Mit dem Schlachtruf „No Frills“ (keine Mätzchen) hat der irische Billigflieger Ryanair seit 1997 den europäischen Markt aufgerollt. Chef Michael O'Leary hat nur halb im Spaß Extra-Gebühren für die Toilettennutzung ins Gespräch gebracht und würde in seinen Jets auch Stehplätze verkaufen, wenn es denn erlaubt wäre.
Nicht zuletzt wegen der fest eingeplanten Zusatzeinnahmen (2015: 16,34 Dollar pro Passagier - 24 Prozent des Umsatzes) sind die Iren in der Lage, ihre Flüge für wenige Euro oder gar ganz zum Nulltarif anzubieten, wie O'Leary es auch schon zugespitzt hat. Sein jüngster Coup ist der Aufbau des Touristikportals Ryanair Holidays.
Mit geschätzten 13,87 Dollar Zusatzerlös pro Passagier und einem Umsatzanteil von 5,5 Prozent findet sich die Lufthansa-Gruppe noch auf einem der hinteren Ränge. Wie alle Netz-Airlines mit hohem Anteil an teuren Langstreckentickets tut sie sich schwer, die Zusatzerlöse so stark zu steigern wie die reinen Billigflieger.
Gleichwohl bieten insbesondere digital gestützte Services aus Sicht des Managements zahlreiche Anknüpfungspunkte für zusätzliche Geschäfte. Weit intensiver als bislang sollen Upgrades, Lounge-Zugänge und andere Annehmlichkeiten auch einzeln vermarktet werden. Das Unternehmen erwartet bis zu 300 Millionen Euro zusätzliche Erlöse jährlich, was einer glatten Verdreifachung der Marke von 2015 entspräche.
Jay Sorensen, Autor der CarTrawler-Studie, rechnet mit weiterhin intensiven Bemühungen und neuen Ideen der Airlines um die längst unverzichtbaren Zusatzeinnahmen. Ein weiterer Schub stehe bevor, weil die Gesellschaft Norwegian die Low-Cost-Idee konsequent auch auf ihren Überseeflügen umsetzt. Selbst der Elf-Stunden-Flug von Stockholm nach Los Angeles wird ohne Verpflegung und aufgegebenes Gepäck angeboten - Upgrades gibt es nur in kostenpflichtigen Service-Paketen. Bislang sind diese Leistungen bei den allermeisten Interkontinentalflügen noch inbegriffen.