Es ist wohl die weltweit größte Sammlung von Hefezopffotos: 743 Abbildungen von "Friedas genialem Hefezopf" finden sich in der Koch-Community Chefkoch.de. 1678 registrierte Nutzer gaben ihre Stimme zum Kuchen ab. Das Rezept wurde über eine Million Mal abgerufen und rund 200.000mal ausgedruckt. Die Lektüre aller Kommentare zum genialen Hefezopf dürfte Stunden dauern; der erste ist vom 17. August 2005.
Seit Jahren machen sich die Community-Nutzer einen Spaß daraus, immer neue Fotos von ihren Hefezopf-Backergebnissen einzustellen. Langjährige Nutzer lassen es sich auch nicht nehmen, alljährlich neue Community-Nutzer davor zu warnen, Chefkoch.de lege eine Sommerpause ein, weshalb man schnell noch ein paar Rezepte ausdrucken müsse. Keine Frage: Die Nutzer von Chefkoch.de haben Spaß in ihrer Community, auch wenn sie ihr Hobby ernsthaft betreiben.
Sie steuern im Durchschnitt über 100.000 Beiträge pro Monat bei. 28 ehrenamtliche Moderatoren - die älteste ist 75 Jahre alt - kümmern sich neben den 25 Chefkoch.de-Mitarbeitern um die Betreuung der Kochgemeinde. Täglich schicken User rund 100 Rezepte, die von Chefkoch.de auf Rechtschreibung, Praktikabilität und Plausibilität geprüft werden. Gut 2.000 neue Rezepte pro Monat gelangen auf diesem Weg in die Datenbank. Das sind - in Print gedacht - rund 20 Kochbücher monatlich. Und die werden gelesen. 800 Millionen Rezeptabrufe zählte die Website im Jahr 2011. Damit ist Chefkoch.de Europas größte Kochseite.
Chefkoch.de ist seit 2007 eine Tochter von Gruner und Jahr, betrieben wird die Website von Pixelhouse in Bonn. Angaben zum Umsatz der werbefinanzierten Plattform macht das Unternehmen nicht. Der Mediendienst "Meedia" resümierte Ende August in einer Analyse der Onlineangebote von Gruner und Jahr, die "einzige echte Online-Erfolgsstory" des Hamburger Verlagshauses heiße wohl Chefkoch.de. Demnach legte die Kochplattform seit Juli 2010 um 86,2 Prozent auf rund 30,6 Millionen Visits im Juli 2012 zu. Zum Vergleich: Die G+J-Website Essen-und-trinken.de kam im Juli auf 2,1 Millionen Visits.
Zielgruppenspezifische Communitys sind beliebt: Schwangere und junge Eltern treffen sich auf Urbia, Akustik-Freaks diskutieren im HiFi-Forum, Läufer spornen sich auf Jogmap an, Senioren tauschen sich bei Feierabend.de aus. Ob Heimwerker, Gaming-Fan oder Tierfreund - für zig Interessengruppen gibt es das passende Angebot.
Was muss man tun, um eine Community glücklich zu machen? Robert Franken, früher Vorstand von Urbia.de und heute Geschäftsführer von Pixelhouse, antwortet: "Man muss Themen setzen, eine gute Gesprächsatmosphäre schaffen, Mehrwert bieten, leicht verständlich sein, neutral bleiben, Abwechslung und Inspiration liefern und vieles mehr." Gelingt das, dann entsteht so etwas wie eine eingeschworene Gemeinschaft. Und Vertrauen.
So diskutieren die Nutzer oft nicht nur über ihr Themengebiet, sondern plaudern auch über Gott und die Welt - und über Produkte. Wer bei Chefkoch.de in den Foren zum Beispiel das Thema "Haare" eingibt, kommt auf über 18.000 Treffer, das Schlagwort "Staubsauger" erzielt immerhin rund 3.800 Ergebnisse.