Nürburgring Ein Desaster für Lindner

Die Düsseldorfer Hoteldynastie Lindner ruiniert mit dem scheiternden Rennstrecken-Engagement ihren Namen.

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Nürburgring Quelle: dpa

Kurz vor Redaktionsschluss im März vergangenen Jahres klingelte das Telefon der WirtschaftsWoche-Autoren. Am Apparat: Jörg Lindner, Geschäftsführer der Nürburgring-Betreibergesellschaft Nürburgring Automotive (NAG) und Spross der Düsseldorfer Hoteldynastie Lindner, der die NAG zur Hälfte gehört. Im Vorfeld hatte der Unternehmer – manchmal aufbrausend und hitzig – Fragen beantwortet und Vorwürfe dementiert. Lindner ahnte, wie kritisch der Bericht über Fehlinvestitionen, Geldschiebereien und Missmanagement an der weltbekannten Rennstrecke ausfallen würde. Bei seinem Anruf aber war er ganz piano. Inständig bat Lindner darum, um Himmels willen eines nicht zu schreiben: den Lindners fehle die Kompetenz, die Rennstrecke und ihre neuen Freizeiteinrichtungen zu betreiben.

Die Sorge war begründet. Kaum ein Jahr nach der Telefon-Intervention ist das Nürburgring-Projekt ein unternehmerisches, juristisches und politisches Desaster.

Streit zwischen Land und Pächter

Verlierer des Crashs an der Rennstrecke ist neben dem Mainzer SPD-Ministerpräsidenten Kurt Beck der unter Deutschlands Familienunternehmen klangvolle Name Lindner. Beck hat für 330 Millionen Steuer-Euro gigantische Investitionsruinen auf die zugigen Eifel-Höhen gesetzt, die nun Abrisskosten oder frisches Geld erfordern werden. Der Lindner-Clan hat das Risiko, das Sammelsurium von Indoor-Freizeitpark, Disco, Veranstaltungsarena, Kartbahn, Kino, Ladenpassage, sieben Restaurants sowie zwei Hotels und einem Ferienpark, massiv unterschätzt. Hotels und Ferienpark führen Lindners unter eigenem Namen angeblich erfolgreich. Andere Teile der Anlage will die NAG aber künftig schließen, „um keine Verluste zu machen“, kündigen Lindner und sein Kompagnon Kai Richter, der die andere Hälfte der NAG-Anteile hält, an. 92 von 340 Jobs wollen sie streichen.

Land und Pächter streiten wie die Kesselflicker. Mainz fordert von der NAG gut elf Millionen Euro. Jörg Lindner meint, dem Land „keinen Euro schuldig“ zu sein. Anfang Februar hat das Land, dem der Nürburgring überwiegend gehört, Lindner und Richter den Pachtvertrag gekündigt und will beide bis zum 29. Februar vor die Tür setzen. Die aber wollen ihren Platz an der Rennpiste bis 2040 nicht räumen und diese Woche mit einem „neuen wirtschaftlichen Konzept in die Offensive gehen“.

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