Versteigerungen in New York einen Umsatz von insgesamt mehr als einer Milliarde Dollar – Rekord.

Von diesem Kuchen will sich Ropac ein gehöriges Stück abschneiden. Von seinem Stammsitz in Salzburg aus eroberte der heute 53-Jährige die globale Kunstwelt. Längst hat Ropac sein Kunstimperium, zu dem Dutzende Blue-Chip-Künstler von Andy Warhol bis Joseph Beuys zählen, nach Paris ausgedehnt. Im Dezember 2012 hat er dort seine zweite Dependance mit einer spektakulären Ausstellung mit Werken von Beuys und Anselm Kiefer eröffnet.

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