Weil betroffene Arbeitnehmer es als unfair empfinden, auf Dauer Zeitarbeitskräfte zu bleiben und nicht in die Stammbelegschaft des entleihenden Unternehmens übernommen zu werden.
Jede Wirtschaft braucht aber gute Flexibilität. Ohne sie kann kein Land konkurrieren im Weltmarkt. Sonst werden Arbeitsplätze verschwinden. Wenn man die gute Flexibilität weiter einschränkt, wird es nicht mehr feste Arbeitsverhältnisse geben, sondern mehr schlechte Flexibilität.
Die größten Arbeitskräfteverleiher in Deutschland 2013
Autovision
Umsatz in Mio. Euro: 550
Zeitarbeitnehmer: 13.000
Quelle: Lündendonk
Manpower
Umsatz in Mio. Euro: 576
Zeitarbeitnehmer: 19.000
Persona Service
Umsatz in Mio. Euro: 662
Zeitarbeitnehmer: 18.000
Adecco
Umsatz in Mio. Euro: 1571
Zeitarbeitnehmer: 40.000
Randstad
Umsatz in Mio. Euro: 1880
Zeitarbeitnehmer: 60.000
Sehen Sie noch die Chance, die Höchstüberlassungsdauer zu verhindern?
Ja, denn Brüssel steht der Zeitarbeit positiv gegenüber. Der zuständige EU-Kommissar Lazlo Andor hat uns geschrieben, er werde jetzt alle Länder mit unzulässigen Beschränkungen der Zeitarbeit fragen, warum sie die EU-Richtlinie von 2008 noch nicht umgesetzt haben. Die verbietet Einschränkungen der Zeitarbeit. Eine Begrenzung auf 18 Monate verstößt gegen den Geist dieser EU-Richtlinie. Uns vorzuschreiben, wie lange wir Mitarbeiter an einem Arbeitsplatz beschäftigen dürfen, ist ein Eingriff in unsere Vertragsfreiheit.
Würden Sie auf Grundlage der EU-Richtlinie gegen die Höchstüberlassung klagen?
Dazu wären wir bereit.
Werden Zeitarbeitsunternehmen versuchen, die Befristung zu umgehen – indem sie etwa Mitarbeiter zu eigenen Tochtergesellschaften verschieben und von da aus erneut zum selben Kunden vermitteln wie zuvor?
Für die Branche hoffe ich es nicht. Für Randstad kann ich sagen, dass wir uns daran nicht beteiligen und uns an die gesetzlichen Bestimmungen halten.
Medienberichten zufolge beendet gerade Randstad aber bei der Telekom-Tochter T-Systems langfristige Zeitarbeitseinsätze – eine Randstad-Tochter schickt die Leute dann als Werkvertragskräfte erneut zu T-Systems. Kennen Sie den Vorgang?
Nein, den kenne ich nicht. Aber ich bin sicher, dass die Kollegen in Deutschland ihr Geschäft nach gültigen gesetzlichen Regelungen handhaben. Grundsätzlich steht Randstad nicht für Umgehungen von rechtlichen Vorgaben oder für Tricks wie Ketten-Arbeitnehmerüberlassung, Drehtüreffekt und Ähnliches zur Verfügung.
Bessere Tarifverträge und Branchenzuschläge haben die Zeitarbeit in Deutschland verteuert? Wer bezahlt das?
Dadurch steigt zwar unser Umsatz in Deutschland, unsere Marge jedoch nicht. Es kommt auf die Preisverhandlungen mit unseren Kunden an.
Randstad als Massenanbieter tritt in Deutschland auf der Stelle. Warum ist Adecco im margenstarken Geschäft mit Fachkräften besser als Sie?
Zunächst: Wir verstehen uns nicht als Massenanbieter, sondern als Full-Service-Anbieter. Adecco hat 2006 die DIS AG gekauft – für sehr viel Geld. Das fanden wir zu teuer. Aber DIS ist ein gutes Unternehmen. Deshalb hat Adecco zurzeit mehr Professionals und Spezialisten als wir. Derzeit hat Randstad Deutschland einen deutlich höheren Anteil an gewerblichen Mitarbeitern im Vergleich zu höher Qualifizierten wie kaufmännischen Mitarbeitern oder Ingenieuren. Aber auch hier weiten wir unsere Aktivitäten derzeit deutlich aus.
Warum Unternehmen Zeitarbeit einsetzen
Laut einer aktuellen Studie der Personalberatungs- und Personalvermittlungsgesellschaft Page Personnel ist die Flexibilität für 94,3 Prozent der befragten deutschen Unternehmen ausschlaggebend für den Einsatz von Zeitarbeitern. Global nannten 89,4 Prozent der Befragten Flexibilität als Hauptargument.
Befragt wurden Unternehmen (und Fachkräfte), die in den letzten zwölf Monaten Zeitarbeit eingesetzt haben, beziehungsweise als Zeitarbeiter beschäftigt waren. Mehrfachantworten waren möglich.
Fast 80 Prozent der deutschen Unternehmen (global 75,7 Prozent) nutzen die Zeitarbeit, um Kandidaten für eine Festanstellung zu finden.
Die Deckung kurzfristigen Personalbedarfs - etwa in Stoßzeiten oder als Krankheitsvertretung - nannten 61,9 Prozent als Motiv.
Für rund die Hälfte der Befragten sind Zeitarbeiter schlicht eine günstige Alternative zu festangestellten Kräften. Global sagten sogar 61,2 Prozent, dass sie Zeitarbeiter aus Gründen der Kosteneffizienz beschäftigten.
Frischer Wind von außen: Für mehr als ein Drittel sind Zeitarbeiter eine Möglichkeit, externes Wissen und Kenntnisse in den Betrieb zu bringen.
Langfristige Weiterentwicklung des Unternehmens erhoffen sich 14,2 Prozent der deutschen Studienteilnehmer von Zeitarbeitern. Global betrachtet steigt die Zahl auf 26,9 Prozent.
Sie kommen mit der Dachmarke Randstad gegen die eigenständigen Marken von Adecco nicht an?
Das hat nichts mit der Marke zu tun. Andere Ländergesellschaften machen unter dem Namen Randstad ein gutes Geschäft im Professionals-Bereich. Dass Randstad als Unternehmen und Marke identisch ist, hilft uns bei Großkunden wie Philips und ThyssenKrupp, wo wir Komplettanbieter sind. Bei Adecco hingegen geht nicht die Gruppe zu den Kunden, sondern jedes einzelne Unternehmen.
Trotzdem greift Adecco-Deutschland-Chef Andreas Dinges Ihre Marktposition an. Dinges hat erklärt, er wolle Randstad von der Branchenspitze verdrängen. Was tun Sie dagegen?
Die Poleposition in Deutschland ist uns wichtig. Die werden wir nicht freiwillig räumen, sondern verteidigen, indem wir wachsen – insbesondere im Professionals-Bereich. Das müsste in der Tat schneller gehen. Deshalb haben wir für den Ingenieur- und IT-Bereich einen neuen Geschäftsführer in Deutschland eingestellt.