Rickmers Die Reederei nähert sich dem Abgrund

Der traditionsreiche Schiffsvermieter Rickmers treibt immer näher an den Abgrund. Das Eigenkapital schrumpft, Anleger müssen um ihr Geld fürchten.

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Die Hamburger Traditionsreederei Rickmers machte zuletzt hohe Verluste. Quelle: dpa Picture-Alliance

Projekt „Eagle“ nannte Bertram Rickmers den Zukunftsplan für seine Reederei.
So hoch wie ein Adler wollte er fliegen, statt wie so viele andere abzustürzen. Mitten in der Schiffskrise wollte er das Unternehmen an die Börse bringen. Der Börsengang hätte Rickmers frisches Kapital bringen können.

Doch so weit kam es bisher nicht. Statt zu fliegen, steuert Rickmers nun auf den Abgrund zu. Die Verluste häufen sich, das Eigenkapital schrumpfte zuletzt um 26 Prozent. Das Schicksal des 180 Jahre alten Imperiums liegt nun in den Händen von Banken und Anlegern. Auf den Weltmeeren gibt es zu viele Schiffe für zu wenig Waren, und das schon seit acht Jahren. Selbst der Riese Hanjin, die größte Reederei Südkoreas, ist daran zugrunde gegangen. Rickmers dürfte die Krise besonders hart treffen. Die Hamburger vermieten an andere Reeder. Die wollen zuerst ihre eigenen Schiffe füllen und möglichst schnell raus aus ihren Charterverträgen. Wenn sie noch Schiffe mieten, dann nur zu Tiefstpreisen.

Marktanteile der größten 10 Container-Reedereien

Hinzu kommt, dass Rickmers vor allem kleine Schiffe mit einer Kapazität von bis zu 4500 Containern zu seiner Flotte zählt. Diese Frachter bringen häufig nur noch 5000 US-Dollar Miete am Tag ein, das deckt kaum die Betriebskosten.

Rickmers Maritime kann Anleihe nicht zurückzahlen

Was das bedeuten könnte, können Anleger nun in Singapur beobachten. Die Rickmers-Tochter Rickmers Maritime hatte sich über eine Anleihe umgerechnet rund 65 Millionen Euro bei Anlegern geliehen, kann die Schulden aber nicht zurückzahlen. Bis zum 31. Oktober müssen Anleger entscheiden, ob sie auf einen Großteil ihrer Forderungen verzichten und ihre Papiere in eine Wandelanleihe tauschen wollen.

Anlegerschützer warnen bereits, dass den Zeichnern der deutschen Anleihe dasselbe Schicksal drohen könnte. 275 Millionen Euro muss die Reederei 2018 zurückzahlen. Die nächste Zinszahlung von 24 Millionen steht im Juni 2017 an.

Viele Anleger glauben offenbar nicht mehr daran, dass Rickmers das stemmen kann: Die Anleihe war an der Börse zuletzt für rund 16 Prozent ihres Nominalwerts zu haben. Von Rickmers heißt es dazu auf Anfrage nur: „Keine Stellungnahme.“ Kommt es zum Ernstfall, könnte Bertram Rickmers die Anleger bitten, ihm einen Teil der Schulden zu erlassen.

Die Allianzen der Reedereien

Das Ansehen des stolzen Reeders hat in der Krise gelitten, die Stimmung unter den Mitarbeitern ist schlecht. Der Eigentümer selbst allerdings genehmigt sich eine Pension auf Firmenkosten und streicht zusätzlich 0,6 Prozent vom Umsatz als Lizenzgebühren für Unternehmenslogo und Namensrechte ein. Im vergangenen Jahr dürften es mehr als 3,5 Millionen Euro gewesen sein. Die Ratingagentur Creditreform wertet das als „indirekte Ausschüttung“.

Fusion mit Firma des Bruders platzte

Auf familiäre Unterstützung kann Bertram Rickmers aktuell nicht mehr zählen. Die angedachte Fusion mit der Firma seines jüngeren Bruders Erck platzte. Die beiden Brüder gelten als ungleiches Paar. 1992 gründeten sie zusammen das Fondshaus Nordcapital, doch das ging nicht lange gut. „Damals“, erzählte Erck später in einem Interview, „wollte es jeder dem anderen zeigen.“ Auch zuletzt konnten die Brüder ihre Konflikte nicht überwinden, sagen Hamburger, die beide kennen.

Die beliebtesten Flaggen der deutschen Reeder

Nun liegt das Schicksal von Rickmers in den Händen der Banken, die der Reederei über 1,4 Milliarden Euro geliehen haben. 545 Millionen Euro davon müsste Rickmers binnen eines Jahres zurückzahlen, falls die Kreditinstitute der Reederei keinen Aufschub gewähren. Doch viele Schiffsbanken haben wegen der Schiffskrise selbst große Probleme. Auch ihre Unterstützung ist dem Reeder nicht sicher. „Da würde ich freiwillig keinen Euro investieren“, sagt ein hochrangiger Landesbanker.

Der Adler fliegt vielleicht nie wieder.

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