Bei den Anlegern kommt das an: Seit Lefkofskys Antritt hat sich der Börsenwert auf 6,3 Milliarden Dollar verdoppelt. Sein extrovertierter Vorgänger, der einst Gagschreiber anheuerte, um die Gutscheine flotter zu bewerben, kühlt derweil seine Wunden in San Francisco als Sänger und Texter. Im Juli veröffentlichte Mason sein Rockalbum "Hardly Workin’" – sinngemäß übersetzt "Kaum gearbeitet".
Lefkofsky, dessen Vermögen vom US-Magazin "Forbes" auf knapp 1,1 Milliarden Dollar taxiert wird, hat derweil eine Art New Deal für Groupon ausgerufen. Der ehemalige Anwalt, der einst das Startkapital bereitstellte und mit rund 20 Prozent größter Einzelaktionär ist, will das Gutscheinimperium zu einem weltweit operierenden Online-Händler und Vermarkter umwandeln, der es mit Amazon oder Ebay aufnehmen kann. Auch ins Geschäft mit Online-Bezahldiensten expandiert er und will so der Ebay-Sparte Paypal sowie dem aufstrebenden Zahlungsdienstleister Square Konkurrenz machen.
Bunte Mischung
Seit Anfang August ist er offiziell CEO, zuvor hatte Lefkofsky Groupon vorübergehend gemeinsam mit dem jetzigen Verwaltungsratschef Ted Leonsis geleitet, einem in den USA prominenten Medienunternehmer. "Wir wollen Groupon zu dem Platz machen, an dem man alles zu jeder Zeit und überall kaufen kann", kündigt der neue CEO an.
Im Gegensatz zur etablierten Konkurrenz zäumt Lefkofsky das Pferd von hinten auf. Ebay und Amazon haben seit Mitte der Neunzigerjahre Schritt um Schritt Kunden gewonnen und Dienste hinzugefügt. Groupon hat bereits 220 Millionen Abonnenten in 48 Ländern, die nun zu regelmäßigen Käufern erzogen werden sollen. Das Unternehmen bietet ihnen nicht mehr nur Gutscheine an, sondern zusätzlich immer mehr klassische Produkte zum Direktkauf.
Die Mischung im Groupon Goods getauften Geschäftsbereich ist bunt und mutet an wie ein Elektronikdiscounter mit angeschlossener Resterampe. Von herabgesetzten Panasonic-Digitalkameras und Toshiba-Laptops bis zu Kautschuk-Matratzen, Kochgeschirr, Uhren und Herrendüften erstreckt sich das Sortiment.
Höheres Risiko
Beim Wachstum geht diese Strategie auf. Vor allem in Nordamerika wurden die direkten Verkäufe vorangetrieben, die den Rückgang im Gutscheingeschäft auswetzen. Die Kehrseite sind die Gewinnmargen, die beim Produktverkauf im Gegensatz zu den Gutscheinen viel geringer sind. Bei Letzteren kassiert Groupon zumindest bei kleineren, regionalen Kunden 50 Prozent des Deal-Preises, bei großen Ketten dürfte die Marge niedriger liegen.
Und das Risiko ist höher. Während Lefkofsky bei Reiseangeboten mit gestandenen Vermarktern wie Expedia kooperiert, kauft das Unternehmen einige der physischen Produkte selbst ein und läuft Gefahr, auf Restbeständen sitzenzubleiben und diese unter Einkaufspreis verramschen zu müssen.
Dennoch treibt Lefkofsky den Ausbau der Sparte voran – nicht nur in den USA. So verkloppt Groupon neuerdings auch in Deutschland Kaffeekapseln, Matratzen und gerne auch mal Produkte des täglichen Bedarfs – etwa Klopapier mit "Schmetterlings- oder Wellenprägung".