Heinemann sagte am Samstag bei einer Veranstaltung am Nürburgring, dass er nun an einem alternativen Finanzierungskonzept ohne Capricorn arbeite. Das nötige Geld scheint Heinemann aber trotz größter Bemühungen bisher nicht beisammen zu haben. Nach Informationen der WirtschaftsWoche gab es am Freitag – wiederum mit Unterstützung von KPMG – Verhandlungen mit potenziellen Investoren, die Gespräche sollen über das ganze Wochenende fortgesetzt worden sein und weiter andauern.
Unter den verbliebenen Kandidaten soll sich nach Informationen der WirtschaftsWoche eine Investorengruppe aus drei vermögenden Geschäftsleuten befinden, die auch an der Test- und Präsentationsstrecke „Bilster Berg“ beteiligt sind. Eine Einigung mit einem der Interessenten habe es allerdings bislang nicht gegeben.
Noch am Montag bat Heinemann zudem offenbar dringend um ein Treffen mit Vertretern aus dem Umfeld des ADAC Nordrhein, um weitere Finanzierungsmöglichkeiten zu besprechen. Auch hier gibt es keine Einigung. Heinemann teilte auf Anfrage mit, es gebe ein „reges Investoreninteresse“. In Unternehmenskreisen heißt es, man sei zuversichtlich, eine zum Nürburgring passende neue Gesellschafterstruktur auf die Beine stellen zu können. Lieser und Schmidt erklärten derweil in Interviews mit Blick auf die laufenden Gespräche, sie seien „vorsichtig optimistisch“.
Immer bessere Klagechancen
Doch die Situation für den Nürburgring wird derweil immer schlimmer. Mit jedem zusätzlichen Detail, das über die zahlreichen finanziellen Ungereimtheiten ans Tageslicht kommt, verbessern sich die Chancen der unterlegenen Nürburgring-Interessenten, die gegen den Zuschlag für Capricorn rechtlich vorgehen wollen. Ein Konsortium um den US-Finanzinvestor HIG Capital zählt dazu, ebenso das US-Technologieunternehmen Nexovation, aber auch der gemeinnützige Verein „Ja zum Nürburgring“ um ADAC-Ehrenpräsident Otto Flimm.
Sollten sie – wie bereits von mehreren angekündigt – vor den Europäischen Gerichten gegen den Zuschlag klagen, schwebt über dem Nürburgring jahrelang das Damoklesschwert eines jahrelangen Rechtsstreits. Etwas Erleichterung sollte Capricorn immerhin ein Pachtvertrag verschaffen. Lauf Kaufvertrag gibt es ein entsprechendes Übergangsmodell, mit dem das Bietergespann Capricorn-Getspeed den Ring zunächst pachten kann, wenn bis Ende des Jahres noch gar keine Entscheidung der EU-Kommission vorliegt oder eine positive Entscheidung, die aber noch nicht bestandskräftig ist. Doch auch gegen den Pachtvertrag rüsten sich unterlegene Bieter offenbar: Nach Informationen der WirtschaftsWoche gibt es Überlegungen, nicht nur den Zuschlag für Capricorn anzugreifen, sondern auch den Pachtvertrag als Übergangslösung.
Wichtige Verträge fehlen noch
Die Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH, die derzeit das operative Geschäft führt, bemüht sich derweil nach den dramatischen Entwicklungen um Capricorn, die Wogen zu glätten. Das operative Geschäft des Nürburgrings gehe uneingeschränkt weiter und sei von dem Gesellschafterwechsel in keiner Weise betroffen. „Wir halten ausdrücklich fest, dass die bereits geschlossenen Verträge der capricorn NÜRBURGRING GmbH (CNG) mit Veranstaltern, Kunden und Lieferanten selbstverständlich eingehalten und umgesetzt werden. Alle Veranstaltungen sind gesichert“, sagte Geschäftsführer Carsten Schumacher.
Wichtige Verträge allerdings hängen in der Schwebe. Die Langstreckenserie VLN etwa, die pro Jahr zehn Rennen am Nürburgring ausrichtet, will einen neuen Vertrag bisher nicht unterschreiben, sie verlangt wegen der unklaren Situation entsprechende Garantien und aufschiebende Bedingungen.
Das bestätigte ihr Geschäftsführer Karl Mauer. Auch für eine der wichtigsten Veranstaltungen des Jahres, das 24-Stunden-Rennen, soll es nach Informationen der WirtschaftsWoche noch keinen unterschriebenen Vertrag für 2014 mit dem ADAC Nordrhein geben.