Personenbeförderung Taxi-Schreck Uber knickt ein

Das US-Unternehmen will den deutschen Personenbeförderungsmarkt aufrollen. Doch das Geschäft kommt nicht voran. Jetzt schwenkt Uber um.

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Die zehn teuersten Taxistädte
Platz 10: MelbourneIm australischen Melbourne kostet eine drei Kilometer lange Taxifahrt 6,26 Euro. Damit landet die Metropole auf dem zehnten Platz der Städte mit den teuersten Taxifahrten und liegt unter dem Städte-Durchschnitt von 6,83 Euro. Dies hat die Strategieberatung Simon-Kucher & Partners anhand der Grund- und Kilometerpreise in 18 Städten ohne Berücksichtigung der Wartezeiten ermittelt. Die dabei herausgekommenen Preise für eine Drei-Kilometer-Fahrt hat sie außerdem mit den Kosten für eine Einzelfahrt im öffentlichen Nahverkehr verglichen. In Melbourne kostet eine Taxifahrt etwa zweieinhalb mal so viel, wie eine Fahrt mit Bus und Bahn. Damit gehört Melbourne zu den günstigeren Städten: Im weltweiten Durchschnitt sind Fahrgäste im Taxi drei mal teurerer unterwegs. Quelle: dpa
Platz 9: SydneyTeurer sind Taxifahrgäste in Sydney unterwegs: Hier müssen sie umgerechnet 7,02 Euro zahlen, um drei Kilometer voran zu kommen. Damit übersteigt Australiens größte Stadt den weltweiten Durchschnitt von 6,83 Euro. Taxifahrgäste zahlen hier das 2,63-fache einer Einzelfahrt mit Bus und Bahn. Quelle: REUTERS
Platz 8: FrankfurtDie erste deutsche Stadt im Ranking ist Frankfurt. Fahrgäste, die hier drei Kilometer zurücklegen wollen, zahlen im Taxi 8,05 Euro und damit 3,1 mal mehr als im öffentlichen Nahverkehr. Allerdings geht es in Deutschland auch deutlich teurer, wie die weiteren Platzierungen zeigen. Quelle: dpa
Platz 7: WienMit einem Cent sind Taxifahrgäste in Wien minimal teurer unterwegs als in Frankfurt: 8,06 kostet hier eine Fahrt. Das sind 3,66 mal so viel, wie im öffentlichen Nahverkehr. Damit liegt Wien deutlich über dem weltweiten Durchschnitt vom dreifachen Aufschlag bei Taxifahrten. Quelle: dpa
Platz 6: BerlinEinen deutlichen Sprung gegenüber Wien, legt die deutsche Bundeshauptstadt hin. Drei Kilometer im Taxi kosten in Berlin 8,66 Euro, also das 3,37-fache einer Einzelfahrt mit Bus und Bahn. Eine andere deutsche Stadt ist allerdings noch teurer. Quelle: dpa
Platz 4: Stockholm8,81 Euro müssen Fahrgäste in Stockholm für drei Kilometer im Taxi hinlegen. Auch der öffentliche Nahverkehr ist in Schwedens Hauptstadt verhältnismäßig teuer. Die Kosten machen das 2,36-fache der Bus- und Bahnpreise aus. Da haben andere Städte mit hohen Taxipreise einen deutlich höheren Taxiaufschlag. Quelle: AP
Platz 4: LondonDie typischen schwarzen Taxis im Londoner Stadtbild versprühen einen Flair, den sich Fahrgäste etwas kosten lassen müssen. 8,88 Euro kostet eine drei Kilometer lange Taxifahrt umgerechnet in der britischen Hauptstadt. Günstiger und genau so typisch sind die roten Doppeldecker-Busse. Der Londoner Taxipreis entspricht dem 3,2-fachen Wert einer Fahrt im öffentlichen Nahverkehr. Quelle: dpa

Als Fabien Nestmann Mitte August zu einem Kongress über Mobilität in Deutschland nach Berlin fuhr und dort auf wütende Taxi-Unternehmer traf, nahm er der Spannung im Saal mit einer kleinen Anekdote die Luft. Nestmann, der für Uber in Deutschland spricht und bei der Taxi-Zunft als Persona non grata gilt, erzählte, dass der Uber-Service an diesem Tag in Berlin nicht gut funktionierte.

Eigentlich wollte Nestmann mit einem Fahrer von Uber Pop ins Ritz Carlton am Potsdamer Platz kommen, doch der nächste Fahrer sei laut App 20 Minuten entfernt gewesen. Der Limousinenservice Uber Black zeigte an diesem Morgen gar null Treffer an.

