Terrassentalk der Verlagsgruppe Handelsblatt "Facebook als Medienmarke zu ignorieren, ist ein gewagtes Modell"

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Digitale Aktivitäten forcieren

Umso wichtiger sei es jetzt, die digitalen Aktivitäten und die „journalistischen Köpfe“ zu forcieren. Nur so können Marken wie Handelsblatt, Wirtschaftswoche, FAZ oder NZZ langfristig Marktanteile zurückgewinnen. „Wir müssen uns in dieser Zeit ständig selbst Konkurrenz machen, sonst geben wir das Geschäft aus der Hand“, sagt Müller von Blumencron. Und das klappt bei WirtschaftsWoche und Handelsblatt schon ganz gut: Die Reichweiten der Webseiten entwickeln sich prächtig – wichtig für das Anzeigengeschäft. Gleichzeitig konnte die Verlagsgruppe bereits insgesamt rund 49.000 digitale Abonnenten der digitalen Produkte dazu gewinnen.

Aber bisher nutzen die meisten Verlage ihre digitalen Möglichkeiten nicht aus, wirft ihnen Blogger Sascha Lobo vor. Dass die Medienhäuser etwa Storytelling, also das Erzählen von Geschichten mit Videos, Animationen und Grafiken, kaum nutzen sei „typisch für Deutschland.“ Das Online-Angebot einiger Verlage wirke auf ihn, „wie wenn man einen Kinofilm drehen wollte und einfach die Theaterbühne abgefilmt hat.“

Was Top-Manager zur neuen WiWo sagen
„Die neue WiWo inspiriert und bietet mit ihrem frischen und modernen Look noch mehr Lesefreude. Glückwunsch zu einem gelungen Facelift!“Boris Winkelmann, CEO, DPD
„In Zeiten des Wandels ist es für jedes Unternehmen essentiell, sich mit aktuellen Entwicklungen und den sich laufend verändernden Kundenanforderungen auseinanderzusetzen. Die WirtschaftsWoche ist hierfür ein wichtiger Impulsgeber und Wegweiser, der Zusammenhänge beleuchtet und Hintergründe aufklärt – eben Licht ins Dunkel bringt. Mit dem neuen Heftkonzept wird die WirtschaftsWoche dem sogar noch besser gerecht.“Michael Huber, Generalbevollmächtigter, TRILUX
„Unser Unternehmen entwickelt sich von einem Forstproduktehersteller zunehmend zu einem weltweiten Akteur auf dem schnelllebigen Konsumgütermarkt. Um auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen in der deutschen sowie der globalen Wirtschaft zu sein, ist die WiWo auch für uns eine unerlässliche Lektüre. Durch den Relaunch wird sie uns sicherlich auch zukünftig umfassend über Trends informieren.“Markus Armbruster, Marketing Director Region Central für Consumer Goods (u.a. Tempo, Zewa, Demak’Up) und European Marketing Director für Hankies und Facials, SCA
„Liebe Wirtschaftswoche, herzlichen Glückwunsch zu einem gelungenen Neustart! Die hochwertigen Inhalte, die Ihre Redaktion auszeichnen, werden den Lesern jetzt noch anschaulicher und übersichtlicher präsentiert. Das war mein erster Eindruck vom neuen Heft. Dadurch schaffen Sie es, unsere informationsüberladene Welt verständlich und unterhaltsam zu erklären. Was mich zusätzlich freut: Durch die neue, klare Bildsprache werden die Meinungen und Reportagen sehr viel emotionaler aufgeladen – ein Thema, das uns als Fernsehmacher täglich beschäftigt und von dem wir wissen, dass es viel Herzblut kostet. Die neue Wirtschaftswoche fasziniert die Leser mit intelligenten Infografiken, starken Fotos und weiterhin überzeugenden journalistischen Artikeln. In diesem Sinne – für die Zukunft alles Gute, liebe WiWo!"Susanne Mueller, Head of Corporate Communications, QVC Deutschland
„Mehr Menschen, mehr Standpunkte, klare Sprache, bessere Grafiken und unkonventionelle Bilder – so wird die WirtschaftsWoche im Digitalzeitalter richtig interessant“Stefan Pichler, Vorstandsvorsitzender, Air Berlin Quelle: Presse
„Mit viel Mut meistert die WiWo den Spagat zwischen Online und Print und ebnet den Weg für die Zukunft“Gregor Bieler, Mitglied der Geschäftsleitung, Microsoft Deutschland Quelle: Presse
„Der neue Erscheinungstag für das Heft ist genial. Und das neue Layout ist gut. Aber ich brauche eine Weile, bis sich meine Augen dran gewöhnt haben“Boris Dzida, Partner, Freshfields Bruckhaus Deringer Quelle: Presse

Dabei bietet das Netz nicht nur neue Erzählformen, sondern auch besseren Kontakt zu den Lesern. „Zuhören wird unterschätzt“, sagt NZZ-Chefin Anita Zielina. Diskussionen mit den Usern auf der einen Seite und Auswertung der Klick-Daten auf der anderen erlauben es den Redaktionen, besser für ihre Zielgruppe zu schreiben.

Das sieht Lobo aus eigener Erfahrung nicht ganz so positiv. „Ich hing‘ längere Zeit an der Like-Nadel“, sagt er. „Mit 20.000 Likes fühlt man sich besser“. Aber das sei wie Traubenzucker und vergehe nach drei Stunden. Zwar entwickle man damit ein Gespür für Themen, doch der Daumen nach oben allein dürfe nicht die journalistische Richtung vorgeben.

Denn nicht nur die kostenlosen Likes entscheiden am Ende über Gewinner und Verlierer des digitalen Wandels. Auch die Geschäftsberichte müssen stimmen. Drei der vier Diskutanten sind sich sicher, es gebe keinen Königsweg zum profitablen Internet-Journalismus. So fahre etwa die NZZ eine Mehrstufenstrategie aus Werbung, bezahlten Inhalten und Events. Die Verlagsgruppe Handelsblatt setzt insgesamt auf verschiedene Säulen der Finanzierung und monetarisiert umfassend seine Marken. Angefangen von der Werbefinanzierung und der Einführung digitaler Abo-Produkte bis hin zu der einer ganzheitlichen Monetarisierung der Marken.

Nur der Blogger Lobo legt sich fest: Paid-Content. Die Nutzer sollen für die Inhalte zahlen, auch wenn das im Moment kaum funktioniert. Den Hauptgrund hat er aber schon ausgemacht: „Micro-Payment ist eine totale Katastrophe.“ So fehlt bisher im deutschen Markt etwa ein journalistisches iTunes, das Artikel für kleine Beträge in wenigen Klicks verfügbar macht. Vielleicht hat der „verrückte Junge“ Lobo, wie ihn Steingart betitelte, aber auch schon eine andere Idee.

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