Nicht nur gemessen daran ist sie der Gegenentwurf zu ihrem Vorgänger Richard Vogel. Je nach Laune ließ der gern mal den Macho raushängen, dem es schnell langweilig wird. Der Miterfinder der Aida-Clubschiff-Idee war der Richtige für die Startphase der erst 2008 gegründeten TUI-Kreuzfahrtsparte. Sein All-Inklusive-Konzept für „Mein Schiff“ mit gutem Essen und viel Service, aber ohne Smoking und Abendkleid ist so erfolgreich, dass die rund 6500 Betten auf den bisher drei Schiffen immer komplett ausgebucht sind – bei einem Durchschnittspreis von fast 180 Euro pro Nacht und Person, doppelt so viel wie bei normalen Urlaubsreisen an Land.
Meier soll dafür sorgen, dass das so bleibt. Denn das Geschäft wird härter, seitdem Seereisen massenkompatibel geworden sind. Deutschland ist mittlerweile mit knapp zwei Millionen Hochseepassagieren im Jahr der zweitgrößte Kreuzfahrtmarkt der Welt, gilt aber immer noch als Wachstumsmarkt. Aber die Kapazität wächst schnell: Marktführer Aida baut gerade zwei neue Megaschiffe für jeweils 2500 Passagiere, zwei weitere, noch größere Schiffe sind bestellt. Wettbewerber wie die italienische Costa Crociere oder die schweizerisch-italienische MSC zählen Deutschland zu ihren Hauptmärkten, und auch die US-Reedereien buhlen inzwischen um die Gunst deutscher Kunden. „Wir müssen Überzeugungsarbeit leisten und in Zukunft vor allem solche Kunden gewinnen, die noch nie eine Seereise gemacht haben“, sagt Meier.
Die Urlaubs-Trends 2015
Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK hat die Bedeutung von Katalogen leicht abgenommen. Demnach nutzen nur noch gut ein Drittel der Urlauber Reisekataloge, um sich über Angebote zu informieren. Das Internet ist für 45 Prozent das Urlaubs-Recherche-Tool. Glaubt man einer Analyse von Google und TUI, gilt das sogar für satte 80 Prozent aller Reisebuchungen.
Ganz persönlich auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten - so wollen immer mehr Deutsche urlauben, so das Ergebnis der GfK-Umfrage. Demnach sind Zusatzleistungen wie der Privattransfer zum Hotel, individuelle Ausflugserlebnisse oder die Wahl zwischen verschiedenen Flugklassen für Reisende immer wichtiger und werden häufiger nachgefragt.
Auch wenn Individualität von vielen geschätzt wird, so machen es setzen die Deutschen trotzdem gerne auf eines: die All-Inclusive-Reisen. Laut GfK wuchs diese Urlaubsform weiter leicht - damit wird ein Trend der vergangenen Jahre fortgesetzt. Mittlerweile seien 24 Prozent aller Flug- und Autoreisen, die über ein Reisebüro oder einen Reiseveranstalter gebucht wurden, All-Inclusive-Reisen, so der Bericht.
Familien sind mehr unterwegs - ob mit dem Auto oder dem Flugzeug. Laut GfK ist der Familienanteil bei beiden Reisetypen, die über ein Reisebüro oder einen Reiseveranstalter gebucht wurde, überproportional gestiegen. Allein im Vergleich zur vergangenen Saison 2013/14 stieg die Zahl der Buchungen um 20 Prozent an.
Reisen im Luxussegment werden ebenfalls höher nachgefragt, so die GfK. Demnach werden besonders hohe Zuwächse bei Haushalten mit höherem Einkommen, sprich ein Haushaltsnettoeinkommen größer als 4000 Euro, mehr nachgefragt.
Meiers Job ist es, das Wachstum aus der Nische zu managen, in der TUI Cruises sich bisher kommod eingerichtet hatte: Mit der neuen „Mein Schiff 4“ kommen 2500 Betten hinzu, die baugleichen „Mein Schiff 5“ und „Mein Schiff 6“ folgen 2016 und 2017, "Mein Schiff 7" und "Mein Schiff 8" soll Meyer Turku in den beiden darauffolgenden Jahren ausliefern. Die Optionen für die Neubauten, die dann sukzessive die beiden kleineren und älteren "Mein Schiff 1" und "Mein Schiff 2" ablösen sollen, haben die Aufsichtsräte der Joint-Venture-Partner TUI und Royal Caribbean gerade in Festaufträge umgewandelt. Mittelfristiges Ziel ist ein Marktanteil von 25 Prozent.
Die Herausforderung besteht darin, trotz des schnellen Wachstums die Qualität zu halten. 30 Prozent der Mein-Schiff-Bucher sind Wiederholer – und die merken sofort, wenn es irgendwo hakt. Aber nicht nur die zusätzliche Kapazität will verkauft werden. In einem Markt mit wachsendem Angebot müssen auch genügend qualifizierte Arbeitskräfte angeheuert werden.
Waren Kinder und Familie jemals eine Option für die in einer Partnerschaft („Kein Touristiker!“) lebende Wahl-Hamburgerin? „Ja, zwei- oder dreimal, aber dann passte es doch nicht.“ Der Anfang März vom Bundestag beschlossenen Frauenquote für Großunternehmen steht Meier dennoch skeptisch gegenüber: „Das ist eher kontraproduktiv, wichtiger wäre ein Kulturwandel.“ Dann ein kurzes Zögern: „Andererseits habe ich es nicht geschafft, eine eigene Familie zu gründen, weil es mit der Arbeit nicht passte – vielleicht ist die Quote doch notwendig.“