TUI-Chef Joussen Portale wie Booking.com haben ganz eigene Herausforderungen

TUI -Chef Fritz Joussen ist vor den großen Online-Reiseseiten nicht bange.

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Der Tui-Vorstandsvorsitzende Friedrich Joussen Quelle: dpa

WirtschaftsWoche: Herr Joussen, während Ihr Geschäft im Ausland zulegt, müssen Sie in Deutschland sanieren, weil Tui in den vergangenen Jahren eher Marktanteile verloren hat. Wann können Sie Erfolge vermelden?
Fritz Joussen: Der Markt für unsere Deutschland-Tochter ist sicherlich herausfordernd. Aber unsere Marktanteile sind im ersten Halbjahr wieder gestiegen und liegen jetzt wieder bei über 21 Prozent. Die Wende ist eingeleitet und mit Sebastian Ebel als Deutschlandchef bin ich sehr zuversichtlich. Aber das ist ein Marathon, kein Sprint. Da ist vieles zu tun.

Könnten Ihre Probleme In Deutschland daher rühren, dass Sie hier das meiste Geschäft über Reisebüros machen und online nur zwölf Prozent ihres Umsatzes erzielen? In Großbritannien, einer ihrer stärksten Märkte, sind es hingegen 54 Prozent online. 
Das halte ich nicht für ein großes Problem ...


Sondern?
Wir müssen einfach da sein, wo unsere Kunden sind. Und wenn unsere Kunden in Deutschland derzeit noch lieber ins Reisebüro gehen, dann sind wir dort mit vielen Reisebüros besser aufgestellt. Natürlich wird online in Zukunft auch hier immer wichtiger. In Schweden hingegen haben wir nur noch ein Reisebüro, da sind wir fast ausschließlich online. Es gibt unterschiedliche Kulturen in Europa, die gilt es ernst zu nehmen. An erster Stelle muss der Kunde stehen.

Sind die Deutschen dem Reisebüro tatsächlich so treu? Viele Jüngere haben noch nie ein Reisebüro betreten. 
Beratung und Service haben einen Wert und auch zunehmend wieder Konjunktur. Die Deutschen sind wesentlich weniger Online als zum Beispiel die Skandinavier. Das gilt nicht nur für den Reisemarkt.

Viele buche Reisen doch mittlerweile über Start-ups wie Urlaubspiraten.de oder Urlaubsguru.de …
Das mag sein. Gilt aber nicht für unsere Gäste. 

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Die wählen zum Beispiel bei TUI die schönsten und günstigsten Reisen und suchen dann etwa per Facebook nach Käufern. Haben Sie nicht Angst, dadurch den Kontakt zu Kunden zu verlieren?
Darüber mache ich mir keine Sorgen. Eher beobachte ich Online-Portale wie Booking.com. Aber die haben ganz eigene Herausforderungen - 30 Prozent ihres Umsatzes sind Marketingkosten, ein Großteil davon geht an den Internet-Konzern Google für Online-Werbung.

Wie viel Prozent ihres Umsatzes investiert TUI denn in Online-Werbung?
Das ist viel, viel weniger als Booking.com. Unsere gesamten Vertriebskosten, davon ist die Werbung nur ein Teil, liegen bei unter 15 Prozent.

Vielleicht sollten Sie den Anteil der Online-Werbung ja erhöhen.
Nein, wir haben eine sehr starke Strategie: Wir wollen abwechslungsreiche und qualitativ hochwertige Ferien anbieten. Wir kontrollieren die Qualität, weil wir auch eigene Hotels und Airlines haben. Und wir haben einen starken Direktvertrieb.

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