ProSiebenSat.1-Chef Wie Thomas Ebeling den TV-Konzern in den Dax brachte

Der TV-Manager Thomas Ebeling hat aus dem früheren Pennystock ProSiebenSat.1 einen Dax-Konzern geformt. Wie das Transformationskunststück gelang.

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Thomas Ebeling. Quelle: dpa

Die Getränkeauswahl passt: Nach seiner Präsentation auf dem Tengelmann eDay greift Thomas Ebeling zu einer Dose "Swati Happynizer". "Mach dich happy!", steht neben dem Logo des alkoholfreien Biermixgetränks, das nach Granatapfel schmecken soll und "mehr Bruttosozialglück für die Welt" verspricht. Zwar ist die Berliner Hipsterbrause recht neu auf dem Markt, doch Ebeling scheint die Glücks-Rezeptur seit geraumer Zeit zu kennen: Der Chef der TV-Gruppe ProSiebenSat.1 ist seit Jahren auf Erfolgskurs.

Erst vor wenigen Tagen traf der Arbeitskreis Aktienindizes die Entscheidung, dass ProSiebenSat1 zum 21. März in den deutschen Leitindex Dax aufsteigt. Ebeling hat damit ein kleines Wunder vollbracht. Ein Konzern, der noch vor wenigen Jahren gefährlich nah am Abgrund manövrierte, steigt unter seiner Führung in die erste deutsche Börsenliga auf.

Entsprechend entspannt agiert Ebeling auf dem Podium in Mülheim. Im dunklen Anzug und mit ruhiger Stimme berichtet er der E-Commerce- und Start-up-Gemeinde, die Tengelmann-Patron Karl-Erivan Haub für seinen eDay am Unternehmenssitz versammelt hat, von seinen Plänen - und der zurückliegenden Metamorphose des TV-Konzerns.

Als der studierte Psychologe Ebeling vor sieben Jahren aus der Pharmaindustrie an die Spitze der Senderkette aus Unterföhring bei München wechselte, schrieb das Unternehmen rote Zahlen. Es ächzte unter einem Schuldenberg von rund drei Milliarden Euro. Der Aktienkurs lag danieder und erreichte im März 2009 mit 88 Cent den niedrigsten Stand seit dem Börsengang des Vorgängerunternehmens ProSieben 1996. "Wir standen mit dem Rücken zur Wand und mussten eine neue Wachstumsstory kreieren", erinnert sich Ebeling. Wahrscheinlich sei die damalige Situation aber notwendig gewesen, um im Konzern die Bereitschaft für eine neue Ausrichtung zu schaffen.

Nach seinem Amtsantritt drückte Ebeling gegen alle Widerstände drastische Sparmaßnahmen und einen Stellenabbau durch, wies den Umzug von Sat.1 von Berlin nach München an und verkaufte den Nachrichtensender N24.

Noch wichtiger: Er baute in der Folge neue Geschäftsbereiche auf und setzt dabei auf die Expansion im Internet. Der Konzern soll nicht länger auf Gedeih und Verderb von Werbeeinnahmen abhängig sein. Zudem will Ebeling von der Verknüpfung von TV-Reichweite mit E-Commerce-Modellen profitieren.

Das funktioniert so: ProSiebenSat.1 stellt jungen Internetfirmen Werbezeit auf seinen Sendern zur Verfügung. Die werden auf diese Weise bekannt, zahlen aber nicht mit Geld, sondern mit Anteilen. Zudem beteiligt sich der Konzern auch direkt an Online-Plattformen wie dem Vergleichsportal Verivox und investiert neben Geld wiederum Werbepower.

Die Strategie klingt lukrativ, birgt aber doch erhebliche Risiken. Zum einen dürften Wettbewerber der von ProSiebenSat.1 gepäppelten Online-Unternehmen die Werbeoffensive ihrer Rivalen mit Argwohn verfolgen und die eigenen Spots im Zweifel lieber bei RTL schalten.

Zum anderen haben trotz aller Werbeunterstützung wohl nur wenige Unternehmen in Ebelings Portfolio die Chance, im hart umkämpften Online-Markt auf Dauer eine wichtige Rolle zu spielen. Die wirkliche Gefahr sieht der Manager denn auch von Internetgiganten wie Amazon, Facebook und Google ausgehen. Ihr Einstieg in neue Geschäftsfelder könne Märkte sofort drehen. "Wir wollen daher Themen finden, die für die globalen Riesen zu klein sind", sagt Ebeling. Alle Bereiche, in die Amazon oder Google vorstoßen könnten, würden ihn dagegen nervös machen.

Davon ist auf der Bühne wenig zu spüren. Gelassen referiert Ebeling über seine persönlichen Erfolgsrezepte. Er setze auf Yoga, Boxen, ausreichend Schlaf und gutes Essen. Zudem brauche man bei Veränderungsprozessen Verbündete, die den neuen Kurs unterstützen. Schließlich gehört aber auch ein Portion Glück zu. Ebeling: "Am Anfang müssen ein paar Dinge klappen, sonst bist Du weg".

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