Ex-Bahn-Chef Grube erwarb 2017 auch Versorgungsansprüche

Rüdiger Grube, damaliger Vorstandsvorsitzender der Deutsche Bahn AG, erhielt wohl deutlich mehr Geld als bekannt. Quelle: dpa

Der frühere Chef der Deutschen Bahn Rüdiger Grube hat im vergangenen Jahr höhere Leistungen erhalten als bislang bekannt. Er war 2017 nur einen Monat offiziell im Amt.

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Rüdiger Grube inszeniert sich gern als der Junge vom Bauernhof, der trotz seiner beachtlichen Karriere nie seine bescheidenen Wurzeln vergessen hat. Es ist eine schöne Geschichte, allerdings auch eine, die schon vor Jahren Kratzer bekam. Zu seiner Zeit als Bahn-Chef trat Grube in den Vertragsverhandlungen durchaus robust auf, wie Beteiligte immer wieder mit Erstaunen erzählten.

Nun dürfte der Bescheidenheitslack endgültig ab sein. Denn der Manager hat im vergangenen Jahr üppige Leistungen von der Bahn bekommen. Sie dürften sogar den ein oder anderen Top-Verdiener unter den Fußballern neidisch werden lassen.

Ende Januar 2017 schmiss Grube im Streit um seine Vertragsverlängerung hin. Er war also nur rund vier Wochen offiziell im Amt. Insgesamt erhielt er im Zusammenhang mit der vorzeitigen Beendigung seiner Tätigkeit im Geschäftsjahr 2017 vom Konzern allerdings nicht nur rund 2,3 Millionen Euro zugesprochen. Zusätzlich erwarb der 66-Jährige auch Versorgungsansprüche in Höhe von 870.000 Euro.

Grube war dem Vernehmen nach noch bis Ende Juli 2017 bei dem Staatskonzern beschäftigt - also ein halbes Jahr nach seinem offiziellen Rückzug. In der Zwischenzeit drohten sich Grube und der Aufsichtsrat offenbar gegenseitig mit Klagen. Es müssen unschöne Monate gewesen sein. Um das leidige Thema endlich vom Tisch zu haben, stimmten der aktuelle und künftige Aufsichtsratschef, Utz Hellmuth Felcht und Michael Odenwald, dem relativ teuren Kompromiss mit Grube schließlich zu. Als ein Teil der Zahlung vor Kurzem bekannt wurde, war die Aufregung erwartungsgemäß groß: Unter anderem forderte der neue Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), in den Verträgen bei der Deutschen Bahn müssten „Maß und Mitte“ Einzug halten. Auch die SPD prangerte die Zahlungen an.

Man darf diese Kritik allerdings als durchaus wohlfeil beurteilen. Die Deutsche Bahn ist zu 100 Prozent in Bundesbesitz, sie ist der wohl politischste Konzern des Landes. Ohne den Willen der Bundesregierung passiert dort nichts. Als der künftige Aufsichtsratschef Odenwald den Grube-Deal aushandelte, war er Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium.

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