Er strahlt und stochert dann mit dem Pickzeug, Metallstäbchen, fein wie das Werkzeug eines Zahnarztes, im Schloss. Wenn es ein 200 Jahre alter Tresor mit wunderschönen floralen Verzierungen ist, dann drückt er hier fest auf eine Niete, zieht dort vorsichtig an einer Dekoleiste. Und wenn er nur geduldig und feinfühlig genug war, die Ohren gespitzt, dann macht es plötzlich leise „klong“ und irgendwo aus dem Dekor, unerkennbar zuvor, ragt eine kleine Schublade mit dem ersten von zwei nötigen Schlüsseln.
So dechiffriert Lars Jelonnek uralte Trickverschlüsse. Seine Dienste sind aber auch begehrt, wenn Erben ratlos vor verschlossenen Wertschränken mit einem so genannten Gedankenschloss stehen, dessen Zahlenkombi auf keinen Geburtstag, keinen Hochzeitstag, einfach überhaupt nicht reagiert. Oder Jelonnek wird gerufen, um stundenlang die Überreste eines glücklos gesprengten Geldautomaten zu knacken. Wohlgemerkt im Auftrag der Bank, nicht der Panzerknacker. Der Kölner Metallbaumeister gilt als einer der besten Schlosser und Spezialist für schwierige Schlösser im Land.
Das will etwas heißen in einer Branche mit einigen schwarzen Schafen. Immer wieder machen unseriöse Schlüsseldienste mit Wucherpreisen von sich reden. Da kostet die schnelle Öffnung eines Standardschlosses schnell mal 500 Euro. Tausende Anbieter, die sich in lokalen Telefonbüchern drängen, gelten als nicht existent, sondern als Trick eines weit entfernten Anbieters, der sich dann noch zum Wucherhonorar eine hanebüchene Anfahrtspauschale bezahlen lassen will.
Mit solchen Usancen hat Jelonnek nichts zu schaffen. In der weit zerfaserten Branche - Schätzungen reichen bis zu mehr als 100 000 Anbietern, die sich oft nicht mangels Qualifikation einmal Handwerker nennen dürfen - gehören kaum ein Dutzend Kollegen zu den Experten für die richtig schwierigen Fälle. Selbst die Tresorhersteller verweisen ihre Kunden bei Problemen an diese Experten, von denen Lars Jellonek einer ist. Macht er sich auf, um einen besonders schwierigen Tresorfall zu knacken, fällt auch sein Honorar samt Vorarbeit und Anfahrt mal vierstellig aus. Rund 80 Prozent seiner Aufträge kommen von Banken und Herstellerfirmen, in 20 Prozent gilt es knifflige historische Tresore zu knacken. Immer so, dass die Wertschränke hinterher wieder zu verwenden sind.
Die meisten Herausforderungen kommen harmlos daher: „Guten Tag, ich habe einen Tresor, der ist grau und der Schlüssel weg. Ein Typenschild ist nicht dran. Kriegen Sie den auf?“
So ein Auftrag ist aber auch eine Übung in Menschenkenntnis. Denn woher will Jelonnek immer wissen, dass der freundliche Kunde tatsächlich berechtigt ist, den verschlossenen Tresor öffnen zu lassen? „Ich hab da so meine Rückfragen“, sagt der Experte. Verraten will er sie nicht. Expertenwissen eben. „Juristisch heikel wird es zum Beispiel, falls Waffen im Tresor lagern“, erzählt er. „Fairerweise muss man auch sagen: Der Kunde muss ja auch immer mir vertrauen.“ Soll heißen: Schließlich weiß jetzt auch der sympathische Herr Jelonnek, wie sich der Tresor in Zukunft öffnen lässt.
Einen beschrifteten Firmenwagen fährt Jelonnek übrigens nicht: Es soll ja aus Kundensicht nicht jeder wissen, dass sich im Haus, vor dem er parkt, offensichtlich Wertvolles befindet. Den Kölner treibt seine Passion und nicht eine verbotene Gewinnmaximierung an. Warum bloß interessieren ihn ausgerechnet Schließmechanismen so sehr, dass sich sein Leben seit Jahrzehnten um sie dreht?
Die wichtigsten Fragen rund um Einbrüche
Die meisten Einbrüche finden in den sogenannten „dunklen Monaten“ statt. Das heißt zwischen Oktober und Februar. Bevorzugte Uhrzeiten sind die Dämmerungszeiten.
Im Grunde ganz einfach: Die meisten benutzen laut Polizei einen Schraubenzieher. Zumeist nähern sich Einbrecher von der Gartenseite und hebeln Fenster oder Fenstertüren auf. Dreiviertel aller Einbrüche laufen so ab, heißt es.
Einbruchssichere Fenster und Türen sind wohl der effektivste Einbruchsschutz. Wer persönlich zugeschnittene Infos sucht, kann sich kostenlos und neutral von Beamten der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle beraten. Dort werden auch geprüfte Handwerksbetriebe empfohlen.
Laut Polizei gilt: Erst muss die Außenhaut gesichert sein, dann kann man über weitere Schutzmechanismen nachdenken. „Meldeanlagen melden den Einbruch, verhindern aber keinen“, heißt es bei der Polizei.
Polizei anrufen und abwarten. Am besten nichts anfassen oder gar aufräumen. Alle weiteren Schritte lassen sich dann mit den Beamten besprechen.
„Schon als Fünfjähriger habe ich in der Schlosserei meiner Eltern – einem uralten Betrieb von 1860 - alle sorgfältig aufgehängten Schlüssel umsortiert“, lacht Jelonnek. „Ich glaube, gelegentlich habe ich ganz schön genervt. Wenn die vier Fräsmaschinen, die auf einem langen Tisch von einem Transmissionsriemen angetrieben wurden, alle gleichzeitig rappelten und alles vibrierte, das war ein Krach! Super!“ Während andere Jungs ihre Fahrräder zerlegten und zusammenbauten, schnappte sich der kleine Lars Schlösser und lernte: Drücken, drehen, schieben sind die Grundtechniken. Und zerstörungsfreies Öffnen dank der präzisen Rekonstruktion des Schlüssels ist die Königsdisziplin für legale Panzerknacker.