Könnten Sie mit einer größeren Übernahme den Spezialistenbereich stärken?
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass eine Übernahme vor allem dann gut gelingt, wenn man selber seine Hausaufgaben in dem jeweiligen Geschäftsbereich gemacht hat. Daran arbeiten wir derzeit intern. Daher wäre es jetzt kein guter Moment, um im Professionals-Bereich in Deutschland etwas zu kaufen.
Was sich Fachkräfte von Zeitarbeit versprechen
Mehr als die Hälfte der von Page Personnel befragten Fachkräfte, verspricht sich von der Zeitarbeit einen Aufbau des beruflichen Netzwerks.
Befragt wurden Fachkräfte (und Unternehmen), die in den letzten zwölf Monaten Zeitarbeit eingesetzt haben, beziehungsweise als Zeitarbeiter beschäftigt waren. Mehrfachantworten waren möglich.
Für viele ist Zeitarbeit Rettungsanker: 57,2 Prozent nannten "Beschäftigung in wirtschaftlich unsicheren Zeiten" als Vorteil von Zeitarbeit.
Für gut die Hälfte der Befragten bietet Zeitarbeit eine Verbesserung der Chancen auf eine Festanstellung.
Als Perspektive, professionelle Kenntnisse weiterzuentwickeln bezeichneten 24,6 Prozent der Studienteilnehmer die Zeitarbeit.
Für gut ein Viertel der deutschen Umfrageteilnehmer ist die Zeitarbeit ein Zugang zur Weiterbildung. Global nannten 49,6 Prozent "Weiterbildung" als großen Vorteil.
Für 14,7 Prozent hat Zeitarbeit den Vorteil einer guten Work-Life-Balance.
Wie unterscheiden sich die Margen zwischen einfacher Zeitarbeit und dem Spezialistenbereich?
In unserer weltweiten Strategie streben wir insgesamt einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von fünf bis sechs Prozent an: vier bis fünf im Inhouse-Bereich, also mit Sitz im Kunden-Unternehmen, fünf bis sieben Prozent im einfachen und acht Prozent im Professionals-Bereich.
Ist Deutschland ein Krisenland im Portfolio der weltweit insgesamt 39 Randstad-Gesellschaften?
Nein. Wenn zehn Prozent des Geschäfts einen Mangel an Wachstum hat, ist das keine Krise. Deutschland ist wichtig für uns, die größte Wirtschaft Europas mit weniger Zeitarbeitskräften als im europäischen Durchschnitt – also mit viel Potenzial.
Manpower ist in 80 Ländern aktiv, Adecco in 60. Lassen Sie Chancen ungenutzt?
Die 39 Länder rund um den Globus decken 90 bis 95 Prozent des Weltmarktes ab. Es ist leichter, in einem florierenden Markt zwei oder drei gute Leute im Management zusätzlich einzustellen und damit zwei, drei Millionen Euro zusätzlichen Umsatz zu erwirtschaften, als in Ländern mit kleineren Märkten mit geringem Potenzial neu einzusteigen und jahrelang Anlaufverluste zu haben. Es gibt allenfalls zwei oder drei Länder, die für uns noch interessant sein könnten in den nächsten drei bis fünf Jahren. Aber kurzfristig haben wir nicht die Absicht, in neue Märkte einzusteigen.
Manpower und Adecco haben dem Emirat Katar angeboten, Personal für den Bau von WM-Stadien zu rekrutieren. Und Sie?
Wir haben uns das angeschaut. Das ist ein großes Geschäftsvolumen, aber nicht profitabel. Man sollte nur etwas unterstützen, wovon man glaubt, dass es ein Erfolg wird. Die WM in Katar gehört aus meiner Sicht nicht dazu. Die Arbeitsumstände für die Arbeiter sind nicht akzeptabel. Außerdem: Ich habe 30 Jahre Fußball gespielt. Bei 50 Grad im Schatten geht das nicht.
Wieso sponsern Sie als Ex-Fußballer kein Fußball-, sondern ein Formel-1-Team?
Weil unsere Recherchen ergeben haben, dass uns das weltweit die größte Aufmerksamkeit schaffen würde. Es ist der Sport Nummer eins im TV, der ein großes Publikum anspricht. Formel-1-Rennen finden auch in den Ländern statt, in die wir mit unserem Clipper „Stad Amsterdam“ nicht hinsegeln können, und schafft uns dort Aufmerksamkeit. Wir setzen die Formel 1 auch zur Rekrutierung von Bewerbern und als Incentive für unsere Mitarbeiter ein.
26 Jahre Randstad, zehn im Vorstand, nun weltweiter Konzernchef. Reizte Sie nie eine Branche mit besserem Image?
Das Branchenimage war für mich nicht so ausschlaggebend. Wir finden pro Jahr Jobs für zwei Millionen Menschen weltweit. Wir senken die Arbeitslosigkeit. Wir bieten den Unternehmen die erforderliche Flexibilität. Für die Sorgen der Wirtschaft in Europa sind wir die Lösung, nicht das Problem. Daran bin ich beteiligt, und das macht diese Branche für mich sehr attraktiv.