Ryanair Was die Lufthansa von Ryanair lernen kann

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Drei Lektionen für die Lufthansa

Ryanair dagegen riskierte mit dem Radikalumbau die schon bis dato guten Zahlen, das klare Profil bei den Kunden und das gesamte Geschäftsmodell. Aus diesem Wagemut können die Lufthansa und ihre Beschäftigten drei Dinge ableiten.

1.    Lektion: Fang an bevor es weh tut          

Am Anfang steht eine fast schon banale Weisheit: Eine frühzeitige Veränderung ist besser als eine unter Druck. Denn bei jedem Umbauprozess scheitern Dinge. Wer in finanziell guten Zeiten anfängt, kommt nicht in Bedrängnis wenn Innovationen später kommen oder komplett daneben gehen.

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Das ist in Hightech-Unternehmen Standard, nicht aber bei Airlines. Im Fluggeschäft bedeutet Scheitern in der Regel einen Unfall mit Toten und Verletzten. Diese Regel nutzten weite Teile des Lufthansa-Managements und der Belegschaft dazu, die von Konzernchef Carsten Spohr oder seinem Vorgänger Christoph Franz angestoßenen Veränderungen zu torpedieren. Frei nach der Leitlinie: Wir lassen Neurungen möglichst nur dann zu, wenn garantiert nichts schief gehen kann.

Und das heißt in der Lufthansa-Praxis: nie.

2.  Lektion: Es hört nie auf            

Veränderungen gehen nie zu Ende. Die Iren agieren nach dem Motto: Wenn eine Neuerung geklappt hat, arbeiten wir doch gleich an der nächsten. Linien wie Lufthansa hingegen setzen immer noch große Programme mit mehr oder weniger umfangreichen Stäben auf. Wenn die Ziele erreicht sind, ist Schluss – bis dann die nächste Flaute droht.

Das möchte Lufthansa-Chef Spohr zwar ändern. Aber trotz guter Ansätze etwa bei Eurowings oder der Wartungstochter Lufthansa Technik ist im Kranichkonzern vom Geist einer permanenten Revolution bislang wenig zu spüren.

Ryanair hingegen hat zum Start ins dritte Jahr von „Always Getting Better“ nochmal nachgelegt und – neben ihren Klassikern wie Kampfpreisen oder ein paar verspäteten Renovierungen der Vorjahre – weitere Veränderungen angekündigt.

Dazu zählen nicht nur Dinge wie kostenlose Reiseführer oder eine verständliche und übersichtliche Auswahl an Angeboten, aufzugebendes Gepäck dazu zu buchen. Erstmals übertrifft Ryanair Lufthansa und andere beim Komfort und bietet bis zu fünf Zentimeter mehr Beinfreiheit.

3.  Lektion: Talent borgt, Genie stiehlt    

Michael O’Leary kennt keine Scheu, gute Ideen der Wettbewerber zu übernehmen, wenn sie Geld bringen. Wo gerade etablierte Linien ihre eigenen Lösungen entwickeln, zeigt Ryanair wenig Berührungsängste. So übernahm O’Leary von Germanwings Tarifpakete mit Extras wie bevorzugtem Einsteigen oder Rabatte für aufgegebenes Gepäck. Bei Ryanair gibt es mittlerweile wie beim Versender Amazon eine Art Bonusprogramm, bei dem angemeldete Vielflieger Rabatte bekommen.

Zu guter Letzt will O’Leary wie die spanische Vueling bald an Flughäfen wie London-Stansted oder Barcelona einen Umsteigeservice anbieten. Dann lädt Ryanair das Gepäck um und steht für Pannen gerade. Das kostet natürlich – anders als bei den etablierten Linien – extra.

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