Im Rumpf des Schiffes drehen die Eiskunstläufer bereits ihre Runden. Sie testen, ob das Eis auch gleichmäßig und eben genug ist für ihre Show. Ganz nah fahren sie an den Zuschauerreihen mit den blauen Polsterstühlen vorbei, vorwärts, rückwärts, im Slalom und drehen dann in der Mitte des Eises ihre Pirouetten. Tanja und Sergej sind ehemalige Olympia-Teilnehmer. Jeder Sprung, jede Bewegung sitzt. Bald sollen sie täglich über die Bühne fahren, um eine eigens für die Kreuzfahrtgäste erdachte und choreografierte Show aufzuführen. Holiday on Ice, mitten in der Karibik. Auf der „Symphony of the Seas“ ist das möglich.
Mehr als 6500 Passagiere kann das Schiff beherbergen, dazu 2200 Crew-Mitglieder. Die Menschen verteilen sich auf 16 Stockwerken. Noch steht das Schiff in der STX Werft in Frankreich, es ist eine Baustelle. Viele Restaurants und Deckbereiche sind nicht fertig gestellt, Kabel ziehen sich über die Flure oder hängen von den Decken. Schleif-und Bohrmaschinen stehen im Weg. Folien schützen Teppiche und Geländer so gut es geht vor den Bauarbeiten.
Wenn alle Arbeiten beendet sind und die „Symphony of the Seas“ im März in See sticht, wird sie das größte Kreuzfahrtschiff der Welt sein. Mit 362 Metern Länge übertrumpft sie ihre Vorgängerin „Harmony of the Seas“.
Trotz Baulärm und Staub ist schon erkennbar: Es ist ein Schiff der Superlative, eine schwimmende Stadt. An Bord gibt es eine Promenade mit Restaurants, Bars und Läden, einen Park, drei Wasserrutschen, Theaterbühnen für Eiskunst- und Broadway-Shows, ein mehrstöckiges Spa und einen großen Spielplatz und Betreuungsbereich für Kinder aller Altersgruppen. Es gibt Kinos, ein Casino und Kaffee, Kuchen, Drinks und Snacks an jeder Ecke. Wer will, kann eine Woche über die 16 Stockwerke schlendern und muss dabei nicht einmal das Meer sehen.
Diese Art von Urlaub wollen mehr und mehr Menschen. Der Trend zu Kreuzfahrten ist hält weltweit an. Rund 27 Millionen Menschen gehen dieses Jahr an Bord, prognostiziert der Branchenverband Cruise Lines International Association (CLIA). Das wären zehn Millionen Menschen mehr als noch vor einem Jahrzehnt.
Unter den weltgrößten Reedereien hat das einen Wettkampf ausgelöst. Alleine in diesem Jahr wollen sie 17 neue Hochseeschiffe präsentieren. Die Reederei MSC zum Beispiel will alleine bis 2020 sechs neue Kreuzfahrtschiffe zu Wasser lassen. Kosten: zehn Milliarden Euro.
Die Reedereien wetteifern um das größte Schiff, die höchste Investition, die zahlungskräftigste Kundschaft. Und dabei setzen sie auch auf immer mehr Luxus und Spektakel.
Der Mann, der bei Royal Carribean für dieses Spektakel zuständig ist, heißt Nick Weir. Der „Vicepresident Entertainment“ hat sich vor der Eiskunstbühne aufgebaut und schwärmt von seinen Shows. Kein Unternehmen beschäftige mehr Eiskunstläufer als Royal Carribean, sagt er, „wir sind die größten der Welt“.
Er schwärmt von den Lasershows, mit deren Hilfe er Videos auf die Eisfläche produzieren kann. Und wenn das Eis gerade nicht gebraucht wird, will er hier einen aufblasbaren Lasertech-Parkour aufstellen. Dann können Passagiere sich wie Agenten fühlen, während sie mit Laserpistolen auf ihre Gegner zielen.
Solche Extras sind mittlerweile Standard bei den größten Kreuzfahrtanbietern. Auch die „Norwegian Bliss“ der Reederei Norwegian Cruise Line hat eine Arena für Laser-Tag-Spiele, genauso wie eine zweistöckige Kart-Bahn.
Musicals und Shows gehören auf vielen Schiffen ebenfalls längst zum Standard-Programm. So präsentiert die Reederei „Aida“ immer wieder neue Tanzshows, und für Disney-Fans gibt es auf der „Disney Magic“ eine Musicalversion von Rapunzel. Die MS Koningsdam beschäftigt gar ein schiffseigenes Kammerorchester.
Die „Scenic Eclipse“, die ebenfalls in diesem Jahr erstmals in See sticht, besitzt sogar einen eigenen Hubschrauber und ein U-Boot. So sollen die Gäste ihre Umgebung in all ihren Facetten wahrnehmen können. Das Schiff soll die Eismeere an der Arktis und Antarktis ansteuern. Allerdings ist das Erlebnis besonders Wohlhabenden vorbehalten: Selbst die kleinste Kabine für die zweiwöchige Arktis-Kreuzfahrt kostet bereits 10.000 Euro.