Piloten erhöhen Druck Lufthansa macht Piloten neues Angebot

Der Streik der Lufthansa-Piloten sorgt vor allem auf Kurz- und Mittelstreckenflügen für Stillstand. Am Samstag sollen 88 Interkontinentalflüge ausfallen. Jetzt soll Lufthansa 4,4 Prozent mehr Gehalt angeboten haben.

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Viele Flugzeuge der Lufthansa blieben heute am Boden. Quelle: dpa

Die streikenden Piloten der Lufthansa haben am dritten Tag ihres Ausstands den Druck auf das Unternehmen erhöht. Ein Ende des Arbeitskampfes sei nicht absehbar, sagte der Sprecher der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit, Jörg Handwerg, in Frankfurt. Es gebe kein vorher festgelegtes Enddatum für den Streik.

Die Lufthansa hat ihren streikenden Piloten am Nachmittag daraufhin ein neues Tarifangebot unterbreitet. Die Fluggesellschaft will die Piloten mit einer "Gesamtlösung" zum Einlenken bewegen. Dabei erhöhte sie ihr Gehaltsangebot: Für 2016 soll es rückwirkend 2,4 Prozent mehr Geld geben, für 2017 weitere 2,0 Prozent, dazu eine Einmalzahlung von 1,8 Monatsgehältern. Der Tarifvertrag soll bis Mitte 2018 laufen. Im Gegenzug fordert die Lufthansa Entgegenkommen bei den Betriebsrenten: Die Piloten sollen sich künftig mit einer Zusage für die Beiträge zur Altersversorgung begnügen, für die spätere Rente will der Konzern nicht mehr einstehen. Damit könnte die Lufthansa Geld sparen, sagte Personalchefin Bettina Volkens.

Die Gespräche mit den Piloten darüber könnten am Dienstag (29. November) aufgenommen werden. Sie erneuerte ihr Angebot, ein Schlichtungsverfahren für alle offenen Tarifverträge einzuleiten, "um die bestehenden Gräben zu überwinden". Das hatte die Pilotengewerkschaft bisher strikt abgelehnt. Zu dem neuen Vorstoß äußerte sie sich zunächst nicht. Cockpit fordert 3,7 Prozent pro Jahr - einschließlich Nachzahlungen für vier Jahre. Die Piloten gehören mit durchschnittlichen jährlichen Gehältern von rund 140.000 Euro zu den Großverdienern im Konzern.

Damit wird eine erneute Verlängerung des am Mittwoch begonnenen Streiks über den Samstag hinaus zumindest fraglich. Für den vierten Streiktag in Folge sagte die Lufthansa am Mittag 137 Flüge ab, darunter 88 Interkontinentalverbindungen. Betroffen seien am Samstag rund 30.000 Passagiere, so dass sich die Gesamtzahlen für diese 14. Streikrunde der Piloten auf 2755 ausgefallene Flüge mit 345.000 betroffenen Passagieren steigern.

Gleichwohl kann die Lufthansa Group am Samstag 2863 von 3000 geplanten Flügen anbieten. Flüge der Billigtöchter Eurowings und Germanwings sowie der Konzerngesellschaften AUA, Swiss, Brussels und Air Dolomiti werden am Samstag erneut nicht bestreikt.

Womit die Lufthansa ihr Geld verdient

Erklärtes Streikziel der Piloten sei es, von der Lufthansa ein verhandlungsfähiges Angebot zu erhalten, sagte Handwerg. Sobald dies vorliege, könne der Arbeitskampf beendet werden. Dies sei Konsens unter den Gewerkschaftsmitgliedern. „Die Kollegen erwarten, dass wir die Lufthansa nicht mit Samthandschuhen anfassen.“

Am Freitag fielen wegen des Streiks 830 Lufthansa-Flüge aus. Betroffen seien alle innerdeutschen und Europaflüge mit zusammen mehr als 100.000 Reisenden, teilte Lufthansa mit. Die Langstreckenflüge würden hingegen „nahezu planmäßig“ starten. Vereinzelt könnten aber noch Verbindungen wegen des vorherigen Streiktages ausfallen.

Die Deutsche Bahn sah sich auf den Freitag gut vorbereitet. An diesem Hauptreisetag seien „alle zur Verfügung stehenden Züge im Einsatz“, teilte sie mit. Bei Bedarf könnten auch zusätzliche Züge auf besonders ausgelasteten Strecken eingesetzt werden. Das Personal auf den Bahnhöfen in Städten, die vom Streik besonders betroffen seien, werde bei Bedarf ebenfalls aufgestockt, um Reisenden zu helfen.

Immer wieder Streiks bei Lufthansa und ihren Töchtern

Die Lufthansa forderte die Piloten zu einer Schlichtung auf. Schon jetzt zahle die Airline ihren Piloten mehr als bei anderen Fluggesellschaften üblich. Das Management sei für mehr als 120.000 Mitarbeiter verantwortlich und wolle den Konzern zukunftsfähig aufstellen, hatte Vorstandsmitglied Harry Hohmeister am Donnerstag erklärt. Die Kosten für einen Streiktag auf der Lang- und Kurzstrecke bezifferte er auf etwa zehn Millionen Euro. Bei den Streiks in Teilflotten am Freitag und Samstag dürften sie geringer ausfallen.

Im bis April 2014 zurückreichenden Tarifkonflikt hatte Lufthansa den Piloten zuletzt ein Lohnplus von 2,5 Prozent bis Ende 2018 angeboten. Die Vereinigung Cockpit lehnt das ab. Sie verlangt Tariferhöhungen von insgesamt 22 Prozent für die Zeit bis einschließlich April 2017.

Handwerg bestätigte, dass die VC für kommenden Mittwoch (30. November) eine Demonstration am Frankfurter Flughafen angemeldet hat. Das sei vorsorglich geschehen. Es gebe den Wunsch der Mitglieder, Einigkeit zu demonstrieren, wenn das zu diesem Zeitpunkt noch notwendig sein sollte. Ob bis zum Mittwoch gestreikt werde, stehe nicht fest, sondern hänge vom weiteren Verhalten der Lufthansa ab.

Für eine Verhandlungslösung plädierte unterdessen Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier. In dem langen Tarifkonflikt sei es an der Zeit, mit Hilfe eines neutralen Schlichters zu versuchen, „die unversöhnliche Haltung beider Seiten aufzulösen“, sagte der CDU-Politiker in Wiesbaden.

Welche Rechte Fluggäste bei Streik haben

Bereits am Donnerstag wurden wegen des Streiks 912 Verbindungen gestrichen, am Mittwoch waren 876 gewesen. Reisende können sich weiter über die Internetseite Lufthansa.com informieren, ob ihre Verbindung unter den gestrichenen Flügen ist.

Der mehrtägige Streik lastet der Branche zufolge vor allem Hotels in der Nähe des Frankfurter Flughafens und in der Innenstadt aus. „Die Umsätze, die hier generiert werden, sind allerdings kein Grund zum Jubeln. Uns wäre es lieber, der Ausstand fände nicht statt“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gastronomieverbandes Dehoga Hessen, Julius Wagner, der Deutschen Presse-Agentur. Die Lufthansa hat für gestrandete Kunden nach eigenen Angaben im Rhein-Main-Gebiet sowie im Raum München vorsorglich fast 4000 Hotelzimmer reserviert.

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