Stefan Pichler So tickt der neue Air-Berlin-Chef

Der neue Vorstandschef Stefan Pichler ist die letzte Hoffnung für Air Berlin. Doch dafür muss ihm der arabische Großaktionär Etihad genug Freiheit geben.

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Künftiger Air-Berlin-Chef Stefan Pichler Quelle: Bloomberg

Wenig sorgte in der deutschen Luftfahrtbranche zuletzt so sehr für Gähnen wie das Gerücht, Stefan Pichler werde jetzt Chef von Air Berlin. Schließlich galt der 57-Jährige schon als der Favorit für den Posten, bevor Gründer Joachim Hunold im August 2011 unsanft rausflog. Doch am Ende wurde daraus nie etwas.

Das lag nicht zuletzt an Pichlers schlechtem Ruf als Entscheider. Zwar wurde er noch um die Jahrtausendwende als Deutschlands ehrgeizigster Manager gefeiert. Doch am Ende hatte sich der gebürtige Münchner hierzulande gründlich ins Abseits manövriert.

Weltweit rastlos: Der Lebenslauf des Stefan Pichler

2003 war er an der Spitze des Reisekonzerns Thomas Cook gescheitert, weil der Konzern tief ins Minus rutschte. Das lag an den milliardenschweren Zukäufen, mit denen er aus dem biederen Verbund der Ferienlinie Condor mit Neckermann Reisen (C&N) den Weltkonzern Thomas Cook bauen wollte. Doch in der Krise nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 und der Reiseangst infolge der Lungenseuche SARS rutsche Thomas Cook tief ins Minus. Und Pichler galt als der Schuldige.

Geläutertes Raubein

Das Urteil fiel leicht. Viele in der Branche hatten noch eine Rechnung mit Pichler offen. Er hatte sich viele Feinde in der Branche gemacht. Als Verkaufschef bei der Lufthansa ewta stieß er mit seinem raubeinigen Führungsstil viele vor den Kopf. Da schien es passend, dass sich der umtriebige ehemalige Marathonläufer ins Ausland zog und sich nach einer erfolgreichen Zeit an der Spitze des australischen Billigfliegers sowie dem Flugdiscounter Jazeera Airways aus Kuwait zur Ruhe setzte – als Leiter der staatlichen Fluggesellschaft der Fidschi-Inseln.

Wenn der begeisterte Taucher nun die blaue Südsee für die graue Spree aufgibt, liegt das am Umdenken beider Seiten. Air Berlin schreibt weiterhin tiefrote Zahlen, trotz Sparrunden, zweier Chefwechsel in drei Jahren und 800 Millionen Euro Zuwendung vom arabischen Großaktionär Etihad.

Da hilft jetzt nur noch ein Maniac wie Pichler, um Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft durch überfällige Einschnitte vor dem Absturz retten. Das hat wohl auch die zögerlichen Teile des Verwaltungsrats um den Vorsitzenden Hans-Joachim Körber und Alt-Chef Hunold überzeugt, die dem Vernehmen nach größere Umbauten und nicht zuletzt Pichlers Berufung in den vergangenen Jahren verhindert haben.

Aber auch Pichler ist nach gut zehn Jahren im Ausland nicht mehr der Alte und ist aus Sicht von Freunden geläutert im Umgang mit Untergebenen und Geschäftspartnern. „Er dreht Air Berlin, wenn ihm Etihad die Freiheit lässt“, so ein Weggefährte.

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