Endlich kann Handelsblatt-Herausgeber Gabor Steingart seine Dachterrasse präsentieren. „Dieses Mal hat das Wetter mitgespielt“, freut er sich, nachdem das erste Düsseldorfer Terrassengespräch der Verlagsgruppe Handelsblatt, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört, dank Dauerregens zum Foyer-Talk wurde.
Rund 100 Gäste folgten Steingarts neuer Einladung auf die Terrasse im fünften Stock und lauschten über den Dächern Düsseldorfs der Diskussion von Autor und Blogger Sascha Lobo, der Online-Chefin der WirtschaftsWoche Franziska Bluhm, dem FAZ-Digitalchef Mathias Müller von Blumencron und der Chefredakteurin der Neuen Züricher Zeitung (NZZ) Anita Zielina. Thema der von Meedia-Chefredakteur Georg Altrogge moderierten Debatte: Wie verändert die Digitalisierung den Journalismus?
Schnell wird klar, dass für die „drei reinrassigen Journalisten und Sascha Lobo“, wie Altrogge das Diskutanten-Quartett zusammenfasste, die digitalen Plattformen und ihre Produkte in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen werden. Denn das Internet und die digitalen Möglichkeiten seien das Beste, was Journalisten je in die Finger gekommen sei, ist sich FAZ-Mann Müller von Blumencron sicher. Es war ein „Riesen-Fehler“, dass viele Medienhäuser anfangs dachten, „irgendwann geht das Internet wieder weg.“
Denn ihren Startvorteil im Netz, den die Verlagshäuser mit ihren gedruckten Magazinen und Tageszeitungen Ende der 90er Jahre hatten, habe sie gegenüber der heutigen Internet-Konkurrenz wie Politico oder BuzzFeed häufig verspielt. Jetzt müssen sich die geschichtsträchtigen Medienhäuser den neuen Wettbewerbern stellen.
Und ausgerechnet jetzt will auch noch Facebook eine eigene News-App auf den Markt bringen. Gemeinsam mit etablierten Verlagen und Sendern arbeitet Mark Zuckerbergs Unternehmen an einer besseren Einbindung von Nachrichten in das soziale Netzwerk. FAZ-Digitalchef Müller von Blumencron warnt: „Facebook als Medienmarke zu ignorieren, ist ein gewagtes Modell – zumindest in den nächsten fünf Jahren.“ Wer nicht mitmacht, könnte mittelfristig Marktanteile verlieren.
„Wichtig ist, dass man die Qualität, die die Marke ausstrahlt ins Netz überträgt“, sagt WirtschaftsWoche-Online-Chefin Franziska Bluhm. Doch die Informationsflut im Netz macht die Leserbindung für Magazine und Tageszeitungen schwieriger. Brauchen wir deshalb nun Journalisten als Marken, wollte Moderator Georg Altrogge wissen. „Nur weil man bekannt ist und für etwas steht, ist man noch keine Marke“, entgegnet Blogger Lobo. Besser passe der Begriff der „journalistischen Köpfe“, meint Bluhm.