Open-Air-Kinos Das riskante Geschäft der Freiluftkinos

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Was das Überleben der Freiluftkinos sichert

"Ein wirtschaftliches Unterfangen sind Freiluftkinos oft nicht unbedingt", sagt auch Philip Hartmanis. Vor sieben Jahren hat der Dortmunder zum ersten Mal ein Open-Air-Kino auf die Beine gestellt, im Stadion des BVBs. Vor zwei Jahren musste die Veranstaltung in den benachbarten Westfalenpark umziehen. Und Hartmanis, früher Angestellter des BVB, organisiert das "PSD Bank Kino" mittlerweile mit seiner eigenen Eventfirma Neovaude. Ein Viertel der Kosten trägt dabei die PSD Bank als Namenssponsor.

Die größten Kinobetreiber Deutschlands
CinestarNach Schätzung des Branchenexperten Thomas Pintzke von der Beratungsfirma rmc medien consult kommt die Cinestar-Gruppe auf einen Marktanteil von 18 bis 20 Prozent in Deutschland. Die Gruppe betreibt in Deutschland 74 Kinos an 61 Standorten und zeigt Filme auf mehr als 500 Leinwänden. Quelle: dpa
Cineplex-GruppeDie Cineplex-Gruppe ist ein Sonderfall: In ihr haben sich viele unabhängige  Kinobetreiber mit insgesamt 86 Kinos zusammengeschlossen, die mit einem  gemeinsamen Label auftreten und bei Einkauf und Beschaffung kooperieren. Gemeinsam kommen die Kinos auf rund 470 Leinwände. Quelle: Screenshot
CinemaxxDer einzige börsennotierte Kinobetreiber aus Deutschland und jüngst Übernahmeziel der britischen Vue-Gruppe. Mit einem geschätzten Marktanteil von 10 bis 12 Prozent erreicht Cinemaxx den dritten Platz der deutschen Kinoketten. Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 200 Millionen Euro und erwirtschaftete nach Steuern 19 Millionen Euro Gewinn. Quelle: dpa
UCI KinoweltUCI Kinowelt ist der deutsche Ableger des nach eigenen Angaben größten Kinobetreibers in Europa. 23 Kinos mit mehr als 200 Leinwänden bilden hierzulande die Kinowelt. Quelle: Presse
KinopolisMit einer Unternehmensgeschichte von mehr als 100 Jahren gehört Kinopolis zu den Urgesteinen auf dem deutschen Kinomarkt. Mit einem geschätzten Marktanteil von acht bis zehn Prozent reiht sich der Kinobetreiber auf Platz fünf hinter seinen Konkurrenten ein. Das Familienunternehmen aus Darmstadt betreibt Kinos an 16 Standorten und mit rund 27.500 Sitzplätzen in Deutschland. Quelle: dpa

Nur eine Stunde Autofahrt entfernt suchten auch die Düsseldorfer Sven Kukulies und Eva Haub verzweifelt nach einem Namenssponsor. Nach jeder Vorstellung stellten sie sich auf die Bühne und riefen Unternehmen dazu auf, sich bei Ihnen zu melden. Frank Henes hört sie. Er ist schon seit Jahren regelmäßiger Besucher des Frankenheim Kinos - und Vorstandsmitglied beim Finanzdienstleister Commerz Real. Die Commerzbank-Tochter hat ihren Hauptsitz in Düsseldorf und will ihren Markennamen bekannter machen. Für drei Jahre verpflichtet sich die Commerz Real als Hauptsponsor. "Das war echt unsere Rettung", sagt Kukulies. "Sonst hätten wir es woanders versuchen müssen."

Es gibt nur wenige Städte, in denen sich ein Open-Air-Kino in dieser Größenordnung mit Sponsorengeldern betreiben lässt. Viele der 550 Kinos leben hauptsächlich von Kulturfördergeldern und Subventionen.

Vom guten Ruf profitieren

Das Kino auf der Burg in Esslingen hat einen anderen Weg gefunden. Hoch über der 90.000-Einwohner-Stadt thronen die mittelalterlichen Türme der ehemaligen Stadtbefestigung. Seit 20 Jahren findet hier das Kino auf der Burg in malerischer Kulisse statt. Ermöglicht und organisiert wird das vom Verein Kommunales Kino, der auch ein Programmkino in Esslingen betreibt. 160 Freiwillige helfen beim Auf- und Abbau, verkaufen Tickets oder arbeiten als Ordner.

24.000 Besucher kamen letztes Jahr zum Kino auf der Burg. Wie viele es dieses Jahr werden, das hängt vom Wetter ab. Und damit auch die Ticket- und Gastronomie-Einnahmen. "Wenn wir die ehrenamtlichen Helfer nicht hätten, würden wir wahrscheinlich in den wenigsten Jahren auf ein Plus kommen", sagt Stefan Hart, Geschäftsführer des Vereins Kommunales Kino. In ganz schlechten Jahren musste die Stadt dem Verein unter die Arme greifen, damit die Zahlen nicht in den roten Bereich rücken. "Aber die hat davon ja auch ihren Vorteil. Das Kino auf der Burg ist in der ganzen Region bekannt", sagt Hart.

Geht es nach Hartmanis, soll es das PSD Bank Kino in Dortmund einen ähnlichen Ruf erlangen. Er will mehr aus der Veranstaltung machen: Ein Kulturevent, ein Festival, wo nicht nur Filme gezeigt werden, sondern auch Musikkonzerte, Lesungen oder Theaterspiele stattfinden. "Wir wollen hier einfach etwas in die Stadt holen, einen Mehrwert für Dortmund schaffen", sagt Hartmanis. Doch um das zu Erreichen, wird er viel Ausdauer brauchen.

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