Putzen per Mausklick Das bringt die Putzfrau aus dem Netz

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Bei Mr. Cleaner wird anders geputzt

Eine große Ausnahme ist Mr. Cleaner: Das Unternehmen schreibt, es gäbe keinen festen Grundpreis. Begründung: „Für ein seriöses Reinigungsunternehmen ist es nicht möglich, ohne Besichtigung einen Festpreis zu erstellen.“

Trotzdem bietet auch dieser Anbieter einen Richtwert: Für „möblierte Objekte mit einem Aufwand von bis zu 60 Minuten pro zehn Quadratmeter“ wird kalkuliert. Am günstigsten ist es beim Anbieter Putzfee. Das Portal, auf dessen Website sonst kaum Infos zu finden sind, verlangt 11,90 Euro pro Stunde bei einer Minimum-Buchung von zwei Stunden.

In diesen Ländern putzt der Mann
Männer verbringen laut einer OECD-Untersuchung pro Woche deutlich mehr Stunden im Job, als Frauen. Diese wiederum arbeiten weniger bezahlt und dafür mehr im Haushalt. Bei einer Erhebung des Statistikportals Statista fällt auf, dass die Frauen ungefähr genauso viel Zeit mit kochen, putzen, waschen verbringen, wie sie weniger bezahlt arbeiten, als Männer. Heißt: Geht der Mann 40 Stunden pro Woche arbeiten und die Frau nur 20, entfallen gut 20 Stunden unbezahlte Hausarbeit auf die Frau. Wer mehr zuhause ist, muss eben mehr putzen beziehungsweise sich um die Kinder kümmern. Das heißt: Ist die Erwerbstätigkeit gleichmäßiger verteilt, ist es auch die sonstige Arbeit. Davon sind einige Staaten allerdings noch ein gutes Stück entfernt. Quelle: dpa
JapanSo scheinen in Japan klassische Rollenbilder eine deutlich größere Rolle zu spielen als in Deutschland oder Schweden: Der durchschnittliche Japaner arbeitet pro Woche 22,5 Stunden länger in einem bezahlten Beruf als eine Frau. Dafür verbringt sie auch 20 Stunden pro Woche mehr mit Hausarbeit und Kinderbetreuung. Er beschäftigt sich am Tag bloß 23,8 Minuten mit dem Haushalt. Quelle: AP
FrankreichAuch in Frankreich entspricht die Zeit für Hausarbeit in etwa der, die Frauen weniger im Job verbringen, als Männer. Allerdings arbeiten Französinnen nur 12,1 Stunde pro Woche weniger als Männer. Die schwingen den Staublappen dafür 12,6 Stunden pro Woche weniger als ihre Frauen. Quelle: REUTERS
GroßbritannienIm Vereinten Königreich gehen Frauen pro Woche 10,1 Stunde weniger arbeiten als Männer. Dafür putzen britische Männer 12,2 Stunden pro Woche weniger als Britinnen. Quelle: dpa
USAIn den USA verbringen Männer pro Tag durchschnittlich 82 Minuten mit Hausarbeit. In der Summe übernehmen die Frauen 9,5 Stunden pro Woche mehr Staubsauger und Kochlöffel. Dafür arbeiten sie allerdings auch 9,2 Stunden weniger in bezahlten Jobs. Quelle: AP
ChinaDer chinesische Mann verbringt am Tag 48 Minuten mit kochen, waschen, bügeln und der Kindererziehung. Im Vergleich zu anderen Ländern ist das wenig: australische Männer verbringen beispielsweise 93,3 Minuten mit Hausarbeit. Betrachtet man aber die Zeit, die sich chinesische Frauen pro Woche mehr um den Haushalt kümmern als ihre Männer, steht China gut da: Die Frauen arbeiten 8,2 Stunden pro Woche mehr für ihre Familie. Dagegen stehen 5,7 Stunden weniger bezahlte Arbeit. Quelle: AP
DeutschlandDeutsche Männer widmen sich pro Tag fast 90 Minuten lang Haushalt und Kindern. Auf die Woche addiert, sind sie nur 4,2 Stunden weniger mit putzen und kochen beschäftigt, als Frauen. Dafür sind sie durchschnittlich sechs Stunden mehr im Büro. Quelle: AP

Wer Putzmittel, Wischmopp und Co. stellt, könnte auf den ersten Blick der größte Unterschied zwischen den Online-Anbietern sein, denn das läuft überall etwas anders: Bei Helpling stellt sie der Kunde. Hier gibt es online extra eine sehr ausführliche Liste, was vorhanden sein sollte. Auch bei Book a Tiger ist der Kunde für das Equipment verantwortlich. Bei Homejoy bringt die Putzfrau ihre Reinigungs- und Hilfsmittel gegen fünf Euro Aufpreis selbst mit – alles außer dem Staubsauger.

