Der Flieger ist tatsächlich gelandet. Und sogar in Berlin. Kaum zu glauben bei den Start-Schwierigkeiten, die dieser Landung vorangingen. Eine Webseite namens „berlin-spotter.de“ belegt die Ankunft des Airbusses A320 am 21. Juli 2017 um 21:25 Uhr. Fast wie geplant. Aber eben nur fast.
Marcos Rossello hat das Flugzeug in Brasilien geleast. Mit ihm und einer weiteren Maschine soll bei seiner im vergangenen Jahr gegründeten Linie Sundair alles gut werden. Bisher ist der nach seinem Sitz in Stralsund benannte Ferienflieger nicht wirklich abgehoben. Seit dem 1. Juli will Sundair Urlauber entspannt zum Ziel bringen, doch viele Reisende sind wegen ständiger Umbuchungen verärgert. Das ist nicht die einzige Panne bei Deutschlands jüngster Fluglinie. Doch ein großer Partner und der hessische Steuerzahler sorgen dafür, dass Rossello vorläufig weitermachen kann.
Die Flugbranche ist nicht gerade ein Magnet für Gründer. Der Einstieg ist teuer und aufwendig, der Wettbewerb vernichtend hart. Selbst Air Berlin, die zweitgrößte Fluglinie Deutschlands, hat jüngst Insolvenz angemeldet. Weitere Branchengrößen, wie beispielsweise Alitalia, kämpfen derzeit ums Überleben.
Rossello, früher Geschäftsführer eines IT-Unternehmens, lässt sich davon aber nicht abschrecken. Da Sundair keine eigenen betriebsbereiten Flieger hat, mietet die Linie seit Anfang Juli welche bei der Konkurrenz. Das ist teuer und riskant. Die fremden Flugzeuge sind nicht immer verfügbar. Wenn gerade kein Flieger am richtigen Ort da ist, bucht Sundair die Reisenden um. Deren Urlaub beginnt dann nicht wie geplant, sondern irgendwie, irgendwo, irgendwann.
Lustig finden die das nicht. Auf der Facebook-Seite von Sundair lassen sie Wut und Frust raus. Nadine A. etwa klagt, dass sich Details ihres Abflugs in die Mittelmeersonne seit der Buchung im Frühjahr immer wieder verändert haben. „Nun fliegt eins meiner Kinder nicht mal mehr am selben Tag wie der Rest der Familie“, schreibt sie. „Nie wieder Sundair“, lautet ihr Fazit. Andere Kunden berichten Ähnliches.
Skytrax-Ranking: Die besten Airlines der Welt
Hainan Airlines
Vorjahr: Rang 12
Etihad Airways
Vorjahr: Rang 6
Lufthansa
Vorjahr: Rang 10
EVA Air
Vorjahr: Rang 8
Cathay Pacific
Vorjahr: Rang 4
Emirates
Vorjahr: Rang 1
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Vorjahr: Rang 5
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Vorjahr: Rang 3
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Vorjahr: Rang 2
Die Fehler der anderen
In einem spartanisch eingerichteten Konferenzraum in der Berliner Geschäftsstelle will Rossello alles klären. Fehler, so seine Diagnose, haben nur andere gemacht. Leider habe die brasilianische Latam Airlines, bei der er die beiden Flugzeuge geleast hat, diese zu spät ausgeliefert. Leider sei gerade kein Ersatz verfügbar gewesen. Und leider hätten Techniker von Etihad in Abu Dhabi, die die Flieger für den EU-Raum flugtauglich machen sollten, wegen des Fastenmonats Ramadan nicht Vollzeit arbeiten können. Leider, leider, leider. Rossello will sich trotzdem nicht entmutigen lassen. „So was passiert“, sagt er und zuckt die Schultern.
Schließlich hat er einen starken Partner. Mithilfe von Gerald Kassner, dem Chef von Schauinsland-Reisen, soll aus Sundair trotz des Fehlstarts noch was werden. Mit zuletzt 1,1 Milliarden Euro Umsatz ist der Duisburger Veranstalter ein Schwergewicht der Branche. An Sundair ist er mit 50 Prozent beteiligt. „Die Gründung war eine lose Gedankenspinnerei, bis Herr Kassner ins Spiel kam“, sagt Rossello. Schauinsland verspricht sich von der Beteiligung flexible Flugzeiten für das eigene Pauschalreiseangebot. Sundair sichert die Partnerschaft gut gebuchte Flüge. Gleichzeitig ist das Unternehmen vollkommen von seinem Partner abhängig. Einzeltickets verkauft Sundair keine.