Spekulieren mit Kliniken Das Finanzdesaster deutscher Krankenhäuser

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Mehr Druck auf Ärzte und Pfleger

Die Volkskrankheiten der Deutschen
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Kleine Kliniken müssen sich spezialisieren, um zu überleben. Große Häuser werden zum Nukleus von ortsübergreifenden Verbünden. Bestehende Verbünde werden wachsen, um noch mehr Einkaufsmacht aufzubauen. Die Profitabilität jedes Bettes soll steigen, wünschen sich Aktionäre und Verwaltungsdirektoren. Das bedeutet noch mehr Druck auf Ärzte und Pfleger. Von mehr Qualität spricht bei den Zukunftsszenarien ohnehin kaum ein Experte.

Vor allem die privaten Ketten dürften zulegen. RWI-Ökonom Augurzky erwartet, dass der Marktanteil der Privaten bei der Zahl der Kliniken bis 2020 steigt. Verlieren werden vor allem die Kommunalen, prognostiziert der Gesundheitsökonom: Bis 2020 werden von den 2000 Kliniken bis zu acht Prozent verschwinden – darunter viele kommunale Einrichtungen, die nicht von ihrem Träger unterstützt werden.

Daher warnt KPMG-Berater Penter: "Wenn am Ende vor allem Private und Freigemeinnützige den Markt dominieren, wird Strukturpolitik zur Versorgung der Fläche immer schwieriger. Denn der politische Einfluss der Städte und Kommunen und damit die Sicherung der Versorgung in der Fläche – auch wenn sie nicht immer profitabel ist – schwindet."

Zufriedenheit ist gleich

Auf die Patienten wirkt sich die Art der Trägerschaft offenbar kaum aus. Die AOK Rheinland Hamburg und die Barmer GEK untersuchten die Patientenzufriedenheit mit medizinischer Versorgung, Organisation und Service. Mehr als 700 000 Versicherte beurteilten 1300 Kliniken.

"Unsere Versicherten sind erfreulich zufrieden mit den Krankenhäusern", sagt AOK-Vorstand Matthias Mohrmann. "Wir können aber keine signifikante Relation zwischen der Art des Betreibers und der Bewertung durch den Kunden feststellen. Die Privaten fallen leicht ab." Unterschiede gebe es eher nach Struktur der Häuser, ob groß oder klein, Akutkliniken oder solche für planbare Eingriffe. Das betrifft alle Anbieter gleichermaßen.

Zufriedenheit ist ein weiches Kriterium, die öffentlichen Qualitätsberichte der Kliniken sind ein härteres. "Bei der Behandlungsqualität schneiden private Anbieter mindestens genauso gut ab wie kirchliche oder kommunale Träger", urteilt RWI-Ökonom Augurzky, der zahlreiche Qualitätsdaten ausgewertet hat. So profitierten Patienten dort oft von der moderneren Ausstattung.

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Mitgliedschaft in der Initiative Qualitätsmedizin. Dort haben sich knapp 300 Häuser zusammengeschlossen, die sich freiwillig härteren Qualitätskriterien unterwerfen als gesetzlich gefordert. 22 Prozent entstammen den kommunalen und öffentlichen Trägern, 12 Prozent den Freigemeinnützigen und 66 Prozent arbeiten unter einem privaten Träger.

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