Starberater bei McKinsey Das große Aufräumen beim schlauesten Unternehmen der Welt

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Unternehmen haben Erfolg ohne Berater

Dass die goldenen Jahre womöglich vorbei sind, meint auch der US-Journalist Duff McDonald in seinem Ende 2013 erschienenen Bestseller „The Firm“. McKinsey habe zwar jeden Trend des vergangenen Jahrhunderts geprägt und die Welt so „effizienter, rationaler und objektiver“ gemacht. Bei aktuellen Erfolgsgeschichten wie Apple und Google habe die Beratung jedoch keine Rolle gespielt. Ihr Einfluss schwinde, weil es ihr schwerfalle, Kunden „Dinge zu erzählen, die sie noch nicht wissen“.

Berater Schumacher ist von derlei Bedenken unbeeindruckt. Er zeigt einen Wirrwarr von Kreisen, jeder einzelne stellt eine Folge des digitalen Wandels dar. Die Folie ist unübersichtlich, und danach wird es nicht viel besser. Schumacher präsentiert gigantische Zahlen, Millionen und Milliarden, immense Zuwachsraten in China und den USA. Er nennt Unternehmen, die in vergleichbarer Ausgangslage unterschiedlich abgebogen und jetzt entweder Weltmarktführer oder Restrukturierungsfälle sind. Der Wettbewerb sei „brutal“, aber „das geht, das bekommt man hin“. Und zwar mit „Antizipieren, Optimieren, Restrukturieren“.

Irgendwann tauchen die Kreise vom Anfang wieder auf. Es sind immer noch viele, aber sie sind jetzt geordnet. Die Welt ist bedrohlich geblieben, aber nicht mehr so unübersichtlich. Die Zuhörer wissen, dass McKinsey ihnen als Wegweiser dienen kann.

Es braucht immer mehr und immer bessere Ergebnisse

Das große Aufräumen ist und bleibt eine Kernfunktion des Unternehmens. Dafür produziert es eine Unmenge von Studien und Papieren, etliche davon setzen Maßstäbe. Die Analysen des volkswirtschaftlichen Global Institute zur europäischen Staatsschuldenkrise etwa gelten als bahnbrechend. 140.000 Interessierte haben sich einen McKinsey-Aufsatz über „disruptive Technologien“ heruntergeladen. 330.000 schauten sich die Überlegungen zu „Big Data“ an.

Karriere-Sprungbrett McKinsey: Diese Vorstände waren mal Berater

Die Denkmaschine läuft und läuft, sie muss immer mehr, immer bessere Ergebnisse ausspucken. Und das wird immer schwieriger. Es wäre ein Armutszeugnis, wenn ausgerechnet McKinsey den Umbruch des eigenen Geschäfts verpassen würde. „Die Welt hat sich verändert, die Themen sind heute sehr komplex und integriert. Wir bieten heute viel mehr auf als früher, um echten Mehrwert zu liefern“, sagt Cornelius Baur.

Der 53-Jährige ist seit 25 Jahren bei McKinsey, seit 2014 steht er an der Spitze des Deutschland-Geschäfts.

Baur isst gern; alle, die ihn kennen, beschreiben ihn als handfest und bodenständig. Er ist kein Stardenker, kein Welterklärer, beraten hat er große Industriekonzerne bei Produktionsfragen. Baur will den bisherigen Weg anpassen, er will die Kehrtwende eher leise als laut vollführen. Wie sein Vorgänger Frank Mattern meidet er, so gut es geht, die Öffentlichkeit. Die Beratung soll über ihre Veröffentlichungen wirken, für ihre Kunden da sein und sich möglichst im Hintergrund halten.

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Kunden wollen fachliche Expertise

Aufgaben sieht Baur auch künftig genug. Digitalisierung, Industrie 4.0, 3-D-Druck, Umbau der Energieversorgung, globales Wachstum – wo immer sich etwas verändert, will McKinsey vorne mit dabei sein. „Klienten verlangen heute von Beratern, dass sie überzeugende Lösungen entwickeln, implementieren und mit tiefer Analyse verknüpfen“, sagt Baur. So reichten oberflächliche Kenntnisse des chinesischen Markts nicht mehr aus, tiefe fachliche Expertise müsse hinzukommen und zu messbar besseren Ergebnissen führen. Das könne nicht jeder. Das könne aber ganz bestimmt McKinsey.

Tatsächlich gibt die Größe der Beratung einen Vorteil im weltweiten Verdrängungskampf. Mehr als 20.000 Beschäftigte, darunter 9700 Berater, in 61 Ländern kann kein Wettbewerber aufbieten. Rund 350 Millionen Euro gibt McKinsey weltweit jährlich für Fortbildung und Datenbanken aus. Nur die Boston Consulting Group (BCG) und Bain gelten als stark genug, um mithalten zu können. Andere sind gestrauchelt. Roland Berger hat sich weitgehend vergeblich um den Aufbau einer globalen Präsenz bemüht. Rivale Booz schlüpfte bei PwC unter.

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