Nach neun Jahren Bauzeit wird der erweiterte Panamakanal am 26. Juni eröffnet. Damit ist die Wasserstraße für die neuen Herausforderungen des Welthandels gerüstet, wie der stellvertretenden Verwalters des Kanals, Manuel Benítez, im Interview der Deutschen Presse-Agentur sagt.
Zur Person
Manuel Benítez (60) ist der stellvertretende Leiter der Verwaltungsgesellschaft des Panamakanals ACP. Er begann seine Karriere 1978 als Mechaniker für Präzisionsgeräte bei der Kanalverwaltung. Später studierte er Ingenieurwissenschaften an der Universität von Panama und Betriebswirtschaftslehre an der Cornell University in den USA.
Nach neun Jahren Bauzeit wird nun der erweitere Panamakanal eröffnet. Warum war es notwendig, den Kanal auszubauen?
Manuel Benítez: Die Reedereien bauen immer größere Schiffe, die nicht durch den bisherigen Kanal passen. Diesen Trend haben wir vorausgesehen. Wir mussten uns an die neuen Gegebenheiten anpassen, sonst wäre der Panamakanal obsolet geworden.
Was waren die größten technischen Herausforderungen bei der Erweiterung des Kanals?
Das Schwierigste war, den normalen Betrieb des Kanals und die Ausbauarbeiten zu koordinieren. Teilweise hatten wir 14 Baggerschiffe im Kanal, während die Frachter unserer Kunden durchfuhren. Das erhöht natürlich das Risiko von Unfällen. Zum Glück ist nichts passiert.
Die Geschichte des Panamakanals
Der US-Senat billigt das Abkommen zum Panamakanal.
Das Ingenieurkorps des US-Heeres beginnt mit dem Kanalbau.
Die „SS Ancon“ passiert als erstes Schiff den Kanal.
US-Abenteurer Richard Halliburton schwimmt durch den Panamakanal und zahlt mit 36 Cent die niedrigste jemals entrichtete Passagegebühr.
Nach der Installation von Lampen am Culebra Cut und den Schleusen nimmt der Kanal den 24-Stunden-Betrieb auf.
Bei Protesten gegen die US-Verwaltung des Kanals kommen 22 Panamaer und vier US-Bürger ums Leben.
Betriebsamster Tag in der Geschichte des Panamakanals: 65 Schiffe passieren die Wasserstraße innerhalb von 24 Stunden.
Unterzeichnung des Torrijos-Carter-Vertrags. Das Abkommen sieht die Gründung einer binationalen Verwaltung vor und schreibt die endgültige Übergabe des Kanals an Panama für 1999 fest.
Das Tragflügelboot „Pegasus“ der US-Marine durchquert in zwei Stunden und 41 Minuten als schnellstes Schiff den Panamakanal.
Der Torrijos-Carter-Vertrag tritt in Kraft. Panama erlangt die Souveränität über sein gesamtes Staatsgebiet zurück.
Um den in Drogengeschäfte verwickelten Machthaber Manuel Noriega zu stürzen, marschieren US-Truppen in Panama ein. Der Verkehr im Kanal wird für über 29 Stunden eingestellt.
Die Kanalverwaltung ACP wird geschaffen. Sie ist unabhängig, überweist aber einen großen Teil ihrer Einnahmen an die Staatskasse.
Die USA übergeben die Kanalverwaltung an Panama.
Ein Volksentscheid zur Erweiterung des Kanals wird mit großer Mehrheit angenommen.
Beginn des Kanalausbaus.
Wegen eines Streits um Zusatzkosten zwischen der Kanalverwaltung und der Baufirma GUPC werden die Arbeiten für zwei Wochen eingestellt.
Der Panamakanal feiert seinen 100. Geburtstag.
Die Tests der neuen Schleusentore beginnen.
Was bedeutet der erweiterte Kanal für den Welthandel?
Der neue Kanal wird für Reeder und Logistikunternehmer die Kosten senken und damit auch die Preise für die Endverbraucher drücken. Zudem erlaubt er die Erschließung neuer Märkte. Zum Beispiel kann nun Flüssiggas von den Häfen der US-Ostküste schneller und günstiger nach Asien transportiert werden.
Jetzt wird das dritte Schleusensystem eingeweiht, aber es gibt bereits vorläufige Pläne für einen erneuten Ausbau des Kanals. Befürchten Sie, dass die Erweiterung nicht ausreicht?
Der Welthandel wird weiter zunehmen und der Panamakanal muss sich immer wieder an diese Entwicklung anpassen. Wenn die Nachfrage nach Schiffspassagen unsere derzeitige Kapazität eines Tages übersteigen sollte, werden wir ein viertes Schleusensystem bauen.
In Nicaragua gibt es ebenfalls Pläne für den Bau einer Wasserstraße zwischen Atlantik und Pazifik. Fürchten Sie die Konkurrenz?
Wenn es diesen Kanal tatsächlich einmal geben sollte, wäre er natürlich ein Wettbewerber. Wir glauben aber nicht, dass der Kanal in Nicaragua wirtschaftlich gebaut und betrieben werden kann.