Nürburgring Finanzinvestor HIG vor dem Zuschlag

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Spaßbauten trieben "Ring" in die Pleite

Diese Beihilfen könnten auf den Käufer übertragen werden, wenn das Verkaufsverfahren nicht den Vorgaben des Europarechts entspricht. Ohne eine Freigabe durch die Kommission riskiert der künftige Nürburgring-Besitzer somit, mit einer Rückforderung in dreistelliger Millionenhöhe konfrontiert zu werden. Die EU-Kommission hat sich noch nicht dazu geäußert, bis wann sie entscheiden wird. Laut dem Europaabgeordneten Werner Langen (CDU) ist auf keinen Fall mit einem Beschluss vor der Europawahl im Mai zu rechnen.

Das Land Rheinland-Pfalz ist mit 90 Prozent Haupteigentümer der Nürburgring GmbH, zehn Prozent hält der Landkreis Ahrweiler. Im Sommer 2012 hatte die Nürburgring GmbH Insolvenz angemeldet, weil sich ein für 330 Millionen Euro in die Eifel betoniertes Freizeit- und Businesszentrum nicht rechnete. Die Spaßbauten ließ die rheinland-pfälzische Landesregierung unter Kurt Beck (SPD) bis 2009 errichten, darunter sind ein Freizeitpark mit Achterbahn, Veranstaltungshallen, der Shopping-Mall „Ring Boulevard“ sowie Hotels, Restaurants, Disco und ein Ferienhaus-Dorf. Kernbereich des Nürburgring-Komplexes sind zwei Rennstrecken, die legendäre, gut 20 Kilometer lange Nordschleife und der 1984 eingeweihte, kürzere Grand-Prix-Kurs, auf dem unter anderem die Formel-1-Rennen stattfinden.

Brandbrief an die Ministerpräsidentin

Unterdessen hat sich Ja zum Nürburgring mit einem Brandbrief an Kurt Becks Nachfolgerin Malu Dreyer (SPD) gewandt. Wenn überhaupt sollten die Bestandteile des Komplexes an verschiedene Bieter verkauft werden. Bei einem Verkauf des Komplexes als Ganzes an einen Finanzinvestor würden dagegen die Interessen des Motorsports und der Region hinten angestellt. Der Ring dürfe nicht in die Hände eines Finanzinvestors geraten. „Was das bedeutet, dürfte Ihnen genauso klar sein wie uns: Der integrierte Betrieb des natürlichen Monopols der Sportstätte zusammen mit den Hotels- und Freizeitanlagen wird dazu verwendet, alle geschäftlichen Aktivitäten am Nürburgring allein auf Rendite zu trimmen“, schreibt Ja zum Nürburgring. „Das wird der altehrwürdige Nürburgring nicht verkraften!“

Der Nürburgring ist der wichtigste Wirtschaftsmotor in der strukturschwachen Eifelregion. Etliche kleine Betriebe leben davon, ihre Dienstleistungen auf und um den „Ring“ anzubieten. Für Ja zum Nürburgring ist die Ministerpräsidentin jetzt in der Verantwortung. „Verhindern Sie den Niedergang des Nürburgrings“, fordert Vereinspräsident Flimm und kündigt an, in Brüssel weiter für den Sport und die Region zu kämpfen. „Auch wenn dies weitere rechtliche Schritte notwendig macht und womöglich bis zu einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs über Jahre hinweg ein Schwebezustand bestehen wird. Wir können weitere fatale Fehler nicht mehr zulassen!“

Ecclestone-Wirrwarr und eine Panne

Es könnte also durchaus sein, dass der schlagzeilenumwitterte Nürburgring-Verkauf noch Stoff für diverse weitere Episoden liefert. Bisher sorgte alleine Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone mit seinem mehrfach bekundeten und dann doch wieder abgeflauten Interesse schon für gehörigen Wirbel.

Aufsehenerregend war auch der Fall eines angeblichen 275-Millionen-Fabelangebots aus Hongkong.  Wie bei Recherchen der WirtschaftsWoche heraus kam, trieb allerdings ein dubioser Geschäftsmann ein Verwirrspiel mit den Insolvenzverwaltern. Die Texte für seine Webseite hatte er von Investmentgrößen wie Blackrock und Warren Buffett kopiert, das angebotene Geld hatte er gar nicht. Dennoch schaffte er es – anders als etwa der ADAC – in den so genannten Datenraum, in dem ausgewählte Bieter vertrauliche Geschäftsunterlagen der Nürburgring GmbH einsehen durften.

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