Dazu kommen die leicht bis mittelschwer anarchischen Wesen der Konzerntochter Pixar sowie Fortsetzungen und Neuauflagen früherer Erfolge wie „Die Schneekönigin 2“ oder „Dschungelbuch“. Da wird es schnell eng. Weil im Sommer und an den Weihnachtstagen kaum jemand ins Kino geht, kommen bei nur gut 40 echten Kinowochen die acht Disney-Blockbuster kaum auf das optimale Auswertungsfenster von sechs Wochen.
Und selbst wenn Star Wars ein Erfolg wird: Am Ende könnte die Serie von Disneyfilmen das Interesse und die Geldbeutel der Fans oder ihrer Eltern schlichtweg überfordern. Denn inklusive Popcorn, Cola, Anreise und Parken schlägt ein Kinobesuch bei einer vierköpfigen Familie schnell mal mit 100 Euro zu Buche.
Und auch im Handel kann die Stimmung kippen. Zwar läuft es jetzt eine Woche vor Filmstart bestens. Wer dieser Tage mit einigermaßen wachen Augen durch die vorweihnachtlichen Innenstädte schlendert, kann dem Hype kaum entgehen: C&A lockt Familien mit Star Wars-Sweatern und Bommelmützen, gegenüber bei Primark warten sie mit Bettwäsche im Look des Fieslings der ersten Filme Darth Vader (ab 18 Euro) auf Teenager.
Allgegenwart der Marke
Eine Ecke weiter wirbt Kofferhersteller Samsonite mit einer Sonderedition vom Schulmäppchen bis zum Rollkoffer ebenfalls mit dem Düsterling, und auch Computerbauer HP hat sich mit einer Sonderedition eines Laptops der „dunklen Seite der Macht“ verschrieben In fast allen Läden vom Nobelkaufhaus Galeries Lafayette bis zu Rewe gab es Schlangen vor den Produkten mit Helden wie Han Solo oder Schurken Kylo Ren.
Und als Discounter Aldi vor gut einer Woche Fan-Artikel anbot, waren die ersten bereits Minuten nach er Ladenöffnung um acht Uhr morgens ausverkauft.
Doch es verläuft ein schmaler Grat zwischen Interesse und Überdehnung. Vermarkter Braun verspricht zwar, man lasse „lieber Umsatz liegen als die Marke durch Allgegenwart zu entwerten.“ Aber die Gefahr besteht, dass die Omnipräsenz von Darth-Vader-Backformen oder Masken eher abschreckt und Fans den neuen Superschurken Kylo Ren weniger interessant finden, wenn es den schwertschwingenden Bösewicht auch noch als Kuscheltier gibt. Spätestens dann könnte der oft strenge Umgang von Disney mit seinen vielen Lizenzpartnern für Unmut sorgen.
Denn wer als Werbepartner vor dem Filmstart Figuren oder Szenen aus „Das Erwachen der Macht“ verwenden wollte, unterlag strengen Regeln. „Wir mussten nicht nur Verträge mit Verschwiegenheitserklärungen unterschreiben, die bei Stars Wars noch etwas dicker ausfielen als bei anderen Projekten“, so ein Werbekunde. Will ein Händler wie Rewe Puppen klassischer Disney-Helden wie etwa den Fisch Nemo oder aber Sternenkrieger fertigen lassen, darf er den Auftrag nicht selbst vergeben, sondern muss das in der Regel einem der weltweit von Disney zugelassenen Hersteller übertragen. Und von denen gibt es nur vier.
Wenn die Maschinerie nicht mehr rund läuft, könnte das auch den Widerstand der Kinos wieder anfachen. Bislang wollen allein in Deutschland an die 60 zumeist kleinere Lichtspielhäuser den neuen „Star Wars“-Streifen nicht zeigen. Denn Disney verlangt statt dem bislang üblichen Anteil von 47,7 Prozent vom Umsatz satte 53 Prozent der Einnahmen an der Kinokasse. „Disneys Bedingungen sind einfach nicht zu erfüllen“, klagt Karl-Heinz Meier vom Branchenverband HDF Kino.
Ursprünglich war die Zahl der Boykotteure mal deutlich höher. Doch nach dem großen Interesse des Publikums, ging der Widerstand zuletzt zurück. Sollte aber der Umsatz an der Kinokasse kleiner ausfallen als erhofft, könnte sich der Trend wieder gegen Disney drehen, hoffen die Widerständler.