Auch die CleanAgents haben für zehn Euro extra das Reinigungsmittel im Gepäck. Der Kunde muss jedoch Putzutensilien wie Wischmopp, Eimer und Tücher stellen. Mr. Cleaner bringt hingegen grundsätzlich alles mit – „vom Staubsauger bis zum Reinigungstuch“, wie es auf der Website heißt. Bei Putzfee bekommt der Kunde dazu keine Info, wenn er noch nicht gebucht hat.

Putzdienstleistungen sind ein Milliardengeschäft

Sauberkeit ist in Deutschland ein riesiges Geschäft: Bundesweit sorgen tagtäglich fast 600.000 Menschen für Sauberkeit und Hygiene, so der Bundesinnungsverband „Die Gebäudedienstleister“. Damit arbeitet jeder 100. Arbeitnehmer im Gebäudereiniger-Handwerk – und da sind selbstständige Haushaltshilfen noch gar nicht hineingerechnet. Die Branche machte laut dem Statistischen Bundesamt 2013 einen Umsatz von rund 13,7 Milliarden Euro.

Allerdings kämpft gerade diese Branche besonders mit dem Problem Schwarzarbeit: Mehr als 90 Prozent der vermutlich vier Millionen Hilfen in deutschen Privathaushalten arbeiten ohne Steueranmeldung, so eine Schätzung des IW Köln. Das Bundesfamilienministerium schätzt den Anteil der Schwarzarbeit bei Putzhilfen grob auf 66 bis 95 Prozent. Hier rühmen sich die Online-Putzdienste damit, dass sie genau diesen dunklen Fleck beseitigen, denn ihre Vermittlung gehe definitiv nicht an der Steuer vorbei. Garantieren können aber auch sie das nicht.

Steuererleichterungen durch Putzhilfe-Ausgaben

Außerdem setzen sie auf dasselbe Schmankerl, mit dem auch der Staat deutschen Privathaushalten eine steuerlich gemeldete Haushaltshilfe schmackhaft machen möchte: die Steuererleichterung. Geregelt ist diese in Paragraph 35a des Einkommensteuergesetzes. Die Einsparung bei der Steuerschuld kann bei einem Minijobber, wozu die Putzfrau meist zählt, bis zu 20 Prozent der Ausgaben betragen – maximal 510 Euro pro Jahr. Wer professionelle Dienstleistungen nutzt – und dazu zählen auch die Putz-Portale - kann bei der Einkommenssteuer bis zu 1800 Euro sparen. Dies wird allerdings von Kritikern hinterfragt: Laut Gesetz müssten Privatpersonen den Lohn für die Putzhilfe an sie direkt zahlen. Setzt man auf die Online-Plattformen, kommt die Rechnung aber von dort. Dies könnte so die steuerliche Absetzbarkeit gefährden, warnen sie.

5 Gründe gegen Schwarzarbeit

In erster Linie ist es die Qualität und die Verlässlichkeit, die Kunden in Online-Foren und Bewertungsportalen an den Online-Putzdiensten bemängeln. Zwar liegen beispielsweise der Pflegestelle der Verbraucherzentrale NRW (VZ NRW) keine Beschwerden dazu vor. Dies solle aber "nichts heißen", schränkt Referentin Catharina Hansen ein. Die VZ NRW führt ihre eigene Datenbank zu haushaltsnahen Dienstleistungen. Die basiert auf einer Selbstverpflichtung zur Einhaltung bestimmter Qualitätsstandards. In dieser „schließen wir Vermittlungsagenturen, die lediglich den Kontakt zu in- und ausländischen Firmen, Selbstständigen oder Arbeitssuchenden herstellen, ausdrücklich aus“, so Hansen.

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