Dann tritt ein schlanker etwas hagerer Herr mit sehr hohem Haaransatz auf die Bühne. Es ist Kenny Jacobs, ehemals leidender Vermarkter der Handelskette Tesco – und plötzlich kommen statt hastiger Aufzählungspunkte wohlgeordnete Grafiken auf den Schirm mit Worten wie „Tolles Kundenerlebnis“ oder „zum Gernhaben“.
Jacobs präsentiert relativ entspannt erst einen Imagefilm vom Bau einer Ryanair-Boeing 737 im Zeitraffer und mehrere Minuten lang eine schier endlose Liste von Neuerungen: Schnellere Buchung im Internet, kostenlose Stornierung innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Buchung, weniger Strafzahlungen für verlorene Bordkarten und zu schwere Koffer, keine Werbeansagen mehr im Flieger am frühen Morgen, zweites Handgepäckstück gratis, fest zugewiesene Sitzplätze, ab April eine neue Webseite sowie ein Familienservice, im Mai ein besseres Angebot für Geschäftsreisende sowie Bordkarte auf Handys und Tablets ab Juni.
"Ich erschieße den, der das programmiert hat"
Während Jacobs redet, wippt O’Leary auf seinem etwas flachen Stuhl mit jeder Minute spürbar unruhiger – bis es er endlich wieder dran ist. „Und jetzt zeigen wir euch mal den Unterschiede anhand der Buchungsmaschine“, sagt er. „Hey, bleibt hier, das wird spannend. Denn die neue Seite zeigt natürlich Kenny und die alte natürlich ich, als das Symbol für die alte Ryanair.“
Zur Person
O’Leary, 52, ist seit 1994 Chef von Europas nach Passagieren größtem Billigflieger Ryanair. Sein Aktienanteil von rund vier Prozent macht den ehemaligen Wirtschaftsprüfer zu einem der reichsten Männer Irlands. Auf seiner Farm züchtet der vierfache Vater Rinder und Rennpferde.
Es beginnen fünf Minuten Slapstick, bei denen O’Leary versucht, im eigenen Haus einen Flug London – Warschau zu buchen – und immer lauter schimpft. „Wie heißt denn dieses Warschau in unserer Liste? Warschau oder Modlin oder was?“ „Warschau“, hilft Jacobs. Es folgt wildes Klicken „Was haben wir da für eine Mist-Webseite“, schimpft O’Leary weiter, als sich bei der Eingabe das Flugdatum verändert, dann „ich erschieße den, der das programmiert hat“ und als kurz vor dem Abschluss auf einmal aus allem wieder aus London-Warschau die Anfrage Birmingham – Rom wird, kommt ein: „jetzt habe ich endgültig den Willen zum Leben verloren.“
Doch dann schafft er es und hat seinen Flug. „Da seht ihr, warum Ryanair künftig so erfolgreich ist“, sagt O’Leary und lächelt mit dem untrüglichen Timing eines Komikers in die Runde. „Wenn sich im vergangenen Jahr fast 82 Millionen Kunden den Tort angetan haben, nur um billig mit uns zu fliegen, wieviel kommen wohl, wenn sie ihr Ticket in fünf Klicks haben und keine unliebsame Überraschung mehr fürchten müssen?“, fragt er in die Runde? „Na 120 Millionen bis 2018. Und jetzt noch Fragen?“
Dann folgt für gut eine Stunde die typische O’Leary-Show als Mischung beinharter Antwort und Kasperle-Theater – nur etwas kuscheliger, pro Antwort mit höchstens drei, vier Sätzen und einem seiner beliebten Flüche mit drei Buschstaben nach dem „F“ oder dem „S“.
Meutern ihre Piloten nicht, weil sie die misshandeln?
Nein, denn wir sind die einzigen die ihnen nicht die Löhne kurzen. Ok bei Lufthansa steigen die Löhne, weil sich streikende Piloten und die neuen Traditionalisten-Runde im Management gegenseitig ins Grab schaufeln. Danke Jungs, aber das wäre doch nicht nötig gewesen, die Hilfe brauchen wir nicht.