Taxibranche Cabify macht Spaniens Taxiparadies zur Hölle

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Das Szenario hat sich komplett verändert

Das hat sich in den vergangenen Jahren drastisch geändert, auch aufgrund von Firmen wie Cabify, aber auch Entwicklungen wie Car2go, emove oder elektrische Fahrräder haben den klassischen Taxis das Leben schwer gemacht. Spaniens Taxis waren vor der Ankunft von Uber und Cabify zwar billiger als zum Beispiel deutsche oder französische, aber auch ziemlich unflexibel.

„Jetzt müssen sie aus dem Winterschlaf aufwachen, auch mal auf Passagiere warten und teilweise bleibt ihnen nichts anderes übrig als bei der Konkurrenz anzuheuern“, sagt der Madrider Kommunikationsexperte Joaquín Gómez von der Agentur LimeXL, selber Kunde von Cabify.

Was noch erschwerend hinzukommt: Im Zuge der spanischen Immobilienblase stieg der Wert ihrer übertragbaren Lizenzen im gleichen Rhythmus wie der der Häuser. Jetzt will diese allerdings niemand mehr haben, weil sie zu teuer sind und für Cabify Autos keine Lizenz notwendig ist. Zudem arbeitete das Start-up von Anfang an mit Chauffeur-Firmen zusammen, die dem Unternehmen ihre vertraglich gebundenen Fahrer zur Verfügung stellen, womit eine gewisse Stabilität garantiert wird. „Die Fahrer, die nicht bei Firmen angestellt sondern selbstständig sind, müssen zahlreiche Tests absolvieren und ein einwandfreies Polizeizeugnis vorlegen. Auch die Autos werden einer genauen Prüfung unterzogen“, erklärt Juan de Antonio.

Das dürfen Sie bei Taxifahrten im Ausland
Ist das Taxi frei wählbar?In Deutschland gilt der „Grundsatz der Vertragsfreiheit“. Das bedeutet: Fahrgäste dürfen selbst entscheiden, ob sie sich in das erste Taxi der Schlange oder eines der folgenden setzen möchten. Im Ausland herrscht dagegen weniger Liberalität – so dürfen Passagiere in Portugal, Polen oder Italien nur dann auf ein anderes Taxi als das erste in der Schlange ausweichen, wenn sie mit Karte zahlen müssen oder ein anderer Ausnahmefall den Verzicht auf das erste Taxi begründet. Ähnlich streng sind die Vorgaben in Spanien. Neben einer besonderen Zahlungsweise legitimiert nur ein Taxi, das in schlechtem Zustand ist, das Ausweichen auf ein zweites oder drittes aus der Reihe.    Quelle: mytaxi Quelle: dpa
Wo setze ich mich hin?In Deutschland setzen sich viele Alleinreisende selbstverständlich auf den Beifahrersitz im Taxi. In Spanien, Italien, Portugal und Polen ist das allerdings nicht üblich. Eine Ausnahme besteht dann, wenn drei bis vier Personen in ein Fahrzeug einsteigen. In diesem Fall wird aus Platzgründen nach vorne ausgewichen. Quelle: dpa
Wie viel Trinkgeld ist angemessen?Hierzulande besteht beim Trinkgeld kein Muss, denn die Bediengelder sind bereits im Fahrpreis inbegriffen. Dennoch ist ein Trinkgeld von zehn Prozent des Fahrpreises höflich und daher zu empfehlen. Insbesondere dann, wenn Sie mit dem Service zufrieden waren. In Spanien und Polen besteht ein Unterschied zwischen Touristen und Einheimischen: Während von Urlaubern ein Trinkgeld in Höhe von circa zehn Prozent erwartet wird, geben Ortsansässige – ähnlich wie in Deutschland – nur dann Trinkgeld, wenn sie mit dem Service besonders zufrieden waren. In Portugal entspricht eine Pauschale von 50 Cent bis zu einem Euro der Knigge-Lehre, in Italien ist Trinkgeld unüblich. Quelle: dapd
Wie viel Gepäck ist erlaubt?Gepäckbestimmungen variieren stark von Land zu Land. Wer nicht mit ihnen vertraut ist, muss vor allem in Portugal tief in die Tasche greifen, wo nur das Handgepäck im Preis enthalten ist. Abgesehen von Kinderwagen und Rollstühlen kostet jedes weitere Gepäckstück 1,60 Euro. Extrakosten sind nur in einzelnen spanischen und italienischen Städten fällig. Ansonsten wird alles transportiert, was in den Kofferraum passt und die Sicherheit des Fahrzeuges nicht beeinträchtigt oder das Taxi beschädigt. In Deutschland können sich Fahrgäste glücklich schätzen: Taxifahrer sind per Gesetz dazu verpflichtet, mindestens 50 Kilogramm Gepäck zu transportieren. Quelle: dpa
Dürfen Haustiere mitfahren?Auch diese Frage ist nicht mit einem eindeutigen „Ja“ oder „Nein“ zu beantworten. Hierzulande ist die Mitnahme von Haustieren grundsätzlich gestattet – allerdings nicht auf den Sitzflächen. Das schließt Zusatzkosten jedoch nicht aus, es sei denn, es handelt sich um Blindenhunde. Voraussetzung für die Mitnahme ist, dass die Sicherheit des Taxis und anderer Fahrgäste durch die Mitnahme nicht beeinträchtigt wird. Gleiches gilt in Polen. In Spanien ist die Mitfahrt von Tieren auf Verhandlungsbasis möglich. In Italien sind verbeinige Begleiter grundsätzlich unerwünscht und in Portugal dürfen nur in Käfig untergebrachte Tiere mitfahren. Quelle: dpa
Ist der Verzehr von Speisen und Getränken erlaubt?In diesem Punkt herrscht internationale Einigkeit: Auch wenn es mal mehr, mal weniger geduldet wird, Essen und Trinken während der Fahrt wird nicht gern gesehen, weil es oft mit unangenehmen Gerüchen einhergeht und es leicht zu Verschmutzungen des Innenraums kommen kann. Während der Verzehr von Speisen und Getränken in Spanien gestattet ist, wenn der Fahrer zustimmt, ist er in Portugal und Italien grundsätzlich untersagt. Auch in Deutschland sollten hungrige Mitfahrer mit dem Fahrer abstimmen, was gegessen darf und was nicht. Generell gilt: Mit einem kleinen Snack fährt man sicherer als mit fettigen Speisen wie zum Beispiel Currywurst. Quelle: REUTERS
Dürfen Fahrgäste abgewiesen werden?Da deutsche Taxifahrer generell einer Beförderungspflicht unterliegen, sind sie dazu verpflichtet, jeden Passagier mitzunehmen. Eine Ausnahmesituation besteht nur dann, wenn der Fahrgast eine Gefahr für die Sicherheit und Ordnung des Taxis darstellt. Das kann beispielsweise bei starker Angetrunkenheit oder einer ansteckenden Krankheit der Fall sein. Was viele nicht wissen: Auch Reisende mit Kindern können abgelehnt werden, wenn entsprechende Kindersitze fehlen. In Italien sind die Grenzen noch etwas deutlicher: Hier können auch Minderjährige Passagiere abgewiesen werden. Spanische Taxifahrer können sich zudem gegen Fahrten zu gefährlichen Plätzen weigern, die bekannt für Drogenhandel oder ähnliche illegale Machenschaften sind.

