Sigmund Gottlieb „Passt schon ist nicht genug“

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Der BR als Vorbild?

Also doch: weniger Bayern in der ARD. Werden die Töne aus München nun leiser?
Sicher nicht. Wir haben eine Reihe von starken Produkten in der ARD. Das geht von Report München bis zum Weltspiegel, oder denken Sie nur an die vielen Zulieferungen des BR für die Sendungen von ARD-aktuell. Daran wird sich aus meiner Sicht auch nichts ändern. Die Zukunft spielt in der Region und in der ARD. Und der trimediale Umbau wird uns fit machen für diese Zukunft. Wir müssen das junge Publikum noch besser erreichen. Die wollen nicht mehr linear fernsehen, sondern mobil und zeitunabhängig. Die digitale Revolution gibt uns die Instrumente und Verbreitungsmöglichkeiten dafür. Was wir hier machen, ist die größte Reform in der Geschichte des Hauses. Das wird auch in den anderen ARD-Anstalten sehr aufmerksam verfolgt.

Die Lieblings-Nachrichtensprecher der Deutschen
Tagesschau-Studio Quelle: dpa
TagesschAU-Sprecherin Judith Rakers Quelle: dpa
Marietta Slomka Quelle: dapd
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Claus Kleber Quelle: dpa
Peter Kloeppel Quelle: dpa

Der durchaus angestaubte BR wird zum Vorbild für WDR und NDR?
Jede Landesrundfunkanstalt muss für sich entscheiden, welchen Weg sie geht. Da gibt es - je nach Tradition und Art des Hauses - unterschiedliche Vorgehensweisen und Geschwindigkeiten. Und für alles gibt es gute Gründe. Aber wenn sie die Entwicklung der letzten Monate betrachten, dann ist da insgesamt schon enorm Geschwindigkeit aufgenommen worden. Ich bin überzeugt, dass der Weg des BR der richtige ist – für uns und unsere Tradition.

Für viele Journalisten - gerade auch für viele Freie - bedeutet dieser Umbau weniger Aufträge oder sogar die Kündigung.
Ein solch fundamentaler Veränderungsprozess ist von Natur aus begleitet von Skepsis und Sorgen. Natürlich wird es Veränderungen geben. Wichtig ist, dass Mitarbeiter, die es lange Zeit gewohnt waren, nur ein bestimmtes journalistisches Profil oder eine einzelne Sendung zu bedienen, offen sind für neue, attraktive Betätigungsfelder. Wir versuchen, das höchst professionell zu begleiten, etwa die Mitarbeiter umzuschulen, und sind da sehr, sehr, sehr sozial ausgerichtet. Aber so ein Prozess hat natürlich seine Auswirkungen im Haus, keine Frage.

Ist denn das bisherige Ziel - alles bis 2022 abzuschließen - noch realistisch?
Wir sind mit allen Facetten des Prozesses just in time. Ich denke, dass wir auch baulich mit unserem neuen trimedialen Aktualitätenzentrum in München-Freimann bis dahin fertig sind. Doch der Reformprozess an sich, der wird immer weiter gehen – schon allein, weil sich die Technik permanent weiter entwickelt.

Diese Moderatoren machen richtig Kasse
Michael Strahan Quelle: REUTERS
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Judith-Sheindlin Quelle: Susan Roberts (Judge Judy & Painting), CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

Klingt, als seien da noch mehr Hiobsbotschaften aus München zu erwarten.
Wieso Hiobsbotschaften? Ich bin überzeugt, dass mein Nachfolger den Diamanten BR erfolgreich weiter polieren wird. Natürlich ist Christian Nitsche, der ja trimedialer Chefredakteur wird, ein anderes Naturell als ich. Aber in den journalistischen Grundüberzeugungen stimmen wir voll und ganz überein. Und dass so eine Reform ihre Zeit braucht, ist auch verständlich. Wir müssen da völlig unterschiedliche Kulturen zusammenführen: Hörfunk, Fernsehen und Online. Das dauert länger als in vielen anderen Unternehmen –  schon allein, weil wir den Prozess mit ständigen Gesprächen begleiten, um die Mitarbeiter mitzunehmen. Aber nochmal: Das ist ohne Alternative.

Herr Gottlieb, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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