Playstation vom Stromanbieter Kostenfallen beim Wechseln des Stromtarifs

Prämien, Wechselboni, günstiger Tarif: Wann lohnt sich der Stromanbieterwechsel? Quelle: Getty Images

Stromanbieter gehen mit Handys und Playstations auf Kundenfang. Gerade in der Weihnachtszeit wirken die Angebote wie ein Geschenk. Sind sie ein Schnäppchen oder eine Falle?

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Kauflust erwecken die Angebote schon auf den ersten Blick. Mit Schlagworten wie „Sofortbonus“, „Neukundenbonus“ oder „Preisgarantie“ keilen die Anbieter von Strom auf einschlägigen Vergleichsseiten im Internet um Kunden. Besonders verheißungsvoll klingen jene Werbeversprechen, die zum  Stromtarif noch ein High-Tech-Gerät obendrauf packen. Mit wenigen Klicks im Internet wird eine Waschmaschine, die Kaffeemaschine oder die Playstation gleich mitgeliefert zum Stromtarif. So soll es zu Weihnachten nicht nur billigen Strom, sondern auch ein schönes Geschenk geben.

Die Vielzahl der Stromtarife stellt wechselwillige Kunden vor Herausforderungen und Fallen. Alleine in Frankfurt am Main gibt es 600 verschiedene Stromtarife. Auch wenn Vergleichsportale im Internet eine gewisse Orientierung im Anbieterdschungel bieten, raten Verbraucherschützer zur Skepsis und empfehlen, die Tarife immer selbst nachzurechnen. Besonders bei Zusatzprodukten wie High-End-Produkten raten die Verbraucherzentralen zur Vorsicht. Denn nicht selten kann das vermeintliche Geschenk zur Kostenfalle werden.

400 Euro Ersparnis beim Einzelkauf

Mit dem Wechsel des Stromanbieters können Haushalte ihre Stromrechnung deutlich senken. Unser exklusives Ranking der 100 größten Städte zeigt faire und günstige Tarife – und wer hinter den Anbietern steckt.
von Niklas Hoyer

„Früher beobachteten wir, dass Stromanbieter vor allem mit Bonuszahlungen um Neukunden geworben haben. Mittlerweile wird auch immer öfter mit sogenannten Bündelprodukten geworben, also zusätzlichen Produktangeboten zu den Tarifen“, sagt Christina Peitz, Energiereferentin von der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Was von diesen Angeboten zu halten ist, offenbart sich, wenn man die Angebote selbst nachrechnet. „Wir hatten schon Stromanbieter, bei denen sich das vermeintliche Schnäppchen als massiver Kostenpunkt herausstellte“, sagt Peitz. Ergebnisse der Verbraucherzentrale Niedersachsen zeigten, dass Kunden bis zu 400 Euro sparen können, wenn sie Stromtarife und die angebotenen Produkte einfach separat kaufen.

Doch auch bei den Bonuszahlungen rät Peitz zur Vorsicht. „Solche Tarife können zwar sehr günstig sein, im zweiten Jahr jedoch zur Kostenfalle werden. Wirklich profitieren können daher nur Kunden, die bereit sind, nach einem Jahr erneut zu wechseln. Wem dieser Aufwand zu groß ist, sollte Tarife mit Bonus besser meiden.“

Strom-Preisvergleich für Ihre Region, zur Verfügung gestellt von unserem Partner Verivox.

Dennoch ist der Tarifwechsel laut Expertin Peitz besonders dann zu raten, wenn man zu jenen rund 30 Prozent gehört, die bei ihrem Stromversorger im Grundversorgungstarif sind. Zudem sieht Peitz für 2018 eine leichte Entspannung der Kostenentwicklung, weil die Umlage für Erneuerbare Energien nicht weiter steige und die Netzentgelte vielerorts sinken würden. „Das Problem ist, dass viele Anbieter höhere Belastungen sofort an die Kunden weiterreichen. Wenn die Kosten dagegen sinken, preisen das nur von wenige Anbieter ein.“

Kaum Entspannung bei den Stromkosten

Wie unterschiedlich sich die Preise bei den einzelnen Anbietern im kommenden Jahr entwickeln, verdeutlicht eine Analyse des Vergleichsportals Check24. So haben laut dem Portal seit Oktober 2017 66 Stromversorger eine Preiserhöhung angekündigt. Die Erhöhung würde im Schnitt 2,8 Prozent betragen und rund 630.000 Haushalte betreffen. Gleichzeitig kündigten genauso viele Stromversorger an, die Preise zu senken. Die Senkung dieser 66 Anbieter beträgt durchschnittlich 2,4 Prozent und würde rund 740.000 Haushalte betreffen.

Trotz der Tarifsenkungen einzelner Anbieter erwartet Check24 im kommenden Jahr kaum Entspannung bei den Stromkosten: „Wir gehen davon aus, dass der Strompreis auch im kommenden Jahr auf seinem sehr hohen Niveau verharrt“, teilte das Unternehmen mit. „Trotz geringerer Kosten bei EEG-Umlage und Netznutzungsentgelten haben die Stromgrundversorger bislang keine flächendeckenden Senkungen angekündigt.“

Check24 betont, dass ein Wechsel des Stromanbieters sich besonders dann lohnt, wenn man in der Grundversorgung ist: „Strom beim Alternativversorger ist derzeit durchschnittlich 17 Prozent günstiger als in der Grundversorgung.“

Zu einem kritischen Umgang mit den Vergleichsportalen beim Stromanbieterwechsel rät Peter Lassek, Rechtsreferent bei der Verbraucherzentrale Hessen. Der Jurist empfiehlt, vor Vertragsabschluss unbedingt auf die Homepage des jeweiligen Anbieters zu gehen und zu überprüfen, ob die Konditionen auch aktuell sind. „Auf keinen Fall sollten Sie sich auf Werbeaussagen verlassen, sondern immer eigene Berechnungen anstellen“, rät Lassek. Zudem solle man einen Blick in die AGBs nicht scheuen: „Vor allem Billiganbieter, die in den Portalen meist ganz oben landen, locken häufig mit Kampfpreisen, die kaum kostendeckend sein können.“

Doch auch andere Tricks der Billigstromanbieter kennt Lassek: „Es gibt viele Maschen: Bonuszahlungen, die als Köder dienen, werden nicht ausgezahlt. Mitunter erhöhen Anbieter die monatlichen Abschläge und lassen sich dann für die Rückzahlungen der angehäuften Guthaben Zeit.“ Da manche Billiganbieter mit schlechten Ruf auch mit wechselnden Markennamen auftreten, rät Lassek zur Recherche über den Anbieter im Internet: „Prüfen Sie mithilfe von Suchmaschinen, Foren und Blogs, was Sie über die Unternehmensgeschichte und Geschäftsführung herausfinden können.“

Auf gar keinen Fall sollten Kunden Vorauszahlungen leisten. Denn im Fall einer Insolvenz ist das Geld meist unwiederbringlich verloren. Die Insolvenzfälle der Strom-Discounter Teldafax und Flexstrom haben laut Lassek ohnehin viele Kunden wachgerüttelt und die Skepsis gegenüber den Strom-Billiganbietern geschärft.

Wenn man sich auf keine Vorauszahlung einlässt und die Angebote überprüft, kann beim Stromanbieterwechsel nicht viel schief gehen. Der Strom kann jedenfalls nicht ausgehen. „Wenn der Anbieterwechsel länger dauert, wird der Verbraucher immer vom lokalen Grundversorger übernommen“, sagt Lassek, „wenn auch zu etwas ungünstigeren Konditionen.“   

 

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%