„Das größte Problem sind die hohen Kosten für die Instandhaltung der Infrastruktur“, bestätigt Oliver Wolff, Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. „An Mülheim lässt sich erkennen, dass sich die angespannte Lage bei der kommunalen Infrastrukturfinanzierung gerade dramatisch zuspitzt.“
Die Ruhrgebietsstadt mit 168.000 Einwohnern prüft derzeit, ob sie sich ihr Straßenbahnnetz noch leisten kann. Notwendige Ersatzinvestitionen in neue Waggons wurden schon drastisch gekürzt. Mülheim leidet wie viele andere Städte im Ruhrgebiet oder anderen Krisenregionen darunter, dass die teure Infrastruktur vorhanden ist und erneuert werden muss, aber die Haushaltskassen leer sind.
So kann Mühlheim die Kosten des ÖPNV nur zu 50 bis 60 Prozent aus den Fahrgasteinnahmen decken. Das ist nach einer Umfrage der WirtschaftsWoche einer der schlechtesten Werte in Deutschland. Ähnlich schlecht ist die Kostendeckung nur noch in Essen, Duisburg, Oberhausen und Augsburg.
Deshalb fordert VDV-Geschäftsführer Wolf, dass der Bund künftig nicht nur den Neubau von ÖPNV-Projekten fördert, sondern auch die Sanierung. „Es wäre sinnvoll, die Zweckbindung auszuweiten und auch Ausgaben für die Instandhaltung der Infrastruktur im Nahverkehr zu fördern“, fordert Wolff.
Im Durchschnitt liegt der Kostendeckungsgrad in Deutschland bei 79 Prozent. Nach einer Umfrage der WirtschaftsWoche unter den Großstädten liegen nur zwölf Städte über dem Durchschnitt. München ist dabei die einzige Stadt in Deutschland, die ihren Bus- und Bahnverkehr ohne öffentlichen Zuschuss kostendeckend durchführt. Sehr hoch sind auch noch die Kostendeckungsgrade in Stuttgart (94 %) und Hamburg (90 %). Dass auch kleinere Großstädte mit geringen öffentlichen Zuschüssen auskommen können, zeigen Freiburg und Leverkusen (je 88 % Kostendeckung).
Ebenfalls über den Durchschnitt liegen die Städte Frankfurt am Main (86 %), Erfurt und Kassel (je 85 %), Mannheim (83 %), Düsseldorf und Karlsruhe (je 82 %). Als Millionenstadt vergleichsweise schlecht steht die Bundeshauptstadt Berlin da. Die größte deutsche Stadt liegt mit einer Kostendeckung von 74 % unter dem Schnitt und deutlich hinter den anderen drei Millionenstädten München (100 %), Hamburg (90 %) und Köln (77 %).