Probleme bei Burger King Was andere Franchise-Unternehmen besser machen

Beim gekündigten Burger-King-Betreiber Yi-Ko bleibt die Lage äußerst angespannt. Die Skandale um das Unternehmen belastet zudem die gesamte Franchise-Branche. Dabei geht es auch anders.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Burger gibt es auch in anderen Franchise-Unternehmen. Quelle: dpa

McDonald's, Kamps, Subway oder Joey's Pizza - am vergangenen Freitag versammelten sich die größten Franchisegeber im Gastronomiebereich in Köln, um auf den "Franchise Matching Days" neue Filialbetreiber und Lizenznehmer zu suchen. Burger King fehlte mit einem offiziellen Stand und war doch omnipräsent.

Kaum ein Gespräch, in dem es nicht um die spektakuläre Kündigung für den größten Franchisenehmer, die Yi-Ko, und insgesamt 89 Filialen ging - ein bislang einmaliger Vorgang in Deutschland. „Die Nachricht hat in unserer Vorstandssitzung eingeschlagen, wie eine Bombe", sagt Torben Leif Brodersen, Geschäftsführer des Deutschen Franchiseverbandes.

So funktioniert das Franchise-System

Und auch einige Mitarbeiter von Yi-Ko-Läden waren in Köln unterwegs. Sie verteilten Visitenkarten an die Konkurrenz und loteten aus, ob diese Interesse an den bedrohten Standorten hätten. Derzeit wird intensiv um die Zukunft der Läden gerungen – und die Lage spitzt sich immer weiter zu.

Obwohl Ergün Yildiz - ehemals Geschäftsführer, Mitgesellschafter und in den Augen vieler verantwortlich für die jüngsten Probleme und Skandale - den Franchisenehmer verlassen musste, hält Burger King an seiner Kündigung fest.
Die Yi-Ko-Filialen dürfen nicht mit dem Firmenlogo werben, die Produktnamen nicht verwenden und bekommen keine Waren mehr geliefert. Die allermeisten von ihnen sind deshalb geschlossen. Das große Problem: Sie generieren keine Einnahmen, verursachen aber weiterhin Kosten. Zudem werden nun die Löhne und Gehälter für die rund 3000 Beschäftigten geschlossenen Schnellrestaurants fällig. Branchenschätzungen zufolge dürfte es sich um einen einstelligen Millionenbetrag handeln. Zwar verhandelt Yi-Ko-Alleineigentümer Alexander Kolobov derzeit mit Burger King Europe. Gelingt es nicht, die Restaurants schnell wiederzueröffnen, droht Yi-Ko die Insolvenz und den Mitarbeitern eine unsichere Zukunft.

Die Skandale und Probleme der vergangenen Monate haben nicht nur Yi-Ko selbst an den Rand der Pleite gebracht – sie strahlen ab. Nachdem schon die Fast-Food-Kette Subway vor einiger Zeit durch ihren Umgang mit Lizenznehmern für Negativschlagzeilen gesorgt hat, fürchtet die Branche einen Imageschaden für das System Franchise an sich. Dabei hat das Prinzip für Unternehmensgründer viele Vorteile: Sie bekommen ein vorhandenes Konzept zur Verfügung stellt und können unter einer bekannten Marke agieren. Der Preis sind Gebühren, die bei den meisten Systemen von fünf bis zehn Prozent des Umsatzes reichen, ein Teil fließt dabei oft in einen gemeinsamen Werbetopf.

Leistungsversprechen der Franchisnehmer

Einer der größten Pluspunkte ist wohl die Kundenbindung. „Die Marke gibt ein Leistungsversprechen“, erklärt Martin Ahlert, Geschäftsführer des Internationalen Centrums für Franchising und Cooperation (F&C) an der Universität Münster. Zufriedene Kunden steuern ihm zufolge auch andere Filialen einer Kette an, weil sie wissen, was sie dort erwartet.

Auf der anderen Seite hilft das System Marken zu einer schnelleren Expansion bei vergleichsweise niedrigen Investitionen, hat aber auch Schattenseiten - etwa wenn ein großer Franchise-Partner Probleme macht wie aktuell bei Burger King. Auch andere Franchisenehmer sind durch den Imageschaden und ausbleibende Kunden betroffen.

Solche Fälle wie aktuell bei Burger King, wo gleich 89 Restaurants wegen Hygienemängeln und schlechter Arbeitsbedingungen bei einem Partner dichtmachen mussten, sind Branchenkennern zufolge aber die Seltenheit.

