Rabattportal Top oder Flop - wohin Groupons Reise geht

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"Steter Bedeutungsverlust"

Wird der verfehlt, droht neues Ungemach aus der Zentrale in Chicago. Gleich mehrfach wurde schon das deutsche Management ausgetauscht. Nebenher wanderten frühere Kernaufgaben wie das Online-Marketing von Berlin ins irische Dublin ab. Ehemalige Führungskräfte konstatieren einen "steten Bedeutungsverlust" des Berliner Büros – vom Treiber der internationalen Expansion zum schwächelnden Ableger. "Die Rolle des Berliner Standorts hat sich nicht groß verändert", sagt dagegen Stehle. Die deutsche Landesgesellschaft sei "immer noch deutlich mehr als ein reines Verkaufsanhängsel".

Um diese Position zu halten, muss Stehle trotz des Kostendrucks den Vertrieb ankurbeln, vor allem aber zusätzliche Services und Technologien integrieren, um nicht von Wettbewerbern abgehängt zu werden. Denn zu lange hat sich an der Technikfront bei Groupon nichts getan.

So erhalten mehrere Millionen Kunden zwar allmorgendlich die Werbenewsletter des Unternehmens. Doch bisher hat es Stehles Truppe nicht geschafft, diesen Datenschatz auch nur ansatzweise zu heben.

Alle kriegen den Standard-Mix

Während Amazon etwa auf Basis früherer Käufe und Produktsuchen eines Kunden gezieltes E-Mail-Marketing betreibt und möglichst passgenaue Angebote herausfiltert, wird bei Groupon stets der komplette E-Mail-Verteiler angeworfen. Statt Autofahrern die gerade einen Werkstatt-Deal gekauft haben, auch gleich Mietwagenofferten oder Wagenwäsche-Angebote ans Herz zu legen, bekommen sie wie alle Empfänger den Standard-Mix aus Gastro-, Gesundheits- und Friseur-Deals.

Auch sonst wurden wichtige Trends verschlafen. So boomen derzeit Online-Essensbestellportale. Über eine zentrale Plattform können hungrige Großstädter bequem Pizza, Sushi oder Gyros bei Anbietern aus der Nachbarschaft ordern. Pro vermitteltem Auftrag bekommt die Bestellplattform eine Provision. Eigentlich eine ideale Ergänzung für Groupon. Doch das Unternehmen überlässt das Geschäft Anbietern wie Lieferando oder Lieferheld.

Bekannte Kopien erfolgreicher Firmen

Als weitaus gefährlicher für Groupon könnten sich Online-Reservierungsportale für die Gastronomie erweisen. Sie kombinieren einen Reservierungsservice mit dem Rabattprinzip und koppeln den Nachlass an bestimmte Zeiten. Soll heißen: Plant ein Gast etwa ein Essen beim Lieblingsitaliener, bieten ihm Startups wie das Lüneburger Portal Resmio nicht nur die Möglichkeit, per Smartphone oder Computer einen Tisch zu reservieren, sondern zeigen auch an, dass es bei einem Restaurantbesuch um 16 Uhr satte 30 Prozent Rabatt auf alle Speisen gibt und um 17.30 Uhr immerhin noch 20 Prozent auf alles.

Verbesserungen dauern lange

Gastronomen können so die Auslastung ihrer Restaurants besser steuern. In Stoßzeiten, zu denen der Laden brummt, müssen keine Gutscheinkunden durchgefüttert werden. Und in Randstunden lockt die Happy Hour mit günstigeren Angeboten.

Die Bedrohungen haben auch die Groupon-Granden erkannt. Er arbeite mit Hochdruck daran "Reservierungstools zu starten und Mails zu personalisieren", versichert Stehle. "Ich hätte das gerne schon heute." Doch neue Ideen würden stets zuerst in den USA ausprobiert. Was dort funktioniert, werde global so schnell wie möglich ausgerollt. Einige Verbesserungen "wird es in den kommenden Monaten geben, andere werden länger dauern", sagt Stehle. Bleibt Groupon so viel Zeit?

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