Star Wars Die dunkle Seite der Macher

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Schmaler Grat zwischen Interesse und Überdehnung

Dazu kommen die leicht bis mittelschwer anarchischen Wesen der Konzerntochter Pixar sowie Fortsetzungen und Neuauflagen früherer Erfolge wie „Die Schneekönigin 2“ oder „Dschungelbuch“. Da wird es schnell eng. Weil im Sommer und an den Weihnachtstagen kaum jemand ins Kino geht, kommen bei nur gut 40 echten Kinowochen die acht Disney-Blockbuster kaum auf das optimale Auswertungsfenster von sechs Wochen.

Und selbst wenn Star Wars ein Erfolg wird: Am Ende könnte die Serie von Disneyfilmen das Interesse und die Geldbeutel der Fans oder ihrer Eltern schlichtweg überfordern. Denn inklusive Popcorn, Cola, Anreise und Parken schlägt ein Kinobesuch bei einer vierköpfigen Familie schnell mal mit 100 Euro zu Buche.

"Star Wars" knackt Milliarden-Dollar-Marke
Star Wars: Verkleidete Kinobesucher Quelle: AP
Todesstern Quelle: Presse
Die Zeugen JedihovasWer Neuseeländer kennt, wird sich nicht wirklich wundern: 53715 Menschen vom anderen Ende der Welt gaben bei einer Volkszählung im Jahr 2001 bei der Frage nach ihrer Religionszugehörigkeit an, sie seien „Jedi“. (Symbolbild) Wäre der Jediismus daraufhin als Religion anerkannt worden, hätte er gleich einen passablen Start hingelegt: Er wäre auf Anhieb zu Neuseelands zweitgrößter Gemeinde aufgestiegen. Ein ähnliches Ansinnen versuchte Australiens Regierung bei einer eigenen Zählung kurz darauf mit einer Strafandrohung zu verhindern ­ wer Jedi schreibt, muss 1000 Dollar zahlen. 70000 Australier taten es trotzdem – und mussten am Ende für den Scherz dann doch nicht löhnen. Getoppt wurde die Meute dann noch in Großbritannien, wo die Zeugen Jedihovas im selben Jahr auf 390.127 Anhänger kamen… Quelle: AP
Fiese Viecher Quelle: dpa
Große kleine TruppeDie weltgrößte Armee aus Mitgliedern der sogenannten Sturmtruppen stellte sich am 27. Juni 2008 im südenglischen Slough zur Parade auf. Aus Lego-Männchen gebildet, bestand die schneeweiße Armee aus 35210 einzelnen Figürchen. Auch eines der teuersten Lego-Sammlerstücke, das Amazon derzeit auf Lager hat, stammt aus dem Star Wars-Universum: Das Raumschiff Tantive IV ist schon für 4300 Euro zu haben. Quelle: REUTERS
Teuerstes LegostückDas Lego-Raumschiff Tantive IV (nicht im Bild), ein Sammlerobjekt, kostet aktuell bei Amazon gut 4300 Euro. Zudem gibt es noch eine fast 20.000 Euro teure Sammlung von Bildbänden, mit von Star-Wars-Erfinder George Lucas persönlich ausgesuchten Fotos. Da ist der abgebildete Millennium Falcon von Lego für 150 Euro noch ein echtes Schnäppchen. Quelle: Presse
Fliegende Vor-PremiereDie französische Staatslinie Air France bietet einen besonderen Service für alle Fans, die nicht bis zum offiziellen Kinostart am 18. und 19. Dezember warten wollen. Sie zeigt den Film am 16. Dezember auf vier Nachflügen ab Los Angeles, New York und San Francisco. Quelle: REUTERS

Und auch im Handel kann die Stimmung kippen. Zwar läuft es jetzt eine Woche vor Filmstart bestens. Wer dieser Tage mit einigermaßen wachen Augen durch die vorweihnachtlichen Innenstädte schlendert, kann dem Hype kaum entgehen: C&A lockt Familien mit Star Wars-Sweatern und Bommelmützen, gegenüber bei Primark warten sie mit Bettwäsche im Look des Fieslings der ersten Filme Darth Vader (ab 18 Euro) auf Teenager.

Allgegenwart der Marke

Eine Ecke weiter wirbt Kofferhersteller Samsonite mit einer Sonderedition vom Schulmäppchen bis zum Rollkoffer ebenfalls mit dem Düsterling, und auch Computerbauer HP hat sich mit einer Sonderedition eines Laptops der „dunklen Seite der Macht“ verschrieben In fast allen Läden vom Nobelkaufhaus Galeries Lafayette bis zu Rewe gab es Schlangen vor den Produkten mit Helden wie Han Solo oder Schurken Kylo Ren.

Und als Discounter Aldi vor gut einer Woche Fan-Artikel anbot, waren die ersten bereits Minuten nach er Ladenöffnung um acht Uhr morgens ausverkauft.

Doch es verläuft ein schmaler Grat zwischen Interesse und Überdehnung. Vermarkter Braun verspricht zwar, man lasse „lieber Umsatz liegen als die Marke durch Allgegenwart zu entwerten.“ Aber die Gefahr besteht, dass die Omnipräsenz von Darth-Vader-Backformen oder Masken eher abschreckt und Fans den neuen Superschurken Kylo Ren weniger interessant finden, wenn es den schwertschwingenden Bösewicht auch noch als Kuscheltier gibt. Spätestens dann könnte der oft strenge Umgang von Disney mit seinen vielen Lizenzpartnern für Unmut sorgen.

Denn wer als Werbepartner vor dem Filmstart Figuren oder Szenen aus „Das Erwachen der Macht“ verwenden wollte, unterlag strengen Regeln. „Wir mussten nicht nur Verträge mit Verschwiegenheitserklärungen unterschreiben, die bei Stars Wars noch etwas dicker ausfielen als bei anderen Projekten“, so ein Werbekunde. Will ein Händler wie Rewe Puppen klassischer Disney-Helden wie etwa den Fisch Nemo oder aber Sternenkrieger fertigen lassen, darf er den Auftrag nicht selbst vergeben, sondern muss das in der Regel einem der weltweit von Disney zugelassenen Hersteller übertragen. Und von denen gibt es nur vier.

Wenn die Maschinerie nicht mehr rund läuft, könnte das auch den Widerstand der Kinos wieder anfachen. Bislang wollen allein in Deutschland an die 60 zumeist kleinere Lichtspielhäuser den neuen „Star Wars“-Streifen nicht zeigen. Denn Disney verlangt statt dem bislang üblichen Anteil von 47,7 Prozent vom Umsatz satte 53 Prozent der Einnahmen an der Kinokasse. „Disneys Bedingungen sind einfach nicht zu erfüllen“, klagt Karl-Heinz Meier vom Branchenverband HDF Kino.

Ursprünglich war die Zahl der Boykotteure mal deutlich höher. Doch nach dem großen Interesse des Publikums, ging der Widerstand zuletzt zurück. Sollte aber der Umsatz an der Kinokasse kleiner ausfallen als erhofft, könnte sich der Trend wieder gegen Disney drehen, hoffen die Widerständler.

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