Das weiß auch Herbert Millmann. Millmann ist ein Fachexperte für Paketshops und Postfilialen, viele Jahre hat er selbst solche Shops betrieben. Heute ist er Vorstand im Postagenturverband Deutschland, in dem sich Betreiber von Postfilialen organisiert haben.
„Weihnachten ist unsere Hauptkampfzeit“, sagt Millmann. In den Wochen vor dem Fest laufen bei den Postagenturen jeden Tag zwischen 50 und 100 Prozent mehr Pakete ein als an einem durchschnittlichen Tag, sagt er. „Das hängt auch von Standort und Größe der Filiale ab.“
Das Doppelte an Paketen? Für die Agenturbetreiber bedeutet das auch doppelte Arbeit. Rund 40 Cent erhalten sie pro Paket, das der Empfänger in den Filialen abholen soll, von DHL. Die Konkurrenten Hermes, DPD und Co zahlen ähnliche Preise. Einen Zuschlag für den zusätzlichen Weihnachtsaufwand gäbe es aber nicht, sagt Millmann.
Und das ist für viele Betreiber ein Problem. Die Paketdienste heuern zur Hauptsaison zusätzliche Arbeitskräfte und Fahrzeuge an. Alleine die Deutsche Post sucht dieses Jahr 10.000 Aushilfen für ihr Weihnachtsgeschäft. Die kleineren Konkurrenten Hermes, DPD, GLS und UPS suchen gemeinsam nach rund 13.000 Arbeitskräften. Die meisten arbeiten als Paketboten. „Auch wir bräuchten zusätzliche Mitarbeiter“, sagt Millmann. „Aber bei 40 Cent je Paket? Davon kann man keinen Mindestlohn zahlen.“
Zweifel schon bei Vertragsabschluss
Bei vielen Agenturnehmern herrsche deshalb Frust, sagt Millmann. Und nicht nur dort, auch bei den Kunden steigt immer wieder der Ärger hoch. „Das große Problem für unsere Agenturen ist, für die Kunden sind wir die Post“, sagt Millmann. Dass die gelben Filialen dem Konzern nicht gehören und auch die Mitarbeiter deshalb nur begrenzt Auskunft über die Richtlinien und Praktiken der Post und ihrer Boten geben können, sei den Verbrauchern kaum klar.
Es ist keine bequeme Position, einen Paketshop zu betreiben. Das hat auch Lasse Winter gelernt. Für den Weinhändler begannen die Zweifel schon bei Vertragsabschluss.
Beschädigt und überteuert – So schneidet Ihr Paketzusteller ab
Winter ist Kooperationspartner des Hamburger Paketdienstes Hermes, einer Tochter des Versandhauses Otto. Das Unternehmen war das erste, was in Deutschland ein Netz aus Paketshops aufbaute. Ginge es nach Hermes, hätte Winter normalerweise über die gesamte Schaufensterlänge seines Ladens Werbung für Hermes aufkleben müssen. Das kam für ihn aber nicht in Frage, da die Filiale und auch seine eigene Schaufensterwerbung weinrot gefärbt sind. Das Hermes-blau und das weinrot beißen sich. Schließlich konnte er sich mit Hermes einigen, dass lediglich an der Eingangstür Hermes-Werbung angebracht wurde.
In anderen Fragen ließen sich so leicht keine Kompromisse finden. Zum Beispiel bei der Frage, wie Weinhändler Winters besser von seinen Paketkunden profitieren kann. „Es ist kaum einer gekommen, der bei der Gelegenheit noch eine Flasche Wein für 20 bis 100 Euro gekauft hat“, sagt er. Stattdessen störten die Abholer eher die reguläre Kundschaft. „Es kam nicht wirklich gut an, wenn wir Kunden hatten, die für 3000 bis 4000 Euro Wein kaufen wollten und in der Zwischenzeit Kunden rein platzten, um ihr Paket abzuholen“, sagt Winter. Er hat seinen Vertrag mit Hermes nun gekündigt. „Die 160 bis 180 Euro im Monat können wir verschmerzen“, sagt er. Die Kündigungsfrist sei bereits angelaufen.
Gerne würde Winter schon vorher aus dem Vertrag aussteigen. Den Dezember möchte er als Paketshopbetreiber nicht unbedingt erleben.