Radikales Reformpaket Deutsche Bahn will schneller und pünktlicher werden

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Brutaler Engpass Köln

Dabei gibt sich der Bahn-Chef optimistisch. Nach dem desaströsen Jahr 2015 habe das Unternehmen „die Trendwende geschafft“, sagte Grube auf dem Neujahrsempfang Mitte Januar in Berlin. 2016 schloss der Konzern mit einem operativen Gewinn von 1,8 Milliarden Euro ab, das ist besser als anvisiert. Der Umsatz lag mit knapp 41 Milliarden Euro allerdings rund 1,7 Milliarden Euro unter Plan. „Die Umsetzung unseres Konzernprogramms Zukunft Bahn ist kein Sprint, sondern ein Marathon“, sagt Grube.

Wie gründlich seine Beschäftigten tatsächlich vorgehen, zeigt sich in Köln. Für Optimierer Gramer ist der Bahnhof ein „brutaler Engpass“. Er und seine Kollegen haben die wichtigsten Zeitfresser identifiziert. Auf den vier Ferngleisen der Hohenzollernbrücke über dem Rhein stehen jeden Tag die Züge still, weil sie nicht in den verstopften Bahnhof hineinkommen. Im Schnitt benötigen sie vier statt drei Minuten für die Überquerung der Brücke. Damit das nicht so bleibt, werden die Gleise im Bahnhof künftig drei Mal so oft doppelt belegt wie bislang. Künftig stehen 60 statt 20 Züge pro Tag in Reih und Glied. Das Catering folgt künftig einer klaren Regel: Nur wenn sieben Minuten dafür zur Verfügung stehen, werden die Kisten in den Zug gehoben. Sonst startet der Zug mit einer Notration. „Wir wertschätzen jetzt jede einzelne Sekunde“, sagt Gramer. Seine Aufgabe ist Kärrnerarbeit. Noch immer hofft Gramer auf den Tag, an dem alle Züge pünktlich den Bahnhof verlassen.

Wo öffentlicher Nahverkehr am teuersten ist
Platz 10: San Francisco und Chicago Wer in der berühmten Cable Car von San Francisco (Foto) oder in der Hochbahn von Chicago unterwegs ist, muss zwei US-Dollar für das günstigste Ticket bezahlen. Das macht den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) dieser beiden Städte zum zehntteuersten der Welt, hat die Deutsche Bank ausgerechnet. Dafür hat sie die Preise des jeweils günstigsten Nahverkehr-Tarifs in Städten weltweit in US-Dollar umgerechnet und verglichen. Um einzuordnen, wie teuer oder günstig die Preise sind, hat die Deutsche Bank New York als Bezugspunkt gewählt: Die Preise in Chicago und San Francisco sind beispielsweise 20 Prozent günstiger als im Big Apple. Quelle: dpa
Platz 9: Berlin und ParisBerlin teilt sich den neunten Platz mit Paris. In beiden Städten kostet der günstigste ÖPNV-Tarif umgerechnet 2,06 US-Dollar. Das sind gerade mal 82 Prozent des New Yorker Preises. Quelle: dpa
Platz 8: SydneyWer im australischen Sydney im öffentlichen Nahverkehr unterwegs ist, zahlt 2,14 US-Dollar für das günstigste Ticket – und damit 15 Prozent weniger als in New York. Quelle: AP
Platz 7: Edinburgh und OttawaDen siebten Platz teilen sich wieder zwei Städte: Im schottischen Edinburgh und im kanadischen Ottawa (Foto) kosten die günstigsten ÖPNV-Tickets jeweils umgerechnet 2,48 US-Dollar. Das ist ein Prozent weniger als in New York. Quelle: AP
Platz 6: New YorkWer einmal in New York ist, muss in den Central Park, ins Empire State Buildung – und eine U-Bahn-Fahrt mitmachen. Ein Ticket des günstigsten Tarifs kostet 2,50 US-Dollar, was die Deutsche Bank als Bezugspunkt für alle anderen weltweiten Preise genommen hat. Quelle: REUTERS
Platz 5: TorontoIn der größten Stadt Kanadas kostet ein ÖPNV-Ticket des kleinsten Tarifs umgerechnet 2,73 US-Dollar. Damit zahlen Menschen in Toronto neun Prozent mehr als in New York. Quelle: dpa
Platz 4: FrankfurtAuch Deutschlands Bankenmetropole hat es ins Ranking geschafft: Wer mit der S-Bahn vom Hauptbahnhof zum Hauptsitz der Deutschen Bank fahren möchte, muss umgerechnet 2,88 US-Dollar zahlen. Das sind 15 Prozent mehr als der niedrigste Tarif in New York und platziert Frankfurt im weltweiten Vergleich auf Platz 4. Quelle: dpa

Die Qualitätsverbesserung hat bisher vor allem dem Fernverkehr geholfen, das vergangene Jahr solide zu beenden. Zwar sei das Gesamtjahr wegen des harten Wettbewerbs mit den Fernbussen schwierig gewesen, im letzten Quartal aber sei es „deutlich bergauf“ gegangen, sagt ein Bahn-Manager. Grund dafür sei auch die Konsolidierung im Fernbusmarkt. Seitdem FlixBus die Konkurrenten Megabus und Postbus weggebissen und die Bahn ihre Fernbustochter BLB aufgegeben habe, steigen die Ticketpreise. Benzin ist heute auch nicht mehr so billig wie vor einem Jahr. Bahnfahren wird damit preislich wieder attraktiver.

Außerdem konnte die Bahn Negativmeldungen infolge extremen Wetters zuletzt vermeiden. Weder mussten Passagiere bei Kälte Stunden auf Bahnhöfen bibbern noch wegen ausgefallener Klimaanlagen schwitzen. Und die Bahn bemüht sich ernsthaft, das Reisen angenehmer zu machen. Seit diesem Jahr bietet sie in ihren ICE-Zügen kostenloses und besseres WLAN an. Der Einbau der Hotspots verlief nach Plan. Künftig soll es außerdem ein Entertainment-Portal mit Filmen und Serien geben, die sich die Reisenden auf ihr Smartphone oder Tablet herunterladen können. Die Bahn kooperiert dazu mit der Onlinevideothek Maxdome.

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