Das alles setzt den klassischen Taxifahrer unter Druck. Kinderwagen oder Rollstühle konnten bisher nicht transportiert werden. Cabify bietet das an. Zudem: Kurzstrecken unter fünf Kilometer hasst der klassische Taxifahrer. Es gibt zudem auch heilige Kühe wie die Flughäfen, wo von der alten Riege durchgesetzt wurde, dass ein Standardtarif von 30 Euro als Mindestpreis gilt, egal wo es hingeht.

Legale Grenzen ausreizen und besseren Service anbieten

Und genau hier hat Cabify das Feuer gezündet. Das von dem Argentinier Mariano Silverya in Spanien gemanagte Unternehmen fährt inzwischen zum halben Preis in die Stadt und wirbt dafür schon im Flughafen. „Letztlich schneiden sich die Taxifahrer mit diesem Mindestpreis ins eigene Fleisch. Sie werden zum Luxusgut“, glaubt der Madrilene Álvaro Rodríguez, der inzwischen entweder sein Auto vor dem Flughafen gratis parkt und mit der Metro reinfährt oder auch Cabify oder Uber nutzt. Das ärgert natürlich die konservative Konkurrenz, deswegen ziehen sie immer wieder gegen Cabify vor Gericht und protestieren lautstark auf der Straße. „Aber das ist halt auch, wie ein Markt funktioniert“, sagt Rodríguez.

Die meisten offiziellen Taxifahrer sehen das anders: Sie sind Selbstständige, die eine teure Lizenz erworben haben. Sie müssen sich zudem an vorgegebene Tarife halten. Während sie sich am Flughafen bei Ankunft in eine Schlange einreihen müssen und vielleicht erst nach 15 Minuten einen Gast haben, kommt Cabify auf Anruf direkt vorgefahren.

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