Nestmann rief also ein Taxi, das zwei Minuten später vor seinem Hotel stand. Die Charme-Offensive des Uber-Managers hat die Taxi-Unternehmer begeistert.

Doch was Ubers Deutschland-Sprecher Nestmann damals als Anekdote präsentierte, ist längst keine Eintagsfliege mehr. Ein Blick auf die Uber-App zeigt fast immer Flaute in allen deutschen Städten, in denen Uber aktiv ist.

Die juristischen Tritte gegen das US-Unternehmen scheinen zu wirken. Uber sieht das zwar anders, bastelt aber offensichtlich schon mit Hochdruck an einem neuen Geschäftsmodell, um sich der Misere entgegen zu stellen.

Seit einem Jahr versucht Uber, den deutschen Taximarkt zu revolutionieren. Die App „Uber Pop“ vermittelt Fahrten von Privatfahrern mit eigenem Fahrzeug. Das Geschäftsmodell verstößt gegen das Personenbeförderungsgesetz, etwa weil Fahrer keinen Personenbeförderungsschein besitzen und die Versicherungsfragen ungeklärt sind. Uber sieht sich juristischen Klagen ausgesetzt, macht bis zu einer letztinstanzlichen Entscheidung aber weiter wie bisher.

Doch offensichtlich haben die Klagen das Image von Uber in Deutschland nachhaltig geschädigt. Zwar spricht das Unternehmen laut eigenen Angaben immer mehr Nutzer an, die sich die App auf ihr Smartphone geladen haben. Doch wer nach Fahrgelegenheiten sucht, blickt meist auf eine App, die wenige Autos findet.

So waren an den vergangenen Tagen zu verschiedenen Zeiten in den Städten Berlin, Hamburg, München, Frankfurt und Düsseldorf meist nicht einmal eine Handvoll Pop-Autos unterwegs. In München waren es am Donnerstagnachmittag und Freitagfrüh immerhin noch acht bis zehn Autos. In Frankfurt und Düsseldorf hingegen waren gerade mal drei bis fünf Pop-Fahrer auf der Suche nach Kundschaft. In Berlin und Hamburg lag die Zahl der Autos meist bei null.

Auch die Pop-Alternative Uber Black brachte meist Ernüchterung in allen Städten. Uber Black ist im Gegensatz zu Uber Pop ein Limousinenservice, der mit professionellen Fahrern arbeitet. Anders als Taxis sind die Dienstleistungen in ihrer Preisgestaltung frei. Allerdings müssen sie laut Gesetz nach einer Fahrt wieder an die Betriebsstätte zurück kehren und dürfen sich auch nicht von Fahrgästen am Straßenrand heranwinken lassen.

Zahl der Uber-Autos in Millionenstädten bei Null?

Auf Anfrage der WirtschaftsWoche, ob die Zahl der Uber-Fahrer angesichts der desaströs niedrigen Zahl überhaupt wachse, antwortete das Unternehmen, die aktuelle Verfügbarkeit der Uber-Fahrer sei lediglich „eine Momentaufnahme“. Sie liefere „keinen Rückschluss darauf, wie viele Uber-Autos insgesamt in einer Stadt angemeldet und unterwegs sind. Auch werden in diesem Moment besetzte Autos auf der App nicht angezeigt.“

Das stimmt zwar. Doch es ist schon fraglich, warum die Zahl der Uber-Autos in Millionenstädten wie Berlin und Hamburg mehrere Mal am Tag bei Null liegt. Offiziell gibt sich Uber dennoch optimistisch. „Es gäbe derzeit sogar so viele Neuanmeldungen, dass die Uber-Teams in den Städten mit dem Onboarding kaum nachkommen und es so leider zu Verzögerungen käme.“

Dennoch bastelt Uber schon an neuen Geschäftsmodellen. Die „Welt“ berichtete in ihrer gestrigen Ausgabe, dass Uber die App Uber Pop zu einer reinen Mitfahrzentrale zurechtstutzen will. So sollen die Tarife massiv gesenkt werden.

Dem Zeitungsbericht zufolge soll eine Fahrt mit Uber Pop in Berlin künftig 35 Cent pro Kilometer kosten – also kaum mehr als beim Carsharing wie Car2Go und DriveNow. Damit wären allenfalls die Betriebskosten der Fahrer gedeckt. So könnten die Anbieter zwar kaum Geld verdienen, aber die App wäre gesetzeskonform.

Uber gibt dem Druck in Deutschland also nach – bleibt aber kämpferisch. Das Unternehmen sucht jetzt Nutzer, die einen Appell an die Verkehrsminister der Länder und den Bundesverkehrsminister unterschreiben, die bestehenden Gesetze zu modernisieren. Wie ein Zeichen der Stärke wirkt das alles nicht.

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