Schifffahrt Die Baustellen des Hamburger Hafens

Der Hamburger Hafen ist für viele deutsche Unternehmen das Tor zur Welt. Doch politische Krisen und Entscheidungen belasten das Geschäft. Auch die Infrastruktur muss ausgebaut werden. Was dem Hafen Sorgen bereitet.

Die Elbmündung in Hamburg bedeutet für viele Unternehmen die Transportader in die Welt hinaus - oder das Tor in Europa hinein. Der Hamburger Hafen wächst, so viel steht fest: 2014 wir der Hafen mehr als 142 Millionen Tonnen Güter umschlagen - ein Plus von knapp sieben Prozent zum Vorjahr, berichtet der Unternehmensverband Hafen Hamburg. Doch dieses Wachstum ist umkämpft. Gleich mehrere Baustellen bereiten Sorgen. Quelle: dpa
Russland-KriseMit etwa 718.000 Containern im Jahr ist Russland der zweitwichtigste Handelspartner des Hamburger Hafens – nach China. Deshalb treffen das russische Handelsembargo und die Sanktionen von europäischer Seite den Hafen besonders stark: Schon im ersten Halbjahr 2014 sank der Containerumschlag mit Russland um 3,8 Prozent. Der Rückgang ließ sich jedoch durch Zuwächse beim China- und Indien-Geschäft auffangen. Doch die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), den größten Betreiber des Hamburger Hafens, traf es härter: Im ersten Halbjahr 2014 verzeichnete das Unternehmen, das auch im ukrainischen Odessa ein Hafenterminal betreibt, einen Gewinnrückgang von 5,5 Prozent. Quelle: dpa
ElbvertiefungEin Fluss, der zu schmal wird für die Riesen der Ozeane: Die immer wieder verschobene Elbvertiefung ist das größte Problem für den Hamburger Hafen. Erst im Oktober hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig eine Entscheidung über die Pläne erneut vertagt. Die Richter wollen eine Rückmeldung des europäischen Gerichtshofs in Luxemburg abwarten. Seit über einem Jahrzehnt kämpft der Hamburger Hafen um den Ausbau der Elbe: Mit der Vertiefung des Flusses sollen auch Schiffe von einem Tiefgang von 13,50 Metern den Hafen unabhängig von Flut oder Ebbe anlaufen können. Das ist notwendig, weil die Containerschiffe auf den Weltmeeren immer größer werden. Doch die Baumaßnahmen stellen einen erheblichen Eingriff für die Umwelt dar. Ohne den Ausbau, argumentieren die Schifffahrtsunternehmen, sei Hamburg bald nicht mehr wettbewerbsfähig. Quelle: dpa
Dabei ist sich die Hafen-Szene relativ sicher, dass der Ausbau kommen wird. Auch aus Brüssel gab es zuletzt nur positive Signale. Das größte Ärgernis für die Hafenunternehmen aber: Mittlerweile hat sich das Projekt um Jahre nach hinten verzögert. Experten schätzen, dass erst 2016 mit den Bauarbeiten begonnen werden kann. Bis dahin könnten sich viele Reeder einfachere Wege suchen. Denn die kostengeplagten Containerschiffe achten auf jeden Cent - und die lange, von der Flut abhängige Fahrt über die Nordsee mit ihren strengen Umweltvorschriften ist teuer. Quelle: dpa
Immer größere SchiffeAn Investitionen, das steht fest, wird der Hafen schon allein wegen den Entwicklungen bei den Reedereien nicht vorbeikommen. In der Finanzkrise brachen bei den Reedereien die Gewinne ein, deshalb setzen die großen Reedereien heute auf Kooperationen untereinander und auf immer größere Schiffe, die mehr Marge bringen. Für den Hafen bedeutet das: Es muss mehr Platz her für die Ozeanriesen, die bis zu 18.000 Standardcontainer transportieren. Beim letzten Elbausbau in den Neunzigerjahren transportierten die Schiffe in der Regel nicht einmal halb so viele Container. Und bisher hat der Hamburger Hafen seine Probleme mit den Containergiganten: Die Elbe kann von den breiten Straßen oft nur als Einbahnstraße genutzt werden. Quelle: dpa