Die größten Franchisesysteme in Deutschland

Dass ein Franchise-Nehmer überhaupt so viele Filialen auf einmal betreibe, sei „untypisch“, sagt Martin Ahlert. „Der Vorteil des Zusammenspiels ist es ja, dass der einzelne Unternehmer das gut und effizient machen kann, weil er vor Ort ist.“ Bei einer Masse an Filialen sei es für den Franchise-Partner aber schwer, die lokalen Gegebenheiten im Blick zu behalten. Auch wenn die Zusammenarbeit in der Regel ohne größere Zwischenfälle ablaufe: „In jedem System gibt es Menschen, die aus der Reihe tanzen.“

Gefährlicher Kostendruck und Minus bei Burger King

Problemfälle wie bei Burger King oder Subway sind eher Ausnahme denn. Das zeigen die vielen funktionierenden Franchise-Systeme. Etwa 1000 gibt es derzeit in Deutschland, dazu gehören Obi und McDonald's, die das Prinzip Anfang der Siebziger Jahre in Deutschland eingeführt haben. Aber auch die Schuhreparatur Mister Minit, Hotelketten wie Leonardo, TeeGschwendner oder neuere Konzepte wie die Fitnesskette Mrs. Sporty. Deren Kunden wissen oft gar nicht, dass sie nicht bei Filialen eines Konzerns sondern selbstständigen Franchisenehmern sind.

Auch in der Gastronomie gibt es viele wachsende Systeme, die Italo-Kette Vapiano beispielsweise. Dass man auch mit Burgern noch den Markt erobern kann, beweist Thomas Hirschberger, Gründer der Münchner Kette Hans im Glück. Während Burger King in der Dauerkrise steckt und auch Marktführer McDonald´s nach Jahren des Wachstum Schwächen zeigt, wächst das erst 2010 gegründete System rasant. 26 Hans im Glück Läden gibt es inzwischen, bis Ende 2015 will Hirschberger die Standorte noch einmal verdoppeln.

Sein Konzept ist eine edlere Variante des Fleischbrötchens: Zwischen echten Birkenstämmen gibt es die „Gourmet-Hamburger“, belegt mit Brie, Preiselbeeren oder Walnussbratlingen. „Damit sind wir eher eine Alternative zum Italiener oder Griechen“, sagt der 51-Jährige. Hirschberger hatte zuvor die Tex-Mex-Kette Sausalitos aufgebaut, die jetzt seine Frau führt. Wie dort servieren auch seine Burger-Läden Cocktails und Wein, die mehr Umsatz bringen als Cola oder Limo.

Bei seinem Wachstum setzt Hirschberger auch auf das Lizenzprinzip. Und auch für weitere Franchise-Konzepte sehen Experten künftig noch viel Potenzial. „Der Franchise-Nehmer kann vergleichsweise einfach in den Markt einsteigen“, sagt Felix Peckert. Der frühere Leiter des Deutschen Franchise-Verbands (DFV) berät Franchise-Geber beim Aufbau eines solchen Systems. „Der Geber wiederum spart sich hohe Investitionen in die Standortentwicklung.“

Burger King Filialen sind Verlustgeschäft

Hinzu kommt: Hinter einem Franchise-Betrieb steht ein selbstständiger Unternehmer, der ein Interesse daran hat, seine Investitionen einzuspielen, wie der DFV-Geschäftsführer Torben Brodersen sagt. Das sei für den Konzern ein Vorteil gegenüber dem Filialsystem mit angestellten Mitarbeitern, die ein Gehalt beziehen. Doch der Druck, schnell Gewinn zu machen, zum Bumerang werden. Insbesondere im Bereich jener Fast-Food-Ketten, die ohnehin mit sinkenden Gewinnen und wachsenden Problemen zu kämpfen haben.

Wie ein Blick in den aktuellsten vorliegenden Jahresabschluss der betroffenen Burger-King-Filialen aus dem Jahr 2012 zeigt, waren diese schon vor der Übernahme durch Yi-Ko im Mai 2013 defizitär. Zusammen machten 91 Filialen, die damals direkt zu Burger King gehörten, ein Minus von mehr als 1,4 Millionen Euro. Der Verdacht, dass Yi-Ko unter der Führung von Ergün Yildiz an allen möglichen Schrauben dreht, um die Kosten zu drücken und Gewinn zu erzielen liegt nahe. Inwieweit das gelang, ist unklar. Zur aktuellen Geschäftslage liegen keine Dokumente vor.

Yi-Ko und Yildiz haben bei der Unternehmensführung den Bogen jedoch mehr als überspannt und selbst grundlegende Regeln im Umgang mit Mitarbeitern und Hygiene ignoriert. Das kostete den Mitgesellschafter seine Position und den Franchisenehmer vielleicht die Zukunft.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%