Putzen per Mausklick Das bringt die Putzfrau aus dem Netz

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Garantie für den Glanz?

Ein stichprobenartiger Test vom Oktober wirft kein allzu gutes Licht auf die Angebote von Helpling, Book A Tiger und Co: Die Stiftung Warentest hatte fünf der Online-Putz-Portale unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Nach zehn Putz-Terminen war die Wohnung nur in vier Fällen so sauber wie versprochen.

„Die Vermittler kümmerten sich längst nicht so sehr um das Wohl der Kunden, wie sie vorgaben“, heißt es bei den Testern. Ihr Fazit: Wer genau ins Kleingedruckte der Verträge blicke, dem werde das Gefühl vermittelt, dass die Anbieter für ihre zentralen Werbeversprechen oft nicht geradestehen wollten.

Skandinavier sind Flachwischer
ChinaBesonders großen Anklang findet in China der Wischmopp, schließlich wird am liebsten mit einem Lappen am Stock geputzt, berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Weil im Winter häufig kein warmes Wasser zur Verfügung steht, trägt man gerne Haushaltshandschuhe - natürlich auch irgendwie zum Schutz. Mit der Dreh-Wring-Technik, die in Asien allgemein sehr beliebt ist, macht man sich die Hände allerdings nicht schmutzig. Die Putzgewohnheiten unterscheiden sich vor allem zwischen Stadt und Land, so dass Menschen in Shanghai und New York die gleichen Putzgewohnheiten hätten. Quelle: AP
Nord- und SüdeuropaAuch Klima und Bodenbelag verändern die Putzgewohnheiten: Da in nördlichen Ländern Holz- und elastische Bodenbeläge dominieren, wird dort mit wenig Wasser und wenig Chemie geputzt. Am besten dafür eignen sich sogenannte Flachwischer. In Südeuropa wird ein Fransenmopp, viel Wasser und viel Chemie benutzt. Quelle: dpa
Arabische Welt In reicheren Haushalten putzt hier vor allem das Personal: Zum Putzen werden - trotz Wasserknappheit - Unmengen an Wasser mit viel Chemikalien auf den Boden gekippt, das Wasser dann verteilt und schließlich aus dem Raum wieder herausgeschoben. Ähnlich ist es übrigens auch in Nordafrika: Das Haus oder die Wohnung werden wöchentlich "überflutet" und das Wasser schließlich nach draußen befördert. Quelle: AP
Italien, Griechenland, Portugal und AmerikaPutzmittel müssen vor allem eines sein: billig. Deshalb sei der Markt in der Krise vor allem in Italien, Griechenland, Portugal und Amerika zurückgegangen. Das meiste Geld für Putzgeräte geben nach wie vor die Deutschen und die Nordamerikaner aus. Im Schnitt sind das sechs bis acht Euro pro Kopf und Jahr. In Asien hingegen sind es gerade mal ein bis zwei Euro. Quelle: dpa
Japan Die Putzgeräte der Japaner dürfen lediglich einen 80 Zentimeter langen Stiel haben, so passen sie nämlich nach dem Gebrauch auch noch problemlos in den Waschmaschine, um selbst gereinigt zu werden. Auch die Deutschen waschen ihre Tücher in der Waschmaschine, wohingegen die Südeuropäer ihre Putzutensilien in Chlorbleiche einlegen, um sie "hygienisch" zu halten. Quelle: dpa
SchwedenNicht nur die Putzgewohnheiten unterscheiden sich von Land zu Land, sondern auch die Gerüche der Putzmittel. Während der Boden in Deutschland nach Zitrone riechen sollte, mögen Spanier am liebsten den Chlor-Geruch. In Schweden hingegen verzichtet man komplett auf Aromen. Dort sollte der Boden am besten gar nicht riechen. Quelle: dpa
Großbritannien und Amerika Putzen - und los: Im angelsächsischen Raum und Amerika müssen die Putzmittel sofort einsatzbereit sein, deswegen werden überwiegend Einmaltücher verwendet. Schwämme und Tücher werden nicht im Eimer ausgespült, sondern direkt im Waschbecken. Quelle: dpa

Eine professionelle Reinigung versprechen alle Online-Anbieter, aber wirklich prüfen lässt sich das nur in der Praxis, denn CleanAgents nennt lediglich ein persönliches Bewerbungsgesprächs und die Prüfung der Personalien als Einstellungshürde. Fraglich, ob das als Kriterium für eine professionelle Reinigungskraft ausreicht.