Stau im HafenWie ungeübt der Hamburger Hafen noch mit der Abfertigung der neuen Ozeanriesen ist, zeigte sich erst im vergangenen Juni: Damals staute sich der Verkehr ins Hinterland für mehrere Tage. Die Wartezeiten für Lastkraftwagen an den Containerterminals stiegen zeitweise von fünf auf vierzehn Stunden. Und beim Bahnverkehr ging gar nichts mehr. Der Grund, laut der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA): Zwei Ozeanriesen lagen gleichzeitig im Hafen und entluden massenhaft Container, die wahrscheinlich wegen Personalausfällen nicht schnell genug über Straße und Schiene weitertransportiert werden konnten. Quelle: dpa
Überall BaustellenZu den Infrastrukturproblemen im Hafen addieren sich noch die Baustellen im Umland auf. In seinem Jahresbericht beschwert sich der Unternehmensverband Hamburger Hafen vor allem darüber, dass auf vielen Autobahnen und Hauptverkehrsachsen zur gleichen Zeit gebaut wird, ohne dass die Baustellenpläne koordiniert werden. Dadurch sei der Hafen nur noch eingeschränkt für Lastwagen erreichbar, was zu Ladungsverlusten führe. Quelle: dpa
Starke KonkurrenzUnd auch die Konkurrenz investiert stark in eine bessere Infrastruktur. Vor allem die Häfen der sogenannten Nordrange – Bremen, Rotterdam in den Niederlanden und Antwerpen in Belgien – wetteifern mit dem Hamburger Hafen. 2013 allerdings verzeichnete Hamburg einen Anstieg des Umschlags von 6,2 Prozent, während die Bremer Häfen und auch Rotterdam leichte Rückgänge hinnehmen mussten. Mit circa 44 Millionen Tonnen Ladung macht der Rotterdamer Hafen allerdings noch immer mehr als dreimal so viel Umschlag wie der Hamburger Hafen. Im Bild fährt gerade das Kreuzfahrtschiff "Oasis of the Seas", eines der beiden größten Schiffe der Welt, in den Rotterdamer Hafen ein. Quelle: dpa
Neue WettbewerberGleichzeitig gibt es neue Konkurrenz aus dem Inland: Der Jade-Weser-Port zum Beispiel, ein Tiefseehafen, den die Containerriesen auch jetzt schon Tide-unabhängig anlaufen können. Bisher verzeichnet der Hafen zwar kaum Verkehr. Doch die neue Allianz 2M zwischen den beiden weltgrößten Reedereien Maersk und MSC will den Jade-Weser-Port in Zukunft anlaufen. Quelle: dpa
Baufälliger Nord-Ostsee-KanalDie Elbe ist nicht die einzige Wasserstraße, die für Hamburg wichtig ist: Über den Nord-Ostsee-Kanal, der die Nord- und Ostsee zwischen Brunsbüttel und Kiel verbindet, werden viele der in Hamburg verladenen Container Richtung Russland und Osteuropa weiterbefördert. Doch der Kanal ist schmal und seine Schleusen baufällig. 2013 konnte der Kanal an 18 Tagen nicht befahren werden, weil die Schleusen versagten oder die Mitarbeiter streikten. Fast elf Prozent weniger Schiffe wählten deshalb den Weg durch den Kanal. Immerhin: Seit April steht fest, dass bis zum Jahr 2020 der Kanal verbreitert und eine fünfte Schleuse gebaut werden soll. Quelle: dpa
WeltwirtschaftswachstumLetztendlich ist es mit dem Hafen wie bei den Reedereien: Er hängt vom Welthandel ab, und der wiederrum von der weltweiten Konjunktur. Nach den Krisenjahren haben sich zwar die meisten wichtigen Volkswirtschaften stabilisiert. Doch politische Krisen belasten die Wirtschaftsbeziehungen, und wichtige Märkte wie China und Indien wachsen nicht mehr so rasant wie erwartet. So wuchs der Welthandel im Jahr 2013 nur noch um 3,0 Prozent – und damit um zwei Prozentpunkte weniger als noch im Jahr zuvor. Der Hamburger Hafen allerdings verzeichnete einen um über sechs Prozent höheren Umschlag als im Vorjahr. Doch ob der Hafen solche Zahlen in Zukunft auch noch vermelden kann, hängt an einer Frage: Kann der Hamburger Hafen alle seine Baustellen erfolgreich beenden? Quelle: dpa
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