Studie der Verbraucherzentralen Vergleichsportale helfen Nutzern kaum weiter

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Viele Portale miteinander verbunden

Wer den Portalen trotzdem treu bleiben will, sollte vielleicht dieses Detail beachten: Im Festnetz- und Internetbereich zeigten laut Studie vor allem teltarif.de und smartchecker.de überdurchschnittlich hohe Preise an. Im Mobilfunkbereich wären Kunden auf preis24.de, sparhandy.de und bei teltarif.de überwiegend schlecht gefahren und hätten mehr als nötig bezahlt.

Check24 moniert aber auch methodische Mängel der Studie, etwa im Bereich Telekommunikation. So hätten die Verbraucherschützer zum Beispiel bei DSL-Tarifen nur die monatliche Grundgebühr in ihrer Untersuchung angesetzt. Check24 weise auf seinem Portal hingegen einen Effektivpreis aus, der alle über 24 Monate anfallenden Kosten und Boni berücksichtige. „Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen“, sagt Friedheim von Check24.

Zur Vorsicht bei der Auswahl der Portale raten die Verbraucherschützer noch aus einem anderen Grund. Viele Portale sind miteinander verbunden oder haben die gleiche Muttergesellschaft. Dies sei für Nutzer kaum ersichtlich. So stünde zum Beispiel hinter den Portalen verivox.de, billigstrom.de, energie-vergleich.de, billigertelefonieren.de und toptarif.de immer die Verivox Holding GmbH. Anteilseigner der Verivox Holding GmbH sei zu 80 Prozent wiederrum die ProSiebenSat.1 Media AG, die selbst noch 85 Prozent an preis24.de halte. Derart verbandelte Portale würden oft identische Preise anzeigen, haben die Studienautoren ermittelt. Wollen Nutzer sich also gezielt auf verschiedenen Portalen informieren, müssten sie voneinander unabhängige Portale wählen - keine leichte Aufgabe.

Check 24: Die wichtigsten Antworten zum Prozess

Im Energiebereich bringen die Portale Nutzern am ehesten einen Vorteil. Denn in der Untersuchung der Verbraucherzentralen waren die Preise von Strom- und Gastarifen zwischen verschiedenen Portalen meist identisch. Nutzer müssen also keine übertriebene Angst davor haben, auf einem Portal mit schlechten, ergo zu hohen, Preisen zu landen. Außerdem lagen die Preise der Portale gleichauf oder sogar unterhalb der Anbieterpreise. Genau das versprechen sich Nutzer ja von den Vergleichsportalen. Die Portale selbst versuchen zudem mit weiterem Service, über den reinen Preisvergleich hinaus, zu punkten. So bietet Verivox etwa einen Regionalfilter an, mit dem Interessenten Stromangebote aus ihrer Region angezeigt bekommen, ähnlich wie es bei Lebensmitteln üblich ist. Fünf bis zehn Prozent der Nutzer würden diesen Filter schon einsetzen, sagt Dagmar Ginzel, Mitglied der Geschäftsleitung von Verivox.

Ein Problem bleibt trotzdem: Längst nicht jeder Tarif war auf jedem Portal zu finden. Die Portale entscheiden selbst, welche Anbieter sie listen. So wird kein umfassender Marktüberblick sichergestellt. Welchen Einfluss die Portale auf dem Strommarkt haben und warum sie nur kurzfristig günstige Preise fördern und damit nicht den Kundeninteressen dienen, hat ein Insider der Strombranche der WirtschaftsWoche geschildert .

Was Sie bei der Preisjagd auf Vergleichsportalen beachten sollten

Immerhin: Am Gerücht, dass die Wahl von Handy, Tablet oder Computer die angezeigten Preise auf den Portalen beeinflusst, ist wohl nichts dran. Zumindest fanden die Verbraucherschützer keine Anhaltspunkte dafür. In ihren Tests waren die Preise stets gleich. Es spielte auch keine Rolle, ob sie Portale mehrmals aufriefen und immer wieder die gleichen Preise verglichen.

Die Verbraucherzentralen reihen sich nun in die Reihe derer ein, die von den Betreibern der Vergleichsportale mehr Transparenz einfordern. Jüngst hatte der Bundesrat eine solche Initiative gestartet. Das Portal Check24 muss sich zudem derzeit vor dem Münchner Landgericht verantworten. Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute fordert, dass das Portal seinen Status als Versicherungsvermittler gegen Provision deutlich transparenter machen müsse.

Die Forderungen der Verbraucherschützer: Wirtschaftliche Verflechtungen sollten für Verbraucher klar erkennbar sein. Eine Kennzahl könnte Nutzern der Portale zeigen, wie viele Anbieter das jeweilige Portal abdeckt. Sollten Provisionen der Anbieter an die Portale irgendeinen Einfluss auf Ergebnis, Ranking oder Darstellung von Ergebnissen haben, müsste dies transparent gemacht werden. Werbeanzeigen sollten nicht in die Ergebnisauflistung der Portale eingebunden werden, sondern seien optisch abzugrenzen und als Werbung kenntlich zu machen.

Eins ist wohl klar: Nach der neuen Studie der Verbraucherzentralen wird die Debatte um die Vergleichsportale erst richtig losgehen. 

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