Pleite Kodak meldet Insolvenz an

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Rote Zahlen seit 2008

Welche Firmen das Comeback geschafft haben
Märklin, Schiesser, Rosenthal - Sie schafften es aus der InsolvenzSolarmodul der Conergy AG in Frankfurt an der Oder. Die deutsche Solarbranche gerät durch die stark subventionierte chinesische Konkurrenz zunehmend unter Druck. Allein im vergangenen Dezember meldeten die Solarzellen- und Modulhersteller Solon und Solar Millenium Insolvenz an. Beim Konstanzer Solarzellenhersteller Sunways hat der langjährige chinesische Partner LDK die Mehrheit übernommen. Sunways hatte im vergangenen Jahr mit dem Preisverfall in der Solarbranche und schwächerer Nachfrage zu kämpfen. Der Umsatz dürfte sich 2011 auf 110 Millionen Euro halbiert haben. LDK kann nun von den Technologien und dem Vertriebsnetz des Konstanzer Unternehmens profitieren. Quelle: dapd
So wichtig die Solarbranche ist, viele ihrer Unternehmen sind der breiten Bevölkerung unbekannt. Bei Märklin ist das ganz anders: Im Februar 2009 musste der schwäbische Modelleisenbauer Insolvenz anmelden. Bereits ein knappes Jahr später schrieb das Unternehmen wieder schwarze Zahlen. Zwischenzeitlich war das Lager reduziert, das Werk in Nürnberg geschlossen und mehrere hoch dotierte Manager entlassen worden. Das Ergebnis: der Gewinn vor Steuern (Ebit) betrug 10,1 Millionen Euro. Derzeit arbeitet Geschäftsführer Stefan Löbich daran, Kinder wieder mehr für die Modelleisenbahn zu begeistern. Quelle: dpa
1879 von Philipp Rosenthal in Selb nahe der tschechischen Grenze gegründet, musste der Hersteller hochwertigen Porzellans 2009 Konkurs anmelden. Der langjährige irisch-britische Mehrheitsgesellschafter Waterford Wedgewood hatte das deutsche Traditionsunternehmen mit in den Strudel gezogen. Bereits einige Monate später ist Rosenthal Teil der italienischen Besteckherstellers, Sambonet Paderno. Seitdem führten die Brüder Pierluigi und Franco Coppo, Geschäftsführer von Rosenthal, beispielsweise eine günstigere Linie für die Gastronomie unter der Marke Arthur Krupp ein. 2011 lag der Umsatz mit 85 Millionen Euro allerdings nur etwa auf Vorjahresniveau. Quelle: dpa
Schiesser Feinripp mit Eingriff: Im Februar 2009 konnte eine Insolvenz der Kultfirma aus Radolfzell am Bodensee nicht mehr abgewendet werden. Hauptgrund waren damals unrentable Verträge mit Lizenzpartnern wie Tommy Hilfiger und Puma. Der Unterwäschehersteller entließ daraufhin Mitarbeiter und stieg aus vielen Verträgen aus. Mit Erfolg: Bereits im gleichen Jahr kehrte Schiesser in die Gewinnzone zurück. Eine geplante Zusammenarbeit mit Modemacher Wolfgang Joop war dann nicht mehr nötig. Ein für das zweite Quartal 2011 geplanter Börsengang ist jedoch schon mehrmals verschoben worden. Quelle: dpa
Keine große Überraschung war 2009 die Pleite der Billigkaufhauskette Woolworth. Im Juli 2010 übernahm schließlich die HH-Holding, die Dachgesellschaft der Tengelmann-Gruppe, Woolworth Deutschland. Zur Gruppe gehört auch der Textil-Discounter Kik. Aktuell betreibt Woolworth in Deutschland rund 180 Kaufhäuser mit 4.300 Mitarbeitern. Quelle: dpa
Mitarbeiter vor der Zentrale des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor in Essen. Die Pleite des Handelskonzerns im Juni 2009 war eine der spektakulärsten der vergangenen Jahre. Während die Einzelhandelskette Karstadt vorerst durch den Investor Nicolas Berggruen gerettet werden konnte, wurde der Versandhandel Quelle abgewickelt. Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz verlor als Bürgin den größten Teil ihrer Milliarden-Erbschaft. Quelle: ap
Der Remscheider Automobilzulieferer Edscha, spezialisiert auf Cabriodachsysteme und Türscharniere, konnte dem weltweiten Absatzeinbruch 2009 nicht standhalten. Im Februar 2009 meldete das Unternehmen Insolvenz an. Die Cabriodach-Sparte kaufte der bayerische Konkurrent Webasto AG. Im März 2010 stimmten die Kartellbehörden auch dem Kauf der Scharniersystem-Sparte durch den spanischen Zulieferer Gestamp Automoción zu. Quelle: dpa

Die Erfindung des Fotofilms und des Kleinbildformats hatten den Konzern aus der Nähe von New York einst reich gemacht. Kodak war außerdem an den Anfängen der digitalen Fotografie beteiligt und hält deswegen auch dort diverse grundlegende Patente. Allerdings verlor das Unternehmen in dem Bereich schnell den Anschluss an neue Konkurrenten. Der Siegeszug der Digitalfotografie warf schließlich das angestammte Kodak-Geschäft komplett durcheinander.

Tragend Säulen wie der Fotofilm brachen praktisch komplett weg. Versuche, in neue Geschäftsbereiche wie Pharma zu gehen, schlugen fehl. Seit 2008 steckt das Unternehmen in den Miesen. Kodak-Chef Antonio Perez zeigte sich am Donnerstag zuversichtlich, dass Kodak unter dem Schutz des Insolvenzverfahrens seinen Umbau erfolgreich abschließen könne. Dank der vereinbarten Finanzierung sollen auch die Mitarbeitergehälter gezahlt werden. Die 743 Millionen Dollar von der Citigroup müssen allerdings erst noch vom Insolvenzrichter freigegeben werden.
Aktie stürzte ab

Kodak setzte vor allem darauf, ein Paket aus rund 1100 Patenten zu verkaufen, um sich das dringend benötigte frische Geld zu besorgen. Ein Deal kam jedoch trotz monatelanger Gespräche nicht zustande - auch weil mögliche Käufer Ärger wegen einer späteren Kodak-Insolvenz fürchteten. Jetzt könnten die Patente im Zuge des Insolvenzverfahrens den Besitzer wechseln. Zuletzt hatte Kodak mit einer Serie von Patentklagen für Schlagzeilen gesorgt. Binnen einer Woche wurden Apple, Samsung, der Smartphone-Spezialist HTC und Erzrivale Fujifilm verklagt.

Nach Einschätzung von Experten versuchte Kodak mit den Klagen, potenziellen Kaufinteressenten die Schlagkraft seines Patent-Portfolios zu demonstrieren. Der Kurs der Kodak-Aktie war nach den Insolvenzgerüchten praktisch dahingeschmolzen. Die New Yorker Börse drohte bereits, das Papier aus dem Handel zu verbannen, weil der Kurs dauerhaft unter einem Dollar fest hing.

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