Die Konkurrenz von Helpling wirbt damit, Kunden könnten sich „darauf verlassen, dass alle Reinigungskräfte, unsere Helplinge, über viel Putzerfahrung und Know-how verfügen“ und auch Mr. Cleaner verspricht ein „zertifiziertes Reinigungsverfahren“. Wie die Anbieter das genau prüfen, verraten sie jedoch nicht. Bei Putzfee bekommt der Interessierte gar keine Info zu den Putzhilfen.

Erfahrung der Online-Putzhilfen wenig überprüft

Andere wie etwa der US-Anbieter Homejoy sprechen auf ihren Websites immerhin davon, dass jede Reinigungskraft „überprüft und persönlich zertifiziert“ werde, wozu auch „diverse Prüfungen zu ihren Referenzen“ gehören.

Am genausten nimmt es eigenen Angaben zufolge Book A Tiger. Das Unternehmen erklärt zumindest, dass „intensive Einzelgespräche“, Probe-Reinigung und Vorlage eines Führungszeugnisses zum Auswahlverfahren der Reinigungskräfte dazu gehört. Dieses Versprechen könnte Kunden zumindest ein besseres Gefühl geben. Außerdem gibt’s hier ein besonderes Zuckerli: Wer einmal nicht zufrieden ist, der bekommt eine weitere Reinigung kostenlos, wenn er gute Gründe nennen kann. Damit hat Book a Tiger zumindest ein gutes Lockangebot für Unsichere.

Bei Mr. Cleaner klingt das ganze Prüfsystem extrem professionell: Die Reinigungskräfte arbeiten mit einer Checkliste. „Damit überprüfen wir, ob wir auch nichts vergessen haben“, so der Anbieter. „Sollten Sie verhindert sein, übernehmen wir die Kontrolle der Reinigung anhand unserer Checkliste. Diese hinterlegen wir und Sie haben anschließend die Möglichkeit, unsere Leistung unter Verwendung der ausgefüllten Checkliste zu überprüfen.“

Und was ist, wenn ich zufrieden bin mit meiner Reinigungskraft? Bei einigen Anbietern kann man dann bei ihr bleiben – vorausgesetzt, die Reinigungskraft möchte das auch. Bei Helpling können Kunden grundsätzlich nicht aus einem Verzeichnis die passendste Putzhilfe wählen, sondern müssen die Reinigungskraft nehmen, die vermittelt wird. Wer allerdings schon mehrere Sauberkeitskünstler da hatte, kann aus dieser Liste wählen, wenn er erneut bucht. Gleiches ist bei Book A Tiger möglich: Wer einmal sehr zufrieden war, der kann denselben „Professional“ wieder buchen und das auch regelmäßig.

Bei CleanAgents, Homejoy und Putzfee gibt es dazu keine Infos. Das einzige Problem, das sich in Kundenkommentaren im Netz häufiger findet: Viele Putzhilfen arbeiten nur für einen begrenzten Zeitraum in der Branche, wollen sich nur für kurze Zeit etwas dazu verdienen, um sich etwas bestimmtes leisten zu können oder einen Zeitraum überbrücken, bis ein „richtiger“ Job winkt. Das zeigte sich auch bei den Stichproben der Stiftung Warentest. Deshalb das Fazit der Tester: „Die Reinigungsleistung hängt stark von der Putzkraft ab. Vor allem wegen rechtlicher Unsicherheiten können wir keines der fünf Vermittlungsportale empfehlen. Der Markt ist aber in Bewegung.“

Wer also für wenig Geld mal jemanden zum Putzen braucht und auch mit wahrscheinlichen Abstrichen bei der Professionalität leben kann, sollte der Putzfrau aus dem Netz eine Chance geben. Dabei scheint zunächst egal, welchen Anbieter man in die eigenen vier Wände einlädt. Eine Garantie für neuen Glanz in der Wohnung können die Online-Portale nicht bieten.

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